Sanierungsexperte übernimmtHalloren wirft Führungsriege raus

Der Schokoladenhersteller Halloren zieht nach zwei Verlustjahren die Reißleine. Der langjährige Chef muss gehen. Ein Sanierer hat künftig das Sagen. Er will den Hauptstandort stärken und das Unternehmen auf seine Kernkompetenz beschränken.
Nach zwei Verlustjahren soll ein Sanierungsexperte die traditionsreiche Schokoladenfabrik Halloren wieder auf Kurs bringen: Ralf Coenen übernimmt am 1. Mai im Alleingang die Führung bei dem Unternehmen aus Halle, wie ein Halloren-Sprecher bestätigte. Die gesamte Führungsriege, darunter auch der langjährige Vorstandschef und das Gesicht von Halloren, Klaus Lellé, muss die Posten räumen. Zuerst hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" über die entsprechende Entscheidung des Aufsichtsrats berichtet.
Erst im Sommer hatte Halloren seinen Vorstand umgebaut, der langjährige Hauptaktionär Paul Morzynski verkaufte all seine Anteile an den jetzigen Hauptaktionär Charlie Investors. Gewerkschafter reagierten beunruhigt auf die neuen Personalentscheidungen.
2016 hatte die Firma bei einem Umsatz von 124,1 Millionen Euro knapp eine Million Euro Verlust gemacht. Auch 2015 gab es ein Minus. Neuere Zahlen liegen nicht vor. Chef Lellé hatte die Verluste mit großen Problemen bei der Pralinen-Tochter Bouchard erklärt. Von dem belgischen Hersteller trennte sich Halloren zuletzt ebenso wie von Steenland und der Delitzscher Schokoladenfabrik.
Der 56-jährige Coenen kommt vom Münchener Beratungsunternehmen Taskforce. Er sehe seine Aufgabe insbesondere darin, Halloren am Standort Halle wieder auf seine Kernkompetenzen und sein Hauptprodukt zu fokussieren, erklärte er. Dazu gehört die Halloren-Kugel.
Unklar ist, welche Auswirkungen die Neubesetzung im Vorstand auf die Beschäftigten hat. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten reagierte besorgt auf den angekündigten Einsatz eines Sanierungsexperten. Coenen war unter anderem beim Göppinger Modelleisenbahnbauer Märklin, bei Carl Zeiß und bei Leica tätig. Lellé soll weiter für Halloren tätig sein: als Chef einer neuen Vertriebsfirma.