Dow Jones schließt im Minus Trumps neue Zölle verunsichern Anleger zutiefst
01.08.2025, 22:28 Uhr Artikel anhören
Anleger griffen beim Gold, das seine Gewinne auf gut 1,5 Prozent auf 3343 Dollar je Feinunze ausweitete, und auch bei US-Staatsanleihen zu.
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Die Kurse des Onlinehändlers Amazon, der Kryptobörse Coinbase und des Pharmaunternehmens Moderna brechen ein. Der US-Arbeitsmarkt kühlt im Sommer massiv ab. Zudem drückt Trumps erratische Handelspolitik auf die Stimmung der Börsianer.
Neu entflammte Zollängste und überraschend schwache US-Arbeitsmarktdaten sorgen für Nervosität an der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 notierten jeweils rund 1,5 Prozent tiefer bei 43.514 beziehungsweise 6231 Punkten. Die Tech-Börse Nasdaq verlor fast 2,5 Prozent auf 20.640 Zähler.
Im Monat Juli kamen in den USA nur noch 73.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, von Reuters befragte Ökonomen hatten 110.000 auf dem Zettel. "Außerdem sind alle ziemlich schockiert darüber, wie stark die Zahlen für Mai und Juni nach unten korrigiert wurden", sagte Kevin Gordon, Chefstratege beim Finanzdienstleister Charles Schwab. Die Zahl der im Juni geschaffenen Stellen wurde von 147.000 auf 14.000 revidiert - ein Alarmsignal für die US-Notenbank Fed, die Vollbeschäftigung fördern soll. Nach der Veröffentlichung preisten Anleger an den Terminmärkten eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 Prozent für eine Zinssenkung im September ein. "Positiv ist immerhin, dass die Arbeitslosenquote nicht spürbar gestiegen ist", fügte Gordon hinzu.
Dollar unter Druck
Die Erwartung, dass die Zahlen die Fed zu einer baldigen Zinssenkung bewegen, drückte die US-Devise. Der Dollar-Index rutschte um knapp ein Prozent auf 99,160 Punkte ab, nachdem er vor der Veröffentlichung leicht zugelegt hatte. Der Euro gewann im Gegenzug in etwa genauso viel auf 1,1520 Dollar. Die US-Währungshüter versuchen, mit straffer Geldpolitik die Inflation auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken und einen heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen, ohne die Konjunktur abzuwürgen.
Anleger griffen beim Gold, das seine Gewinne auf gut 1,5 Prozent auf 3343 Dollar je Feinunze ausweitete, und auch bei US-Staatsanleihen zu. Die Rendite zehnjähriger Bonds fiel im Gegenzug auf 4,226 nach zuvor 4,410 Prozent.
Für Verunsicherung sorgten auch die jüngsten Entwicklungen in der Handelspolitik. US-Präsident Donald Trump kündigte zum 1. August Strafzölle zwischen 10 und 41 Prozent gegen Dutzende Handelspartner an - darunter Kanada, Brasilien, Indien und die Schweiz. "Die Ankündigung fiel etwas schlechter aus als erwartet", schrieben die Experten der Pariser Bank Societe Generale.
Außerdem verschob Trump die gerade erst beschlossene Einführung neuer Zölle auf Importe aus der Europäischen Union in Höhe von 15 Prozent um eine Woche. "Hin und Her statt Klarheit und Planungssicherheit - kein gutes Fundament für ein Engagement in Aktien mitten im Sommerloch", kommentierte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten stand ein Kursrutsch von 8,5 Prozent bei Amazon. Eine ungebrochene Kauflaune der Verbraucher hatte dem Onlinehändler zwar ein überraschend starkes Quartalsergebnis beschert. Die wichtige Cloud-Sparte verfehlte jedoch erneut die Markterwartungen.
Steil nach unten ging es auch bei Coinbase und Moderna. Die Papiere der Kryptobörse und des Impfstoffherstellers rutschten nach negativ aufgenommenen Finanzberichten um mehr als 16 und rund 7,5 Prozent ab.
Auch Apple konnte seine anfänglichen Gewinne nicht halten. Ein reißender iPhone-Absatz hatte dem Unternehmen den größten Wachstumsschub seit der Coronavirus-Pandemie beschert. Die Aktien legten nach Vorlage der Zahlen zunächst um bis zu knapp drei Prozent zu. Danach rutschten sie in etwa genauso stark ins Minus.
Quelle: ntv.de, lve/rts