Lohnwende in Japan? Moderiese erhöht Gehälter um bis zu 40 Prozent
11.01.2023, 11:36 Uhr
Es sei das erste Mal seit mindestens 20 Jahren, dass die Mutter der Modekette Uniqlo die Vergütungen konzernweit erhöhe.
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Seit den frühen 1990er-Jahren haben sich die Löhne in Japan kaum verändert. Offenbar ist damit künftig Schluss: Der Mutterkonzern von Moderiese Uniqlo kündigt eine gewaltige Gehaltserhöhung an. Darüber freuen sich nicht nur die Angestellten.
Der Betreiberkonzern des japanischen Moderiesen Uniqlo sorgt mit einer kräftigen Gehaltserhöhung für seine Mitarbeiter in Japan für Schlagzeilen. Die Bezüge würden im März um bis zu 40 Prozent angehoben, teilte der Konzern mit und löste damit auch in der Regierung Freude aus. Er hoffe, dass andere Unternehmen diesem Beispiel folgen und die Löhne "maximal" erhöht werden, sagte Regierungssprecher Hirokazu Matsuno.
Der Konzern Fast Retailing will mit der Gehaltssteigerung nach eigenen Angaben die Lohnunterschiede zu seinen Mitarbeitern im Ausland verringern sowie die globale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens steigern. Angesichts der rasanten Überalterung der japanischen Gesellschaft infolge zu geringer Geburtenraten herrscht in einigen Branchen schon jetzt ein akuter Arbeitskräftemangel.
Die monatlichen Anfangsgehälter für Hochschulabsolventen werden bei dem Konzern von derzeit 255.000 auf 300.000 Yen (rund 2100 Euro) angehoben. Die Monatsgehälter neuer Filialleiter werden 390.000 Yen betragen, ein Plus von 100.000 Yen. Auch die Jahresverdienste anderer Mitarbeiter werden nach den Angaben um bis zu 40 Prozent erhöht.
Löhne und Gehälter stagnieren seit Jahren
Dadurch dürften sich nach Einschätzung von Experten die Lohnerhöhungen für junge und talentierte Arbeitskräfte beschleunigen. Fast Retailing taxierte den künftigen Anstieg der Personalkosten auf 15 Prozent. Allerdings könnten sich nicht alle Firmen derartige Erhöhungen leisten. In Japan sind die Löhne und Gehälter seit den frühen 1990er-Jahren kaum gestiegen und erreichten 2021 durchschnittlich umgerechnet 39.711 US-Dollar jährlich. Der Mittelwert aller OECD-Staaten liegt bei 51.607 US-Dollar. Vor dem Hintergrund der steigenden Inflation hatte der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida wiederholt an die Wirtschaft appelliert, Löhne und Gehälter anzuheben.
Am morgigen Donnerstag will die Firma, die weltweit mehr als 3500 Bekleidungsgeschäfte betreibt, ihre Quartalsergebnisse vorlegen. Im Oktober hatte sie für das Geschäftsjahr 2021/2022 einen Rekordgewinn bekannt gegeben. Die Aktien des Modekonzerns stiegen in Tokio um 1,4 Prozent. "Neben Fast Retailing haben auch andere Unternehmen die Löhne zuletzt stark angehoben", sagte Analyst Taro Saito vom NLI Research Institute. "Das ist positiv für die japanische Wirtschaft."
Die japanische Regierung hat wegen steigender Lebenshaltungskosten Unternehmen aufgefordert, die Löhne zu erhöhen. Es wird erwartet, dass der Schritt des globalen Bekleidungskonzerns die jährlichen Lohnverhandlungen (Shunto) im Frühjahr zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in ganz Japan beeinflussen wird.
Quelle: ntv.de, ses/dpa/DJ