Wirtschaft

Gegen Gerüchte und Panik Frankreichs Banken kämpfen

Alle Hände voll mit Dementis und Beruhigungspillen.

Alle Hände voll mit Dementis und Beruhigungspillen.

Frankreichs Banken kommen nicht zur Ruhe: Nach den griechischen machen nun die italienischen Staatsanleihen in den Depots der Institute Sorgen, hinzu kommen neue Gerüchte um Refinanzierungsprobleme in Dollar. Die Aktien der Société Générale verlieren innerhalb von Wochen 60 Prozent, BNP brechen ebenfalls immer wieder ein.

Frédéric Oudéa und Michel Pébereau haben eines gemeinsam: Sie müssen den schwersten Job machen, den die Bankenwelt wohl derzeit zu bieten hat. Die Chefs der französischen Großbanken Société Générale und BNP Paribas kämpfen um das Vertrauen der Sparer und der Börsen. "Ich versichere den Sparern, ich versichere unseren Kunden, dass alles funktioniert" sagte Oudéa am Montagabend, nachdem seine Société Générale einen Sparplan vorgestellt hatte, mit dem in erster Linie die panischen Märkte beruhigt werden sollen. Wenigstens kurzfristig ließen sich die Anleger offenbar beruhigen, die Aktie, in den vergangenen Tagen in den Keller geprügelt, notierte im Plus.

Die Aktie der "SocGen", wie die Bank kurz genannt wird, hat seit Anfang Juli rund 60 Prozent an Wert verloren. Grund war in erster Linie der Besitz von Staatsanleihen der Euro-Krisenstaaten. Wochenlang trieben griechische Bonds die Aktienkurse nach unten, von denen die französischen Banken besonders viele hielten. Doch die Kreditinstitute trennten sich in den vergangenen Monaten nach und nach von den für sie gefährlichen Papieren. Die vier größten besaßen nach eigenen Angaben im Juni nur noch zusammen rund sieben Mrd. Euro an griechischen Bonds.

Nach Griechenland nun Italien

Damit wurden die französischen Banken ihre Probleme allerdings nicht los, denn seit ein paar Tagen richtet sich das Augenmerk der Märkte auf die italienischen Anleihen, die kaum noch etwas wert sind. Und davon hatten die französischen Banken im Juni laut eigenen Angaben Papiere im Wert von mehr 35 Mrd. Euro.

Allein die BNP als größte französische Bank besaß italienische Bonds für 21 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die deutsche Commerzbank hielt laut Banken-Stresstest Ende Juni italienische Papiere für 8,7 Mrd. Euro. Kein Wunder also, dass der BNP-Börsenkurs am Dienstagmorgen zunächst in den Keller ging, als davon die Rede war, dass ein großangelegter Verkauf italienischer "Ramsch"-Bonds nach China nicht zustande kommt. Die Aktie verlor mehr als zehn Prozent, konnte sich aber bis zum Nachmittag erholen und schaffte es rund ein Prozent ins Plus.

Noch am Montag hatte die Regierung die Stabilität des französischen Bankensektors hervorgehoben. "Was auch immer das griechische Szenario sein mag, die französischen Banken haben die Mittel, darauf zu reagieren", versicherte Finanzminister François Baroin. Die Äußerungen waren auch eine Reaktion auf Gerüchte, wonach die Ratingagentur Moody's die Banken des Landes noch diese Woche im Rating herabstufen wird. "Das Vertrauen ist völlig zerstört, der Markt stürzt sich auf die Banken", sagte Xavier de Villepion, Aktienhändler bei Global Equities.

Grund sind nicht nur die Staatsanleihen, sondern auch Liquiditätsprobleme. So sollen die französischen Kreditinstitute, die den Banken-Stresstest im Sommer alle bestanden, nicht genügend Dollar flüssig haben. BNP musste einen Bericht des "Wall Street Journal" dementieren, in dem die Zeitung einen Bankenoberen mit den Worten zitierte: "Wir können uns nicht mehr mit Dollar finanzieren". Hinter der Gerüchteküche steckt die Angst, dass sich die Banken wie in der Krise 2008 kein Geld mehr gegenseitig leihen, so dass der Staat eingreifen musste.

Auch in Frankreich ist ein Eingreifen des Staates inzwischen wieder ein Thema. Die Idee einer Teilverstaatlichung der Banken sei "völlig verfrüht und an der Sache vorbei", sagte Industrieminister Eric Besson. Die Chefin des Unternehmerverbandes Medef, Laurence Parisot, rechnete vor, dass eine Verstaatlichung aller vier großen  Banken praktisch das gesamte Bruttoinlandsproduktes eines Jahres kosten würde. "Das sind Größenordnungen, die absolut nicht mehr zu steuern sind", warnte Parisot.

Den französischen Banken bleibt nur, weiter um ihren Ruf zu kämpfen. Der Chef der Société Générale, Oudéa, wollte noch am Dienstag mit den Kollegen anderer französischer Banken in die USA fliegen, um dort die Märkte zu beruhigen.

Quelle: ntv.de, sla/AFP

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