Wirtschaft

Erst Nüsse, dann WasserTochter von Korean-Air-Chef soll in Haft

04.05.2018, 11:57 Uhr
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Bestreitet jegliches Fehverhalten: Cho Hyun Min. (Foto: REUTERS)

Ein tränenreicher Auftritt von Cho Hyun Min lässt die südkoreanische Polizei unbeeindruckt: Sie beantragt einen Haftbefehl gegen eine Tochter des Korean-Air-Chefs. Sie soll während eines Meetings tätlich geworden sein - und tritt so in die Fußstapfen ihrer Schwester.

So richtig rund läuft es derzeit nicht in der Familie des südkoreanischen Industrie-Kapitäns Cho Yang Ho. Die Polizei in Seoul beantragte einen Haftbefehl gegen seine Tochter Cho Hyun Min. Sie wirft ihr vor, während einer Besprechung den Manager einer Werbefirma angeschrien und ihm ihr Getränk ins Gesicht geschüttet zu haben.

Der Vorfall hatte sich im März ereignet. Cho Yang Ho ist Chef der Fluggesellschaft Korean Air und Vorstandsvorsitzender des Hanjin-Konzerns, der zu den großen Familienkonzernen in Südkorea gehört. Seine Tochter ist Vize-Vorsitzende von Korean Air, wurde nun jedoch von diesem Posten suspendiert.

Am Dienstag hatte die Polizei die 34-Jährige befragt. Gegen sie wird wegen "Anwendung von Gewalt" und "Behinderung von Geschäften" ermittelt. Unter Tränen sagte Cho vor der Wache: "Es tut mir wirklich leid, Besorgnis ausgelöst zu haben." Auf die gegen sie erhobenen Vorwürfe ging sie nicht direkt ein, bestritt allerdings jegliches Fehlverhalten.

Nun soll Cho nach dem Willen der Polizei festgenommen werden. Am Donnerstag hatten Beamte die Zentrale von Korean Air im Westen von Seoul durchsucht. Sie gingen möglichen Hinweisen auf Vertuschung nach. "Die Polizei wird gründlich ermitteln und mit harten Maßnahmen auf [selbstherrliches Verhalten einflussreicher Personen] reagieren", hieß es in einer Mitteilung.

Besuch vom Zoll

Chos ältere Schwester hatte vor mehr als drei Jahren bereits für Gesprächsstoff gesorgt: Im Dezember 2014 hatte sie sich vor dem Abflug von New York nach Seoul in der ersten Klasse über falsch servierte Macadamia-Nüsse aufgeregt. Weil ihr die Nüsse in der Tüte statt wie vorgeschrieben in einer Schale angeboten wurden, bedrohte und beschimpfte sie die Stewardess und deren Vorgesetzen und beorderte die Maschine zum Terminal zurück, um den Chefsteward des Flugzeugs zu verweisen.

Die Maschine hob deshalb 20 Minuten später als geplant ab. Cho wurde im Februar 2015 unter anderem wegen Gefährdung der Luftfahrtsicherheit zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. In einem Berufungsprozess erhielt sie später eine Bewährungsstrafe.

Der Fall hatte in Südkorea hohe Wellen geschlagen. Cho wurde als Symbol für eine Generation verwöhnter und arroganter Nachkommen einflussreicher Familienunternehmer gesehen, welche die südkoreanische Wirtschaft dominieren.

Ihren Posten als Vize-Chefin bei der Airline und Chefin der Hotelkette KAL hatte die ältere Cho nach dem Skandal aufgegeben. Im März kehrte sie ins Management der Hotelkette des Hanjin-Konzerns zurück.

Derweil gibt es weiteren Ärger: Ermittler der Zollbehörde durchsuchten Ende April die Zentrale und weitere Büros von Korean Air. Begründung: Die Familie Cho stehe im Verdacht, Luxuswaren ins Land geschmuggelt zu haben.

Quelle: jga/dpa/AFP

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