Wirtschaft

"Mit so wenig Schmerzen wie möglich" Lettland fordert Athen-Exit

Der Euro bietet jedem Mitgliedsland handfeste Vorteile - und einiges an Pflichten.

Der Euro bietet jedem Mitgliedsland handfeste Vorteile - und einiges an Pflichten.

(Foto: dpa)

Die Schwierigkeiten der Griechen, die strikten Sparvorgaben ihrer Geldgeber zu erfüllen, stoßen unter Euro-Aspiranten im Baltikum auf Unverständnis. Offen ruft der lettische Finanzminister Vilks zum Rauswurf auf - und das "so rasch wie möglich".

Der Unmut eines kühlen Rechners: Andris Vilks (Archivbild).

Der Unmut eines kühlen Rechners: Andris Vilks (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Das EU-Land Lettland fordert einen schnellen Austritt Griechenlands aus dem Euro. "So rasch wie möglich sollte ein Weg gefunden werden, Griechenland aus der Eurozone auszuschließen - mit so wenig Schmerzen wie möglich", sagte der lettische Finanzminister Andris Vilks in einem Radio-Interview.

Lettland ist seit dem Jahr 2004 Mitglied der Europäischen Union (EU) und hofft auf einen Beitritt zur Eurozone im Jahr 2014. Nach einer Phase wilden Wachstums stand Lettland selbst kurz vor dem Staatsbankrott. Mit einem harten Sparprogramm gelang es den Letten jedoch, Staatsfinanzen und Wirtschaftskraft unerwartet rasch wieder in stabile Bahnen zu lenken. Zuletzt verringerte sich die Arbeitslosenrate binnen Jahresfrist von 17,1 auf 15,3 Prozent.

Das Land verfügt über Erfahrungen mit Vorgaben internationaler Geldgeber: Die Regierung in Riga musste im Gegenzug für ein 2008 gewährtes, internationales Hilfsprogramm umfangreiche von den Gläubigern vorgegebene Sparverpflichtungen akzeptieren. Anders als Griechenland bislang, hielt sich das Land an die Vorgaben. Lettlands Weg aus der Krise wird deshalb häufig als Vorbild für hochverschuldete Staaten bezeichnet.

Die europäische Statistikbehörde Eurostat führt Lettland in der Gruppe der EU-Staaten mit den niedrigsten Verschuldungsquoten. Offiziellen Angaben zufolge kam Lettland im Jahr 2011 gemessen an der Wirtschaftsleistung auf einen Schuldenstand von 42,6 Prozent. Das kleine Land mit seinen 2,3 Millionen Einwohnern schneidet damit sehr viel besser ab als etwa Deutschland. Hierzulande lag die Staatsschuldenquote im Vergleichszeitraum bei 81,2 Prozent.

Wasser auf Söders Mühlen

Die brüsken Forderungen des lettischen Finanzminister reihen sich ein in eine Serie ähnlicher Wortmeldungen aus Deutschland. Dort hatte zuletzt der bayerische Finanzminister Markus Söder einen Austritt Griechenlands als "absolut zu verkraften" bezeichnet. Zu einem Austritt gebe es keine Alternative. "Griechenland kann und wird es wohl auch nicht schaffen wollen, die entsprechenden Reformauflagen zu machen", sagte Söder wörtlich.

"Wenn wir jetzt nicht an Griechenland ein klares Exempel statuieren, also zu sagen, wer nicht die Reformen erfüllt, der muss dann auch raus aus der Eurozone, dann ist die ganze Eurozone nichts anderes mehr als eine große Umverteilungsgemeinschaft", erklärte Söder. Er betonte: "Eine Eurozone ist nur dann dauerhaft international stabil, wenn sie mit starken Partnern zusammen ist und nicht dauernd mit schwachen."

"Selbstmord der Eurozone"

Die griechische Regierung versucht derzeit die internationalen Geldgeber davon zu überzeugen, weitere Kredite zu erhalten und für die Erfüllung von Spar- und Reformauflagen mehr Zeit zu bekommen. Nach Informationen aus dem griechischen Finanzministerium plant das Land in den kommenden zwei Jahren Einsparungen von weiteren 11,7 Mrd. Euro.

Nach Ansicht des früheren griechischen Finanzministers Evangelos Venizelos hätte ein Austritt ein Ende des gemeinsamen Währungsraums zur Folge. Wer glaube, Griechenland müsse geopfert werden, der irre sich, mahnte der Chef der griechischen Pasok-Partei.

"Es wird der Selbstmord der Eurozone werden", sagte er in Anspielung auf jüngste Aufforderungen vor allem deutscher Politiker, Griechenland sollte die Eurozone verlassen. Vor Söder hatte Anfang der Woche bereits der FDP-Chef reichlich Kritik für entsprechende Überlegungen einstecken müssen.

Venizelos' Sozialisten sind Teil der Koalitionsregierung mit den Konservativen und der Demokratischen Linken in Griechenland.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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