Wenn "mehr Vertrauen" Zinswende aufgeschoben - Fed hält weiter still
31.01.2024, 20:06 Uhr Artikel anhören
Der Fed reichen die Entwicklungen für eine Zinssenkung noch nicht.
(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)
Für die die von vielen in den USA erwartete Zinswende ist nach Ansicht der Notenbank die Zeit noch nicht gekommen. In ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr halten die Währungshüter am bisherigen hohen Zinsniveau fest.
Die US-Notenbank Federal Reserve lässt den Leitzins auch nach der Jahreswende konstant. Sie entschied, die Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent beizubehalten. Die Zentralbank pausierte damit das vierte Mal in Folge, nachdem sie die Zinsen im Kampf gegen die Inflation zuvor in teils großen Schritten erhöht hatte. Die Fed dürfte dieses Jahr das Ruder herumreißen und die Geldpolitik lockern, wenn der Preisauftrieb weiter nachlässt. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell haben im Dezember in ihrem Ausblick mehrere Zinssenkungen für 2024 ins Auge gefasst. Der jetzige Beschluss fiel einstimmig.
Allerdings änderte die US-Notenbank ihren Zinsausblick formell und verschafft sich damit mehr Spielraum für Zinssenkungen in den kommenden Monaten. In ihrem Statement erklärte die Fed, "dass sich die Risiken für die Erreichung der Beschäftigungs- und Inflationsziele in ein besseres Gleichgewicht bewegen". Dies ist eine neutralere Beschreibung als frühere Hinweise auf die Aussicht auf eine "zusätzliche Straffung der Geldpolitik", die die Notenbanker seit der letzten Anhebung der Zinssätze vor sechs Monaten beibehalten hatten.
Gleichzeitig wies die Fed darauf hin, dass die Änderung ihres Ausblicks nicht bedeuten soll, dass eine Zinssenkung unmittelbar bevorsteht. "Der Rat geht nicht davon aus, dass eine Zinssenkung angemessen ist, bis er mehr Vertrauen gewonnen hat, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung zwei Prozent bewegt", hieß es in der Erklärung. Fed-Chef Jerome Powell wurde im Anschluss an die Sitzung konkreter: Eine Senkung schon im März sei unwahrscheinlich, sagte er im Anschluss an die Sitzung.
Überraschend robuste US-Wirtschaft
Die rasante Teuerung war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden. Angesichts der nachlassenden Inflation wird erwartet, dass die US-Notenbank bald die Zinsen senken könnte. Im Dezember hatte die Jahresrate bei 3,4 Prozent gelegen. Die rasanten Zinsanhebungen der Fed hatten das Wachstum in der größten Volkswirtschaft gedämpft.
Im vergangenen Herbst war die US-Wirtschaft aber stärker gewachsen als erwartet. Im vierten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal hochgerechnet aufs Jahr um 3,3 Prozent, wie die US-Regierung vor rund einer Woche mitteilte. Volkswirte zeigten sich positiv überrascht. Die Aussichten, eine Rezession zu vermeiden, haben sich verbessert. Angesichts des robusten Wirtschaftswachstums dürfte es die Fed mit Zinssenkungen nicht allzu eilig haben.
Beobachter rechnen frühestens nach der kommenden Sitzung im März mit einer Zinssenkung. Denn bisher scheint es so, dass es der Fed gelungen ist, den Preisanstieg abzuschwächen, ohne die Wirtschaft vollends auszubremsen. Die Entscheider der Fed rechneten im Dezember für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 hin.
Allerdings hatte Fed-Chef Jerome Powell auch in der Vergangenheit immer wieder betont, dass die Daten mit Vorsicht zu genießen seien und man abwarten müsse, ob der Rückgang dauerhaft sei. Er befürchtet, dass bei zu schnellen Zinssenkungen die Inflation wieder in die Höhe schnellen könnte. Denn eine größere Kaufkraft könnte einen Inflationsschub auslösen. Das würde voraussichtlich schnell steigende Verbraucherpreise zur Folge haben.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa