Panorama

Cheers! Amerikas Whiskey-Story

Amerikanischer Whiskey, unterschiedlichen Alters

Amerikanischer Whiskey, unterschiedlichen Alters

(Foto: REUTERS)

Amerikanischen Whiskey? Trinkt man den nicht als Jugendlicher schon - und dann mit Cola? Das war einmal. Der amerikanische Whiskey erlebt derzeit einen Boom. Mal wieder, wie seine wechselvolle Geschichte beweist.

Parker und Craig Beam, die Master Distiller der Heaven Hill Distilleries: Beam ist ein tief verwurzelter Name in der amerikanischen Whiskey-Geschichte.

Parker und Craig Beam, die Master Distiller der Heaven Hill Distilleries: Beam ist ein tief verwurzelter Name in der amerikanischen Whiskey-Geschichte.

(Foto: Heaven Hill Distilleries)

Der 17. Januar 1920 ist eines dieser geschichtsträchtigen Daten, die heute jeder US-Amerikaner kennt. Der Volstead Act, der die Herstellung, den Transport und den Verkauf jeglicher Form von Alkohol in den ganzen USA verbietet, tritt in Kraft. Ein folgenschwerer Tag für die amerikanische Whiskey-Industrie, der sich aber bereits Jahre zuvor angekündigt hat: Denn auf Druck der Puritaner wird die Produktion und der Konsum alkoholischer Getränke bereits 1917 verboten - allerdings beschränkt auf die Dauer des Ersten Weltkriegs. Für die Whiskey-Industrie ist das noch kein Problem, muss sie doch eh ihre Produktion umstellen: Statt "Lebenswasser" wird Schießpulver hergestellt. Die ab 1920 folgende Prohibition, die bis zum 5. Dezember 1933 dauert, ist dagegen ihr Sargnagel. Es dauert Jahrzehnte, bis sich die Industrie von diesem politischen Eingriff erholt. Heute boomt sie - wieder einmal. Und das liegt auch an der sehr bewegten wechselvollen Geschichte des amerikanischen Whiskeys.

Seine Ursprünge reichen bis ins 15. und 16. Jahrhundert zurück, als die ersten Siedler aus Europa - und vor allen aus England, Schottland, Irland und Deutschland - in der neuen Welt ankommen. Mit im Gepäck haben sie ihr "Lebenswasser" und die Rezepte dafür. Im Osten finden sie fruchtbare Böden vor, auf denen Weizen und Roggen so gut gedeihen, dass sie bald darauf beginnen, die überschüssigen Erträge zu "brennen". Das hat gleich mehrere Vorteile: Die Destillate sind haltbarer, leichter zu transportieren und dienen als gern genommenes Tauschmittel. Infolgedessen boomen die kleinen Farm-Destillerien.

Alles reine Geschmackssache

Allerdings gibt es auch ein Problem: Die im europäischen Kontinentalklima prächtig gedeihende Gerste wächst in den Südstaaten der USA nur sehr spärlich. Da sie für den Fermentierungsprozess aber wichtig ist, muss eine Alternative gefunden werden. Der Mais, schnellwachsend und durch die indianischen Ureinwohner bereits seit Generationen kultiviert, übernimmt im Großen und Ganzen die Rolle der Gerste. Auch der vor allem in Schottland im Überfluss vorhandene Torf ist in der neuen Welt nicht gegeben. Dafür findet sich jede Menge Holz, um die Trockenfeuer anzuheizen.

Weißeichenfass aus den Lagern der Heaven Hill Distilleries

Weißeichenfass aus den Lagern der Heaven Hill Distilleries

(Foto: Heaven Hill Distilleries)

Der Geschmack des ersten amerikanischen Whiskeys weicht deshalb deutlich von dem ab, den die irischen und schottischen Siedler aus ihrer Heimat kennen. Man beginnt, die aus Amerikanischer Weiß-Eiche hergestellten Fässer auszukohlen.

Bis ins 18. Und 19. Jahrhundert feiern so die verschiedenen Whiskeys - angeheizt durch den 1733 erlassenen Melasse Act, der den Rum-Import aus Südamerika und der Karibik begrenzt - ihren Siegeszug. Rye (Roggen), Wheat (Weizen) oder Bourbon (Mais) sind beliebt, die Zahl der Destillerien, damals gleichzusetzen mit Brennblasen, steigt auf mehrere Tausend.

Vom billigen Feuerwasser zum Genussmittel

Eugen Kasparek, Autor und "Master of Tasting".

Eugen Kasparek, Autor und "Master of Tasting".

(Foto: Whisky & Cigars)

Als der Unabhängigkeitskrieg vorbei ist und die daraus resultierenden Schulden beglichen werden müssen, erlässt George Washington, 1. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, 1791 eine Steuer auf alkoholische Destillate. Die Siedler begehren gegen auf. Es kommt zum "Whiskey-Aufstand" und Washington - selbst im Besitz einer kleinen Brennerei - lässt ihn mit aller Härte niederschlagen. Es sollen sogar mehr Soldaten zum Einsatz gekommen sein als im Kampf gegen die Engländer wenige Jahre zuvor.

Die Siedler machen sich auf den Weg nach Westen, um den Steuereintreibern zu entkommen. Von Pennsylvania, wo damals das Herz des amerikanischen Whiskeys schlägt, geht es nach Kentucky und Tennessee. Dort ist er noch heute zu Hause - und erlebt wiederum einen Boom, wie die beiden Whisky-Experten Eugen Kasparek (Autor und "Master of Tasting" bei Whisky & Cigars in Berlin) und Helge Müller (Whisky-Sommelier, Blogger und Repräsentant der Heaven Hill Distilleries in Deutschland) versichern.

Helge Müller, Whisky-Blogger und -Sommelier

Helge Müller, Whisky-Blogger und -Sommelier

(Foto: Sovido 2012)

"Der Trend ist aber nicht mehr 'billig und mit Cola', sondern Qualität und Genuss", unterstreicht Kasparek . Und auch Müller meint, dass es nicht mehr darum gehe, sich mit Whiskey-Cola zu betrinken: "Abends ein Glas Whiskey, dazu eine Zigarre - Whiskey ist mittlerweile auch in den USA ein Genussmittel geworden." Das sei aber nur ein Schlüssel zum derzeitigen Erfolg. "Es gibt in den USA etwa ein Dutzend Brennereien, deren Erzeugnisse auch exportiert werden, die deshalb auch bei uns bekannt sind", erläutert er. "Gleichzeitig erleben die USA derzeit einen Boom an Mikro-Destillerien, der mit dem gleichzeitigen Boom bei Mikro-Brauereien zusammenhängt: Der Weg vom Bierbrauer zum Whiskey-Brenner ist kein sehr langer: Man braucht quasi die gleichen Ausgangsstoffe und Zutaten." Laut Müller sind "in der Summe in den USA heute hunderte Brenner dabei, Whiskey herzustellen".

Sonderabfüllung Elijah Craig Barrel Proof

Sonderabfüllung Elijah Craig Barrel Proof

(Foto: Heaven Hill Distilleries)

"Der Mikro-Brauereien-Boom sorgt auch dafür, dass der amerikanische Whiskey pur getrunken wird, in kleinen Shotgläsern. Wer einen 'Boilermaker' bestellt, bekommt ein Bier und einen Whiskey - vergleichbar in Deutschland mit dem Herrengedeck aus Pils und Korn. Das ist derzeit sehr trendy in den US-Bars", sagt Müller, jahrelang selbst Barkeeper. "Aber auch Whiskey-Cocktails und Whisky-Longdrinks sind weiter sehr beliebt."

"Nahezu in jedem Bundesstaat gibt es Whiskey-Destillerien, selbst in New York", sagt auch Kasparek. Als Tipp sieht er die Marke Elijah Craig, einen Whiskey der Heaven Hill Distilleries, dessen Besonderheit darin besteht, dass er vergleichsweise alt auf den Markt kommt: als 12 und 18 Jahre alte Variante. "Untypisch für einen klassischen amerikanischen Whiskey, der in der Regel nur vier bis fünf Jahre reift", sagt Kasparek. Das liege an den vorherrschenden klimatischen Bedingungen. "Der amerikanische Whiskey wird - laut Volksmund - gekocht. Er reift zwei- bis dreimal schneller als beispielsweise ein schottischer", erläutert der Whisky-Experte.

"Klassischen amerikanischen Whiskey und schottischen Whisky sollte man allerdings nicht vergleichen“, so Kasparek weiter. "Schon allein preislich verbietet sich das: Eine Flasche klassischer amerikanischer Whiskey kostet ab 10 Euro, für einen guten schottischen Single Malt gibt man 50 Euro aus." Auch für Müller verbietet sich ein solcher Vergleich. Er räumt aber ein, dass der Preis durchaus auch eine Rolle beim derzeitigen Boom spiele: "Die kürzere Reifezeit senkt etwa die Lagerkosten - das ist natürlich ein positiver Kostenfaktor. Und auch Mais ist kostengünstiger zu bekommen als Gerstenmalz."

Mindestens 51 Prozent Maisanteil muss ein Bourbon haben, damit er sich so nennen darf. Noch immer verbinden die meisten mit einem amerikanischen Whiskey einen klassischen Bourbon. "Dabei hat Rye Whiskey eine sehr viel ältere Tradition", sagt Kasparek. Aber auch die Vielfältigkeit des amerikanischen Whiskeys sei eben ein Grund für seinen derzeitigen Erfolg - und die oft verkannte Tatsache: "Amerikanischer Whiskey ist nicht schlecht!" Müller: "Und er ist weiter im Kommen." Cheers!

Quelle: ntv.de

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