Peking will gegensteuern China wächst langsamer
12.07.2012, 10:36 UhrSeit vielen Jahren verzeichnet China überaus hohe Wachstumsraten, doch in jüngster Zeit verliert die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft spürbar an Fahrt. Ökonomen setzen deshalb auf neue Konjunkturimpulse der chinesischen Regierung.

Eine Mahnung für kräftiges Wirtschaftswachstum: Chinesische Wanderarbeiter in Peking.
(Foto: REUTERS)
Chinas Wirtschaft ist einer Regierungskommission zufolge im zweiten Quartal wohl um rund 7,5 Prozent gewachsen und bleibt damit weit hinter früheren Steigerungsraten zurück. Das aufgelegte Konjunkturpaket gewinne aber an Zugkraft und werde das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte ankurbeln, sagte Yu Bin, Direktor des makroökonomischen Forschungsinstituts.
Solche für Europa sehr hoch anmutenden Wachstumsraten gelten in dem Boomland China als Untergrenze für die Entwicklung der Wirtschaft, um wegen der hohen Zahl auf den Jobmarkt drängender Arbeitskräfte soziale Unruhen in dem Milliardenvolk zu vermeiden.
Tiefpunkt erreicht?
"Die Wirtschaft wird sich in der zweiten Hälfte wahrscheinlich stabilisieren und sogar leicht erholen, da die politischen Maßnahmen Wirkung zeigen", sagte Yu. Auch andere Ökonomen sind der Ansicht, dass sich das Wachstum wieder beschleunigt. "Wir erwarten, dass die chinesischen Daten im zweiten Quartal den Tiefpunkt erreichen werden", so die Ökonomen von Standard Chartered. "Die jüngste Zinssenkung, die zweite innerhalb eines Monats, hat gezeigt, dass die Sorgen über einen Abschwung in den politischen Kreisen zunehmen."
Die offiziellen Wachstumsraten für die Zeit von April bis Juni will das nationale Statistikbüro am Freitag vorlegen. Im ersten Quartal hatte die Steigerungsrate der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bei 8,1 Prozent gelegen. Die Regierung hat für das Gesamtjahr ein Plus von 7,5 Prozent ausgeben - das wäre die niedrigste Rate seit 1990. Viele Analysten betrachten die Zahl eher als Minimum denn als Zielwert.
Eine schwache Wachstumsrate dürfte deshalb die Chancen erhöhen, dass die chinesische Regierung konjunkturstützende Maßnahmen ergreift, um die Wirtschaft anzukurbeln. Regierungschef Wen Jiabao hatte Anfang der Woche betont, dass höhere Investitionen notwendig seien, um das Wachstum zu sichern. Die Zentralbank hatte vor wenigen Tagen überraschend erneut die Zinsen gesenkt, um die Konjunktur anzuschieben.
Binnennachfrage schwächt sich ab
Schwache Importe hatten den chinesischen Außenhandelsüberschuss im Juni steigen lassen. Dies deutete darauf, dass die Binnennachfrage Chinas, die das globale Wachstum in den vergangenen Jahren maßgeblich getragen hat, nachlässt.
Nach Ansicht von BNP-Paribas-Volkswirtin Jacqueline Rong wird das Wachstum an Dynamik gewinnen, wenn die wachstumsstützenden Maßnahmen sich in einer größeren Nachfrage niederschlagen. "Aber das Tempo der Erholung dürfte wegen der hohen Lagerbestände und der trüben Wirtschaftsaussichten im Ausland für mehrere Monate sehr moderat bleiben."
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