Medaille nach 20 Jahren sicher Curler arbeiten fast versehentlich an der EM-Sensation
22.11.2024, 13:58 Uhr
Skip Muskatewitz (hier bei der WM im April) könnte Deutschland morgen zu Gold führen.
(Foto: picture alliance/KEYSTONE)
Curling ist eine Randsportart wie sie im Buche steht. Etwas größere Resonanz gibt es zumeist alle vier Jahre bei den Olympischen Spielen. Doch die letzte Teilnahme liegt inzwischen auch mehr als ein Jahrzehnt zurück. Derzeit ist EM in Finnland - und Deutschland hat plötzlich Chancen auf den Titel.
Die deutschen Curler stehen erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder in einem EM-Endspiel und haben damit schon ihre erste Medaille bei kontinentalen Titelkämpfen seit Bronze 2008 sicher. Beim EM-Turnier im finnischen Lohja setzte sich das Team um Skip Marc Muskatewitz (Sinzheim) im Halbfinale gegen Norwegen deutlich mit 8:2 durch und revanchierte sich damit erfolgreich für die 4:8-Niederlage zum Vorrundenauftakt. "Das ist sensationell", kommentierte Sportdirektor Markus Tröger vom Deutschen Curling-Verband (DCV).
"Es fühlt sich ein bisschen unwirklich an", sagte Muskatewitz beim TV-Sender Eurosport und fügte hinzu: "Wir sind wirklich stolz auf uns."
In ihrem ersten EM-Endspiel seit dem sechsten und bislang letzten Triumph in der Männer-Konkurrenz 2004 trifft die DCV-Auswahl am morgigen Samstag (14.00 Uhr deutscher Zeit) auf Titelverteidiger Schottland, der im zweiten Halbfinale den Vorjahresdritten Schweiz mit 10:8 bezwang. Zuletzt hatten deutsche Curler vor 16 Jahren als Dritte im schwedischen Örnsköldsvik auf einem EM-Podest gestanden.
Für das Finale sieht Tröger die Schotten als 16-maligen Titelgewinner und nach drei EM-Erfolgen in Folge als leicht favorisiert an. Die Mannschaft von Trainer Uli Kapp sei jedoch trotz ihrer 5:12-Vorrundenniederlage nicht chancenlos: "Die Schotten sind bei der EM bisher sehr stark und haben erst einmal verloren. Wir können uns aber schon über die Medaille freuen und deswegen ohne Druck spielen. Auf jeden Fall ist für uns auch gegen Schottland ein Sieg möglich."
Muskatewitz und Co. hatten sich schon im Verlauf der Vorrunde das Ticket zur WM 2025 in Moose Jaw gesichert. Bei den Welttitelkämpfen in Kanada werden im kommenden Jahr die Teilnehmer an den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo ermittelt.
Die letzte Olympia-Teilnahme eines DCV-Teams datiert von den Spielen 2014 im russischen Sotschi. Für die beiden nachfolgenden Olympia-Wettbewerbe 2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking hatte sich keine deutsche Mannschaft qualifiziert.
Nach dem Fehlstart in Lohja gegen Norwegen hatte das mit Außenseiterchancen nach Finnland gereiste DCV-Team durch fünf Siege in Serie vorzeitig die WM-Qualifikation perfekt gemacht. Mit einer Gesamtbilanz von sechs Erfolgen und drei Niederlagen zogen Muskatewitz und seine Mitspieler als Vorrundendritte ins Semifinale ein. Die DCV-Frauen waren in der EM-Ausscheidung ausgeschieden.
Quelle: ntv.de, jwu/sid