Wirtschaft

Weniger erlöst als erhofft Talanx geht auf Nummer sicher

Erst hü, dann hott, nun wieder hü: Der Börsengang von Talanx steht.

Erst hü, dann hott, nun wieder hü: Der Börsengang von Talanx steht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erst ein Rückzieher, nun ein enttäuschender Preis: Der Börsengang von Talanx spült weniger Geld in die Kasse als zuletzt erhofft. Das sorgt nicht nur bei dem Börsenfrischling für lange Gesichter, sondern könnte auch Folgen für andere Börsenaspiranten haben, die bereits mit den Hufen scharren.

Dem größten Börsengang in Deutschland seit beinahe eineinhalb Jahren steht nichts mehr im Wege. Der Versicherungskonzern Talanx hat den seit rund 15 Jahren erwogenen Sprung an den Aktienmarkt im zweiten Anlauf doch noch geschafft. Doch die Begeisterung rund um den Börsengang dürfte etwas gedämpft worden sein. Die Aktie des Versicherers wird zu einem Preis von 18,30 Euro ausgegeben. Dieser liegt unter den Erwartungen von Beobachtern und auch am unteren Ende der Preisspanne von 17,30 Euro und 20,30 Euro. Talanx sammelt damit insgesamt brutto rund 467 Mio. Euro ein.

Beobachter hatten dem Versicherer einen höheren Ausgabepreis zugetraut. Der Einstiegspreis galt im Vorfeld als attraktiv. Im Grauen Markt, wo die Aktien bereits vor ihrer Erstnotiz gehandelt wurden, hatte Talanx noch den oberen Rand der Preisspanne erreicht. Beim Börsenmakler Schnigge wurde das Papier sogar zwischen 20,30 und 21,30 Euro gestellt. "Das Interesse schlägt das aller IPOs vorher", hatte ein Händler gesagt.

Das Geld aus der Kapitalerhöhung will der Konzern zur Wachstumsfinanzierung und zur weiteren Stärkung der Kapitalbasis einzusetzen. Wie die Konkurrenz von der Allianz ist wohl auch Talanx daran interessiert, die aktuell günstigen Marktbedingungen für weitere Zukäufe zu nutzen.

Ein Händler bezeichnete den Ausgabepreis in einer ersten Einschätzung als "ziemlich niedrig". Ob Talanx mit dem eher enttäuschenden Ausgabepreise den Weg für weitere Börsengänge ebnet, dürfte nun als fraglich sein. Beobachter hatten auf einen Eisbrechereffekt gehofft. Bei einem erfolgreichen Gang aufs Parkett des Versicherers dürften viele Unternehmen ihre fertigen IPO-Pläne aus der Schublade holen.

Privatbank macht Zusagen

Talanx ist der erste große Börsengang in Deutschland seit mehr als einem Jahr. Im Mai 2011 hatte der Wohnimmobilienkonzern GSW knapp einer halbe Mrd. Euro eingesammelt. Der drittgrößte deutsche Versicherer Talanx hatte seinen seit mehr als einem Jahrzehnt vorbereiteten Börsengang im September schon abgesagt, weil Vorstandschef Herbert Haas die zunächst von den Banken avisierte Bewertung zu schlecht war. Doch dann stieg die Hamburger Privatbank Berenberg zum zweiten Konsortialführer neben der Deutschen Bank auf und machte Finanzkreisen zufolge weitreichende Zusagen, dass der Schritt im zweiten Anlauf gelingen werde.

Allerdings wurde das Volumen um 200 Mio. Euro auf 500 Mio. Euro verkleinert. Je höher der Zuteilungspreis, desto weniger Aktien müssen dafür ausgegeben werden. Rund elf Prozent von Talanx wären damit innerhalb der verengten Spanne im Streubesitz. Weitere 300 Mio. Euro steuert wie geplant der japanische Lebensversicherer Meiji Yasuda bei, mit dem Talanx bei der Expansion im Ausland kooperiert. Er tauscht eine Wandelanleihe in rund sechs Prozent der Talanx-Aktien. Der Versicherungsverein HDI bleibt mit rund 83 Prozent dominierender Anteilseigner.

Für einen Börsengang im Milliardenvolumen - es wäre der erste in Deutschland seit fast fünf Jahren - soll noch in der laufenden Woche der Startschuss fallen: Der spanische Telekom-Riese Telefonica will bis zu 20 Prozent seiner deutschen Mobilfunk-Tochter O2 an die Frankfurter Börse bringen. Mit den bis zu 1,5 Mrd. Euro, die der Deal einbringen soll, will Telefonica vornehmlich seine Schuldenlast senken. Ebenfalls noch im Oktober wird der Börsengang des Straßenleuchten-Herstellers Hess aus Villingen-Schwenningen erwartet. Er dürfte ein zweistelliges Millionenvolumen erreichen.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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