Vor einem Jahr noch Caddie Sophia Popov schreibt Golf-Geschichte
23.08.2020, 20:25 Uhr
Popov hatte sich erst zu Beginn des Monats für das Turnier qualifiziert.
(Foto: AP)
Die Karriere stand schon vor dem Aus. Doch Sophia Popov greift noch einmal an. Anfang August qualifiziert sie sich unerwartet für die British Open. Es soll eine nette Erfahrung werden. Dann aber gelingt der Nummer 304 der Weltrangliste das Unglaubliche.
Sophia Popov hat völlig überraschend als erste deutsche Golfspielerin ein Major-Turnier gewonnen. Die Nummer 304 der Weltrangliste hielt am letzten Tag der British Open im schottischen Troon die Konkurrenz in Schach und kassierte ein Preisgeld in Höhe von 670.000 Dollar (rund 575.000 Euro). Seit 1930 hatte bei insgesamt 290 Major-Turnieren noch nie eine Deutsche gewonnen.
"Ich kann kaum etwas sagen. Vor einem Jahr hätte ich fast mit Golf aufgehört - zum Glück habe ich das nicht", sagte Popov, als sie die Trophäe in der Hand hielt. Erst im vergangenen Jahr hatte die 27-Jährige die Startberechtigung für die LPGA-Tour verloren und ging dort zuletzt für ihre gute Freundin Anne van Dam als Caddie auf das Grün. "Ich war heute so nervös. Ich bin meinem Freund so dankbar, dass er mir geholfen hat, ruhig zu bleiben", sagte Popov. In Troon fungierte ihr Partner Max Melhes als ihr Caddie.
Popov ging als Führende auf die letzte Runde, wo sie ihren Vorsprung trotz großen Drucks bis zum Schluss erfolgreich verteidigte. Am Ende gewann sie mit 277 (70+72+67+68) Schlägen vor Jasmine Suwannapura aus Thailand (279). Caroline Masson rundete als geteilte Siebte das erstklassige deutsche Ergebnis ab.
Freund trägt ihr die Schläger
"Meinen Namen da oben zu sehen, wäre noch vor ein oder zwei Wochen völlig utopisch gewesen. Mein Freund Max ist hier mein Caddie, das hilft", hatte Popov schon vor der letzten Runde gesagt und geahnt: "Am letzten Tag heißt es nur: ich gegen Druck." Diesem Druck hielt sie gekonnt stand und sorgte für eine der größten Überraschungen der deutschen Golf-Geschichte.
Popov wurde in der Nähe von Boston geboren, zog jedoch als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland und machte ihr Abitur in der Nähe von Weingarten in Baden-Württemberg. Inzwischen lebt sie wieder in den USA.
Für die British Open hatte sie sich erst Anfang August mit einer Top-Ten-Platzierung bei einem Turnier in Ohio qualifiziert. "Als ich hier angekommen bin, habe ich mir gesagt: Die British Open sind ein Bonus, weil sie nie auf meinem Plan standen. Ich war glücklich, hier überhaupt spielen zu können", sagte Popov. Ihre Topform hatte Popov schon während der vergangenen Wochen auf der kleinen Cactus Tour in den USA bewiesen, als sie innerhalb von fünf Wochen drei Turniersiege einfuhr. Einen davon auf einer Anlage in Arizona namens Troon North Golf Club. Es war ein gutes Omen.
Quelle: ntv.de, jwu/sid