Sport

Intrigen, Mobbing, Chaos Der einst noble Reitverband zerfleischt sich selbst

Stefan Unterlandstättner ist das neueste Opfer der internen Diffamierung.

Stefan Unterlandstättner ist das neueste Opfer der internen Diffamierung.

(Foto: picture alliance / Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa)

Es ist ein nobler Sport so hoch zu Ross auf dem Pferderücken. Doch bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung geht es eher zu wie in der Gosse. Es braucht einen neuen Präsidenten, doch alle Kandidaten werden diffamiert und weggemobbt. Das Niveau ist niederschmetternd.

Ursula von der Leyen vielleicht? Ausgeschlossen, die bekennende Pferdefreundin hat als Präsidentin der Europäischen Kommission weitaus wichtigere Aufgaben. Karl-Theodor zu Guttenberg? Nein, der frühere Verteidigungsminister hat intern längst signalisiert, dass er den Job nicht haben möchte. Derweil werden Kandidaten, die sich vorstellen können, an der Spitze der gar nicht mehr noblen Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) den Müll wegzuräumen, diffamiert und weggemobbt.

Letztes "Opfer" ist Stefan Unterlandstättner, ehemals Vorstandsvorsitzender der DKB und als solcher großzügiger Sponsor der FN. Sein Freund Holger Wulschner, aktiver Springreiter und im aktuell recht überschaubaren FN-Präsidium Vertreter der Aktiven, hatte Unterlandstättner als neuen Präsidenten vorgeschlagen. Der 62-Jährige, Reiter, Züchter und seit Kurzem Ruheständler, wollte sich gerne zur Wahl stellen, er hatte auch schon Ideen zur Sanierung des maroden Verbandes.

Thema durch, Unterlandstättner hat seine Kandidatur zurückgezogen. Urplötzlich war eine Fotosequenz aus einem Video-Clip aufgetaucht, in der sein von ihm selbst gerittener Schimmel Caruso bei einem Turnier gegen die Hand geht, sich also sichtbar gegen das Gebiss wehrt. Der Schnappschuss rauschte in Windeseile durch das Netz, Unterlandstättners Erklärung, er habe sein Pferd davor bewahren wollen, in ein Hindernis zu laufen, interessierte niemanden. "Die FN hat eine Riesenchance verpasst", polterte Holger Wulschner, der sich aus Wut sogleich aus dem FN-Präsidium verabschiedete.

Situation ist prekär

Die Situation, man erkennt es schnell, ist prekär. Irgendeiner soll, niemand will. Oder doch? Turm in der Schlacht bleibt (noch) Martin Richenhagen, Manager eines US-Weltkonzerns, Freund offener Worte und gerade deshalb bei den wahlberechtigten Landes- und Zuchtverbänden nicht so richtig beliebt. Richenhagen, der auf seiner malerischen Hidden Pines Farm in Georgia in aller Ruhe sein Leben genießen könnte, ist offenbar nach wie vor festen Willens, dem am Boden liegenden Verband wieder auf die Beine zu helfen.

Öffentlich äußern möchte sich der 72-Jährige in der aktuellen Situation nicht. Hinter vorgehaltener Hand kursiert längst die Frage, wie lange Richenhagen sich der Gemengelage wohl noch aussetzen wird. Der weggemobbte Stefan Unterlandstättner zog jedenfalls schnell seine Konsequenzen: "Auf so ein Niveau habe ich wirklich keine Lust."

Niveau ist in Boden gerauscht

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Um Niveau geht es in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, vor deren Geschäftsstelle in Warendorf ein bronzenes Standbild der Wunderstute Halla an bessere Zeiten erinnert, schon länger nicht mehr. Kandidaten für die außerordentlichen Neuwahlen im November werden offiziell händeringend gesucht, aber irgendwie auch nicht gewollt. Zuletzt kursierte der Name Michael Klimke, der Sohn des legendären Reiner Klimke soll aber ebenfalls bereits abgewinkt haben.

Nun ließ die FN durchblicken, dass man der eigens ins Leben gerufenen Findungskommission vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit einräumen wolle, um einen oder mehrere Kandidaten zu finden. Ob er das möglicherweise als Affront gegen seine Person betrachtet, ließ der kölsche Jung Martin Richenhagen offen: "Ich sage im Moment gar nix." Ach, übrigens: Das Foto, das die Ambitionen von Stefan Unterlandstättner abrupt beendete, war unter anderem von einem Mitglied der Findungskommission in Umlauf gebracht worden.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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