Regeländerung auf Druck des IOC? Fünfkampf streicht Reiten erst nach 2024
04.11.2021, 19:13 Uhr
In Tokio gab es mehrere Zwischenfälle mit missglückten Ritten.
(Foto: dpa)
Seit über 100 Jahren besteht der Moderne Fünfkampf aus Schießen, Fechten, Schwimmen, Laufen und Reiten. Nach dem Eklat bei Olympia in Tokio gibt es jetzt einen gravierenden Schnitt: Der Pferdesport fällt raus. Allerdings nicht sofort. Und wohl auch auf Druck des IOC für die Spiele 2028.
Nach dem Eklat von Tokio wird das Springreiten aus dem Modernen Fünfkampf gestrichen. Anders als erwartet treten die Änderungen aber erst nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris in Kraft. Wie der Weltverband UIPM mitteilte, wurde nach der Empfehlung der Innovationskommission ein "Konsultationsverfahren" eingeleitet, um einen "geeigneten Ersatz" für die nicht erst seit dem Skandal um die deutsche Athletin Annika Schleu umstrittene Disziplin zu finden.
Wann die neue Disziplin bekannt gegeben wird, ist noch nicht bekannt. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll das Springreiten durch eine Radkonkurrenz ersetzt werden.
Nach Angaben des Branchendienstes "Inside the Games" musste die Regeländerung noch vor dem UIPM-Kongress vom 26. bis 28. November in Monaco fallen, um im Olympia-Programm zu bleiben. Der Dienst bezieht sich auf ein internes Schreiben des Verbandes, wonach das Internationale Olympische Komitee "nur einen Vorschlag ohne Reiten" für das olympische Programm 2028 in Los Angeles akzeptieren werde und ihn bis zum 24. November erwarte.
"Die Empfehlungen der UIPM-Innovationskommission stehen in der Tradition der Innovation, die die UIPM in ihrer DNA hat. In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Sport immer wieder weiterentwickelt, um den veränderten Erwartungen der modernen Welt gerecht zu werden", sagte UIPM-Präsident Klaus Schormann: "Wir können zu Recht stolz auf das sein, was unsere globale Familie erreicht hat, und jetzt ist es an der Zeit, erneut mutig und ehrgeizig zu sein."
Disziplin geht aufs Jahr 1912 zurück
Auch nach den Vorfällen von Tokio wollte der Göttinger eigentlich noch am Reiten festhalten, schließlich sei die Disziplin integraler Bestandteil des Modernen Fünfkampfs auf der Grundlage der Vision von Baron Pierre de Coubertin. Doch die verstörenden TV-Bilder sorgten offenbar für solch negative Schlagzeilen, dass dem Sport womöglich der Olympia-Ausschluss drohte.
Nun sprach sich Schormann sogar deutlich für die Änderung aus. "Im Namen des UIPM-Vorstands fordere ich unsere globale Gemeinschaft auf, den Wandel anzunehmen und die bedeutsame Chance zu ergreifen, die sich uns bietet. Eine neue Disziplin wird unserem Sport neuen Schwung verleihen und die Position des Modernen Fünfkampfs innerhalb der olympischen Bewegung stärken", sagte der 75-Jährige.
Für das Springreiten wurde jedem Athleten und jeder Athletin bisher ein Pferd zugelost, vor dem Ritt hatten die Sportler dann nur wenig Zeit, sich mit dem Pferd vertraut zu machen.
IOC-Gründer de Coubertin hatte den Modernen Fünfkampf 1912 ins Leben gerufen, er besteht traditionell aus Schießen, Fechten, Schwimmen, Reiten und Laufen. Schießen und Laufen wurden inzwischen zur Disziplin Combined zusammengelegt.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa