DAX gefangen zwischen Zinssorgen und Zinspause
Nach anfänglichen leichten Gewinnen schließt der DAX zur Wochenmitte im Minus. Der deutsche Börsenleitindex verliert 0,6 Prozent auf 13.257 Punkte. Die Anleger halten sich zunehmend zurück - vor der erst am Abend anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Im Vorfeld nehmen einige Investoren Gewinne mit, die angesichts von Kursgewinnen von 10 Prozent im DAX auf Monatssicht signifikant sein können. Anleger interessieren sich vor allem für den geldpolitischen Ausblick von Fed-Präsident Jerome Powell.
Mit Blick auf die US-Zinsentscheidung am Abend gilt es als ausgemacht, dass die Fed die Zinsen um 75 Basispunkte (Bp) anheben wird. Unklar ist, wie es im Dezember weitergehen wird. Die Deutsche Bank glaubt nicht, dass sich Powell zum aktuellen Zeitpunkt bereits festlegen werde, vielmehr werde er vermutlich die Datenabhängigkeit der Entscheidung unterstreichen.
"Die Forwards preisen für Dezember weiter eine 50:50-Chance zwischen 50 bzw. 75 Bp ein, wobei auch Unsicherheit über die Terminal Rate (Zinsgipfel) und den geldpolitischen Kurs 2023 besteht, nachdem Powell davor gewarnt hatte, dass die Zinsen möglicherweise noch länger hoch bleiben müssen", so die Commerzbank. Die Commerzbank selbst rechnet mit Zinserhöhungen um 50 Bp im Dezember und sieht den Zins im Februar 2023 bei letztlich 5 Prozent, mit Chancen auf Zinssenkungen Ende nächsten Jahres.
"Der DAX hält sich heute etwas zurück", kommentiert ntv-Börsenkorrespondent Frank Meyer. "Einige Gewinne werden vor der Zinsentscheidung der Fed mitgenommen, schließlich hat der Leitindex knapp 1400 Punkte zuletzt zugelegt", erläutert er. "Anleger mögen keine Unklarheit und so werden sie vor allem auf die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell hören: Wie viele Zinsanhebungen wird es noch geben? Wann kommt die Zinspause? Immerhin hat die US-Notenbank im laufenden Jahr bereits sechs Mal an der Zinsschraube gedreht, vier Mal um 75 Basispunkte erhöht."
Bei den Einzelwerten im DAX stehen Vonovia heute im Fokus. Die Titel des Immobilienkonzerns geben 5,6 Prozent ab, nachdem Moody´s das Rating um eine Stufe auf Baa1 von A3 gesenkt hat. Zur Begründung verwies die Ratingagentur darauf, dass stark steigende Zinsen den Ausblick für Immobilienbewertungen dämpften und die Fremdkapitalkosten signifikant erhöhten. Dadurch werde sich das Verschuldungsprofil des Konzerns im Laufe der Zeit verändern. Zudem erschwere dies die Umsetzung der Verkaufsvorhaben der Vonovia. Dass die Ratingagentur im aktuellen Umfeld eine vorsichtigere Haltung einnimmt, stufen die Berenberg-Analysten als "völlig verständlich" ein.
Auf der Gewinnerseite stehen Merck-Titel mit einem Plus von mehr als zwei Prozent an der Spitze. Um mehr als ein Prozent geht es jeweils für Puma und FMC nach oben.