"Die KI-Geschichte ist immer noch stark"
Mit kräftig steigenden Kursen an Europas Börsen rechnen Händler. Die Erleichterung über starke Nvidia-Geschäftszahlen dürfte auch hierzulande die Börsen treiben. In Asien sind bislang besonders Technologiewerte wie TSMC, SK Hynix und Renesas mit Aufschlägen von 4 bis 6 Prozent gesucht. Ähnlich dürfte es auch mit europäischen Branchenwerten nach oben gehen. Einen marktbreiten Aufschwung erwarten Händler allerdings erst ab Mittag, falls die US-Arbeitsmarktdaten schwach ausfallen sollten. Dies erlaubte der US-Notenbank eine weitere Zinssenkung, die bislang noch offen ist. Die Terminkontrakte auf den Dax notieren am Morgen rund 170 Punkte höher.
"Die KI-Geschichte ist immer noch stark", sagt Jay Woods, Marktstratege von Freedom Capital Markets. Kritiker weisen allerdings auch nach den Nvidia-Zahlen daraufhin, gute Zahlen bei dem Chip-Produzenten bedeuteten noch lange nicht, dass auch ihre Kunden ihre Investitionen wieder einspielen würden. "Bisher gibt es noch fast jede KI-Anwendung umsonst, erst wenn alles kostenpflichtig ist, wird sich zeigen, wie hoch die Zahlungsbereitschaft auf Kundenseite wirklich ist", ergänzt ein Stratege.
Etwas im Fokus stehen daneben die Erzeugerpreise aus Deutschland für Oktober. In den USA werden noch diverse Daten nachgeholt wie die Frühindikatoren und Häuserverkäufe. Dazu gibt es weitere Kapitalmarkttage, so bei Siemens Energy und Renk.
Bayer erhält US-Zulassung für Lungenkrebsmedikament
Bayer hat von der US-Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung für ein neues Lungenkrebsmedikament erhalten. Das Mittel mit dem Markennamen Hyrnuo sei für Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) zugelassen worden, bei denen Mutationen das HER2-Protein betreffen und deren Erkrankung trotz vorheriger Behandlungen fortgeschritten sei, teilte die FDA mit. Das oral einzunehmende Medikament gehört zur Klasse der Kinase-Hemmer, die das Wachstum von Krebszellen blockieren. Der monatliche Listenpreis für Hyrnuo liegt bei 24.000 Dollar.
Die Zulassung basiert auf Studien mit insgesamt 70 Patienten, die Hyrnuo nach vorherigen Krebsbehandlungen erhielten. Bei 71 Prozent von ihnen wirkte das Medikament - die Tumore schrumpften oder verschwanden.
"Nvidia liefert erneut eine Meisterklasse in KI-Dominanz"
Die asiatischen Börsen legen nach den besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen des Chip-Riesen Nvidia kräftig zu. Der US-Konzern prognostizierte einen Quartalsumsatz deutlich über den Erwartungen der Wall Street und zerstreute damit Befürchtungen über eine Überbewertung im KI-Sektor. "Nvidia hat erneut eine Meisterklasse in KI-Dominanz geliefert", sagt Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG in Sydney. Die technologielastigen Märkte in Japan, Südkorea und Taiwan führen die Rally an.
In Tokio legt der Nikkei-Index 3,1 Prozent auf 50.034,02 Punkte zu und der breiter gefasste Topix notiert 1,9 Prozent höher bei 3307,15 Zählern. Der südkoreanische Kospi springt 3,3 Prozent an. Chip-Zulieferer verzeichnen besonders starke Gewinne: TSMC steig um 4,3 Prozent, Samsung Electronics legt 5,1 Prozent zu. Der Shanghai Composite gewinnt 0,4 Prozent auf 3961,71 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen steig um 0,3 Prozent auf 4602,83 Punkte.
