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Herausgebrochenes Rumpfteil US-Luftfahrbehörde ermittelt gegen Boeing nach Beinahe-Unglück

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Ein Loch klafft im Rumpf der Boeing 737 MAX 9. Die 170 Passagiere des Alaska-Airlines-Flugs sind mit dem Schrecken davongekommen.

Ein Loch klafft im Rumpf der Boeing 737 MAX 9. Die 170 Passagiere des Alaska-Airlines-Flugs sind mit dem Schrecken davongekommen.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Auf einem Flug von Portland nach Ontario bricht kurz nach dem Start ein großes Kabinenteil aus der Maschine. Die Boeing 737 MAX 9 muss notlanden. Bei weiteren Flugzeugen dieses Bautyps werden Mängel festgestellt. Jetzt untersucht die Flugaufsicht, ob der Konzern Pflichten vernachlässigt hat.

Nach der Notlandung einer Boeing 737 MAX 9 wegen eines verlorenen Teils der Kabinenwand hat die US-Flugaufsichtsbehörde FAA eine umfassende Untersuchung bei dem Konzern eingeleitet. "Dieser Vorfall hätte nie passieren dürfen und darf nicht wieder passieren", erklärte die FAA. Die Untersuchung bezieht sich den Angaben zufolge auf die Qualitätssicherung bei dem Flugzeugbauer. Es werde geprüft, ob die Konstruktionen bei Boeing den genehmigten Vorlagen entsprächen. Die Umstände wiesen darauf hin, dass der Flugzeugbauer möglicherweise seine Pflichten bei Produktion, Inspektionen und Tests vernachlässigt habe, hieß es in einem veröffentlichten Brief an Boeing. Das Unternehmen bekam zehn Werktage Zeit, dazu Stellung zu beziehen.

Der Flugzeugbauer bekräftigte nach dem FAA-Brief, dass man mit dem Luftfahrtamt und der Unfallermittlungsbehörde NTSB transparent zusammenarbeiten werde. Boeing-Chef Dave Calhoun hatte zuvor als Reaktion auf die Notlandung "Fehler" seines Unternehmens eingestanden. Er sicherte "vollständige Transparenz" bei der Aufarbeitung des Vorfalls in Kooperation mit den Behörden zu. Die US-Behörden hatten nach dem Vorfall bereits angeordnet, dass rund 170 Maschinen des Typs 737 MAX 9 vorübergehend nicht mehr abheben dürfen.

Bei der 737 MAX 9 der Fluggesellschaft Alaska Airlines war am Freitag vergangener Woche kurz nach dem Start in Portland im nordwestlichen US-Bundesstaat Oregon ein Teil der Kabinenwand herausgeflogen. Daraufhin kehrte das Flugzeug um und machte rund 20 Minuten später in Portland eine Notlandung. Bei dem Vorfall wurde niemand schwer verletzt. Bei dem Zwischenfall kamen die rund 170 Passagiere mit dem Schrecken davon, obwohl ein Loch im Rumpf klaffte. Zugleich verwiesen Experten darauf, dass durch einen glücklichen Zufall die zwei Sitze direkt neben dem herausgebrochenen Rumpfteil leer geblieben waren.

Die FAA hatte nach der Notlandung für rund 170 Maschinen mit der gleichen Konfiguration sofortige Inspektionen angeordnet. Die jetzt von der Flugaufsichtsbehörde angeordnete Untersuchung hat umfassenderen Charakter. Geprüft werde, "ob es Boeing versäumt hat, sicherzustellen, dass seine fertigen Projekte den genehmigten Bauweisen entsprechen" und die von der FAA gesetzten "hohen Sicherheitsstandards" erfüllten, erklärte die Behörde.

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Parallel zur FAA wird der Vorfall auch von der Verkehrssicherheitsbehörde NTSB untersucht. Diese Untersuchung läuft bereits seit Samstag. Nach Angaben der NTSB hatte sich die Abdeckplatte eines nicht genutzten Notausgangs während des Fluges geöffnet und gelöst. Die Fluggesellschaften mit den größten Flotten der 737 MAX 9, United Airlines und Alaska Airlines, hatten mitgeteilt, dass sie bei Kontrollen nach der Notlandung schlecht angebrachte Bauteile in mehreren Maschinen entdeckt hätten.

Die Boeing 737 MAX hatte Boeing in vergangenen Jahren massive Probleme beschert. Nach zwei Flugzeugabstürzen in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten war im März 2019 ein weltweites Flugverbot für die Maschinen dieses Typs verhängt worden, das erst Ende 2020 nach technischen Überarbeitungen aufgehoben wurde.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa

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