Zinssorgen bleiben Boeing zieht den Dow nach oben
29.09.2021, 23:11 Uhr
Anleger hoffen auf eine baldige Rezertifizierung des 737 Max Modells in China.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Ausverkauf am Dienstag begeben sich die Märkte am Mittwoch auf einen zarten Erholungskurs. Für die leichten Dow-Gewinne ist vor allem der Flugzeugbauer Boeing verantwortlich. Dessen Problemflieger 737 Max könnte in China bald wieder abheben.
Nach dem jüngsten Kursrutsch tasten sich einige Anleger an die Wall Street zurück. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss am Mittwoch 0,3 Prozent höher auf 34.390 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab dagegen 0,2 Prozent auf 14.512 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,2 Prozent auf 4359 Punkte zu. Bei Staatsanleihen entspannte sich die Lage zwar ebenfalls, wodurch die Rendite der zehnjährigen Treasuries auf 1,525 Prozent fiel.
Die Zinserhöhungsängste seien aber noch nicht verschwunden, sage Jim Smigiel, Chef-Anleger des Vermögensverwalters SEI. "Die Zinsen sind im historischen Vergleich zwar niedrig, ein scharfer nachhaltiger Anstieg versetzt die Märkte aber in Unruhe, wenn die Wirtschaft kaum Zeit hat, sich darauf einzustellen.
Mit sorgenvoller Miene beobachteten Börsianer zudem den Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Ohne Einigung droht ab Freitag ein "Government Shutdown", die Schließung zahlreicher Behörden. US-Finanzministerin Janet Yellen zufolge könnten die USA ab dem 18. Oktober zahlungsunfähig werden. Dies würde die Börsen nach Einschätzung von Experten weltweit ins Chaos stürzen. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg dennoch auf ein Elf-Monats-Hoch von 94,4 Punkten. Dies sei ein Zeichen der Zuversicht, dass sich die Beteiligten wie üblich in letzter Minute doch noch zusammenrauften, sagte Marshall Gittler, Chef-Analyst des Brokerhauses BDSwiss.
Unterdessen machten am Rohölmarkt weitere Anleger Kasse und drückten den Preis für die US-Sorte WTI bis zu zwei Prozent ins Minus auf 73,74 Dollar je Barrel (159 Liter). "Zudem wächst die Sorge, dass die Stromrationierung in China die dortige Industrie und damit auch die Nachfrage nach Öl und Gas ausbremsen könnte", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
Gefragt waren auch Boeing, die sich um 3,2 Prozent verteuerten. Damit war der Flugzeugbauer allein für rund die Hälfte des Dow-Tagesgewinns verantwortlich. Der Airbus-Konkurrent hofft nach einem erfolgreichen Testflug für die chinesische Aufsicht mit einer raschen Flugerlaubnis für die 737 Max durch die Behörde. Das nährt Spekulationen über mögliche Aufträge aus dem Reich der Mitte. Maschinen des Typs 737 Max waren 2019 nach zwei Abstürzen weltweit mit Flugverbot belegt worden.
Bei Micron überschattete dagegen eine Umsatzwarnung für das laufende Quartal die starken Geschäftszahlen im vorangegangenen. Der Speicherchip-Hersteller erwartet wegen Nachschub-Problemen bei anderen Computer-Komponenten eine geringere Nachfrage von PC-Herstellern. Da sich zudem die Nachfrage insgesamt normalisiere, müsse mit fallenden Preisen gerechnet werden, die durch Einsparungen nur teilweise wettgemacht werden könnten, schrieb Analyst Kinngai Chan vom Research-Haus Summit Insights. Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie 2020 hatte Micron vom Trend zum Homeoffice profitiert. Micron-Papiere verbilligten sich um knapp zwei Prozent.
Quelle: ntv.de, ino/rts