Yen und Dollar stehen im Fokus
Im asiatischen Devisenhandel gewinnt der Dollar 0,2 Prozent auf 157,39 Yen und legt leicht auf 7,1160 Yuan zu. Der Yen hat seit der Wahl von Premierministerin Sanae Takaichi mehr als sechs Prozent an Wert verloren. Zur Schweizer Währung notiert er 0,2 Prozent höher bei 0,8070 Franken. Parallel dazu fällt der Euro 0,2 Prozent auf 1,1511 Dollar. Der Dollar-Index, der die Stärke der US-Währung gegenüber sechs wichtigen Währungen misst, steigt um 0,2 Prozent auf 100,3.
Nvidia überrascht – KI-Spezialchips ausverkauft
Der reißende Absatz der neuesten Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) hat Nvidia zu einem überraschend starken Quartalsergebnis verholfen. Der Umsatz sei im dritten Quartal um 62 Prozent auf 57 Milliarden Dollar gestiegen, teilte der weltgrößte Chipkonzern mit. Der Reingewinn habe ähnlich stark auf 31,91 Milliarden Dollar zugelegt.
"Die Verkaufszahlen für Blackwell-Chips sind unglaublich hoch", sagte Konzernchef Jensen Huang. Prozessoren für Rechenzentren seien ausverkauft. "Der Bedarf an Rechenleistung wächst exponentiell." Für das Schlussquartal 2025 stellte Huang Erlöse von 65 Milliarden Dollar, plus/minus zwei Prozent, in Aussicht. Die Aktien von Nvidia stiegen daraufhin im nachbörslichen Geschäft der Wall Street um zwei Prozent.
China tastet Leitzins nicht an
Die chinesische Zentralbank hat ihre Geldpolitik nicht gelockert. Sie beließ den einjährigen Leitzins (LPR) bei 3,0 Prozent. Der fünfjährige Leitzins wurde bei 3,50 Prozent belassen. Ökonomen hatten dies so erwartet. Die meisten neuen und ausstehenden Verbraucherkredite in China basieren auf dem einjährigen LPR, während der Fünfjahressatz die Höhe der Hypothekenzinsen beeinflusst.
Nach einer Reihe schwacher Konjunkturdaten hat der Druck auf die Regierung zugenommen, die Wirtschaft stärker anzuschieben. "Eine Senkung des Leitzinses wäre hilfreich, aber es scheint im Moment keine hohe Kreditnachfrage in der Wirtschaft zu geben", sagte Analyst Jeremy Zook von Fitch Ratings. "Die politische Verantwortung liegt eher auf der fiskalischen Seite." Damit könne die Wirtschaft effektiver gestützt werden.
Erst Bodenbildung, dann Jahresendrally …
Mit einem Stabilisierungsversuch hat der Dax zur Wochenmitte aufgewartet und am Ende mit einem Stand von 23.163 Punkten kaum verändert geschlossen. Am Dienstag war er nur knapp über der 23.100er-Marke aus dem Handel gegangen. Marktteilnehmern zufolge hat die Dynamik der Gewinnmitnahmen spürbar nachgelassen. Ob sich die Börsianer nun aber auf eine Jahresendrally einstellen können, bleibt noch abzuwarten.
Kursimpulse könnten heute sowohl von Konjunktur- als auch Unternehmensseite kommen. So stellt sich etwa der Energietechnikkonzern Siemens Energy sich eine Woche nach der Vorlage der Bilanz 2025 den Fragen der Experten. Vorstandschef Christian Bruch hatte angekündigt, auf dem Capital Market Day noch mehr in die Tiefe der Geschäfte zu gehen. Zudem wird erwartet, dass er weitere Details zu den Mittelfristzielen des Konzerns sagen wird. Dank des weltweit steigenden Stromverbrauchs und der zunehmenden Elektrifizierung rennen die Kunden dem Hersteller von Gas- und Windturbinen die Türen ein.
Am Nachmittag will dann die US-Regierung erstmals nach dem Ende ihres Shutdowns neue Arbeitsmarktdaten veröffentlichen. Für September erwarten Ökonomen einen Stellenzuwachs von 50.000, nach 22.000 im Vormonat. Die Arbeitslosenquote dürfte bei 4,3 Prozent verharren. Die Arbeitsmarktdaten entscheiden neben der Inflationsentwicklung darüber, ob die Notenbank Fed ihren Leitzins im Dezember nochmals senken wird.