Das Zollchaos von US-Präsident Donald Trump könnte den Dax in der neuen Woche Experten zufolge straucheln lassen. Unsicherheit gilt als "Gift" an den Börsen, weswegen das Hin und Her um Höhe und Fristen der Strafzölle dem deutschen Leitindex bereits in der vergangenen Woche das Wasser abgrub und ihn unter die Marke von 24.000 Punkten drückte.
Die US-Regierung verschob in der Nacht zu Freitag die gerade erst beschlossene Einführung neuer Zölle auf Importe aus der Europäischen Union in Höhe von 15 Prozent um eine Woche. Den US-Zollbehörden soll damit Zeit gegeben werden, um die neuen Tarife umzusetzen. Zugleich kündigte Trump hohe Strafzölle gegen Dutzende Handelspartner an, darunter Kanada, Brasilien, Indien und die Schweiz.
Der deutsche Leitindex verlor in der Vorwoche mehr als 2 Prozent und hatte sich mit 23.426 Punkten ins Wochenende verabschiedet. Ob die Anleger in der neuen Woche wieder mehr Zuversicht zeigen, bleibe fraglich, sagt Helaba-Volkswirtin Claudia Windt. Bei den anstehenden Wirtschaftsdaten seien keine positiven Impulse auszumachen. "Die konjunkturellen Auswirkungen des Handelskonflikts sind im Euroraum ebenso wie in Deutschland noch mit vielen Fragezeichen versehen", sagt die Ökonomin.
Die Zollpolitik Trumps werde den deutschen Unternehmen den Zugang zu ihrem wichtigsten Auslandsmarkt USA erschweren, dennoch dürfte dies die allmähliche Belebung der Konjunktur in Deutschland nicht stoppen, sagen die Ökonomen der Commerzbank. In erster Linie liege das an dem Investitionspaket der deutschen Regierung.
Anleger müssen auch eine weitere Welle von Firmenbilanzen verdauen. Diese Berichtssaison ist die erste, die die Auswirkungen von Trumps zollgetriebenem Handelskrieg auf die Gesundheit der Unternehmen offenlegt. Die Aussichten für die europäischen Unternehmen hatten sich nach dem Handelsdeal der EU mit den USA aufgehellt. Marktexperten zufolge werden die europäischen Unternehmen im zweiten Quartal voraussichtlich ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 1,8 Prozent melden. Dies stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Rückgang von 0,3 Prozent dar, den Analysten zuvor erwartet hatten. Zu den Unternehmen, die in der neuen Woche ihre Berichte vorlegen, gehören hierzulande Hugo Boss, Commerzbank, Fresenius und Deutsche Telekom. Aus den USA sind unter anderem noch AMD, Snap, Eli Lilly und Expedia an der Reihe.
Terminlich vollzieht sich der Wochenstart eher ruhig: Börsenexperten dürften am Montag die Konjunktur in der Euro-Zone trotz höherer US-Zölle positiver bewerten. Ökonomen rechnen mit einem Anstieg des Sentix-Konjunkturbarometers im August. Der seit 2024 achtmal gesenkte Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) und Maßnahmen der Bundesregierung wie verbesserte steuerliche Abschreibungen für Investitionen dürften stützen.