War es das mit dem DAX-Rausch?
Die Jahresauftakt-Rally am deutschen Aktienmarkt verliert an Dynamik. Der DAX geht zur Wochenmitte kaum verändert mit 15.182 Punkten aus dem Handel. Einen leicht positiven Impuls liefern am Nachmittag dann die US-Erzeugerpreise, die darauf hindeuten, dass der Inflationsdruck dort weiter weichen wird. "Der DAX kann sein leichtes Plus nach gemischt aufgenommenen US-Konjunkturdaten nicht ganz ins Ziel retten", kommentiert ntv-Börsenkorrespondentin Nancy Lanzendörfer.
"Noch kleben die Anleger eisern an ihren Aktien und verhindern so eine Korrektur, auf die andere so sehnsüchtig warten", sagt dazu Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus Robomarkets. Gleichzeitig fingen einige Anleger nun an, Gewinne aus der Jahresanfangsrally mitzunehmen. "Deshalb dürfte sich der Dax ohne neue Impulse schwer damit tun, sich deutlich von der 15.200er Marke nach oben abzusetzen."
Es seien drei Faktoren, die die Aktienmärkte auf dem hohen Niveau stützten, so Aktienstratege Andreas Bruckner von der Forschungsabteilung der Bank of America. Es handele sich vor allem um Hoffnungen auf kleinere Zinsschritte der größten Notenbanken und eine schnelle wirtschaftliche Erholung nach der jüngsten Corona-Welle in China. Zudem hätten die neuesten Konjunkturdaten Spekulationen geschürt, dass eine mögliche Rezession nicht sehr stark ausfallen werde. "Aber der Rausch, in dem sich die Märkte befinden, wird irgendwann verschwinden, weil es unmöglich sein wird, die zugrundeliegende Nachfrageschwäche zu verbergen."
Den größten Verlierer bei den DAX-Einzelwerten stellen nach Zahlenvorlage Continental mit einem Abschlag von mehr als drei Prozent. Bei Continental steht der schwache freie Cashflow (FCF) im Blick. Mit 200 Millionen Euro ist dieser laut der Citigroup klar unter der Unternehmens-Prognose von 600 bis 800 Millionen Euro geblieben und auch unter der Konsenserwartung von 540 Millionen Euro. Ursächlich hierfür war unter anderem eine unerwartet niedrige Profitabilität bei Contitech. Dies impliziere ein EBIT, das vermutlich 10 bis 15 Prozent unter den Schätzungen liege.
Zu BASF heißt es, während sich die Umsätze für 2022 im Rahmen der Erwartungen bewegten, habe die Ergebnisseite enttäuscht. Statt eines erwarteten Gewinns wies der Chemiekonzern einen Milliardenverlust aus. Grund sind nicht zahlungswirksame Wertberichtigungen auf die Beteiligung an Wintershall Dea von rund 7,3 Milliarden Euro, davon 5,4 Milliarden im Schlussquartal. Diese resultierten in erster Linie aus der Entkonsolidierung der russischen Explorations- und Produktionsaktivitäten. Die Wertberichtigung von Wintershall Dea habe ohnehin im Raum gestanden, heißt es im Handel. Die Frage sei vielmehr eine des "Wann" gewesen, nicht des "Ob". BASF schließen rund 0,5 Prozent im Plus.
Dazu bewegen Analystenstimmen die Kurse: Zalando-Titel legen mit einer bestätigten Kaufempfehlung durch Goldman Sachs etwa 0,5 Prozent zu, das Kursziel hat die US-Investmentbank auf 49 Euro hochgenommen. Nach einer Rally von 25 Prozent seit Jahresbeginn und einer Herunterstufung durch die Bank of America setzen bei Vonovia Gewinnmitnahmen ein, die Aktien verlieren etwa 1,5 Prozent.