Suspekte Unfälle auf See Explosionen auf Geisterschiff "Seajewel" waren offenbar Anschlag
20.02.2025, 16:45 Uhr Artikel anhören
Die Explosionen ereigneten sich in der ligurischen Hafenstadt Vado Ligure in der Provinz Savona.
(Foto: IMAGO/Depositphotos)
Auf einem Tanker, der der russischen Schattenflotte zugerechnet wird, ereignen sich zwei Explosionen, während dieser in einem italienischen Hafen liegt. Nach Einschätzung der italienischen Behörden handelt es sich um ein Attentat.
Seit einer Woche fragt man sich in Italien, was es mit dem Tanker "Seajewel" auf sich hat. Das unter maltesischer Flagge fahrende Schiff lag vor der ligurischen Hafenstadt Vado Ligure vor Anker, als es am vergangenen Freitag zu zwei Explosionen kam. Diese verursachten einen 120 Zentimeter langen und 70 Zentimeter breiten Riss. Zu einer Ölpest kam es nicht, da es sich bei der "Seajewel" um einen Tanker der neuen Generation mit Doppelrumpf handelt.
Anfangs zeigten sich die Ermittler vorsichtig in öffentlich geäußerten Vermutungen. Zuerst wolle man die toten Fische um den Rumpf des Schiffes, den Sprengstoff und die Blackbox genau untersuchen. Auch Tiefseetaucher wurden eingesetzt, um jedes noch so kleine Detail nicht zu übersehen. Doch neben menschlichem Versagen wurde von Anfang an die Möglichkeit eines Attentats in Betracht gezogen.
Und das aus mehreren Gründen. Die Ukrainer haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Russen weiter Erdöl auch nach Europa liefern, allen Sanktionen zum Trotz. Die Rede ist von Geisterschiffen, an die zwölf sollen es sein, darunter auch der Tanker "Seajewel".
Die Erdöllieferungen erfolgen nicht direkt, sondern über Umwege und Aufenthalte in anderen Häfen, um Spuren zu verwischen. So hatte die "Seajewel" unter anderem in Algerien Halt gemacht und sollte angeblich weiter nach Griechenland fahren. Erst gerade haben die Staaten der Europäischen Union ein schärferes Vorgehen gegen die russische Schattenflotte beschlossen. Die Erkenntnis dahinter: Bislang ist das nicht gelungen.
In die Ermittlungen zu den Explosionen auf der "Seajewel" schaltete sich auch die italienische Antiterrorismusdivision ein. Sie war es, die am Mittwoch erklärte, dass es sich bei den zwei Explosionen um einen Terrorakt gehandelt habe.
Eine Liste ungeklärter Vorfälle
Diese Erkenntnis listet den Fall "Seajewel" in eine bis heute nicht geklärte Reihe von Unfällen. Die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" hat die wichtigsten aufgezählt.
- Am 23. Dezember 2024 kam es zu drei Explosionen auf dem Frachter "Ursa Major". Das Schiff kenterte, zwei der 16 Besatzungsmitglieder konnten nicht gerettet werden. An Bord des Frachters sollen Teile für einen russischen Schlepper gewesen sein.
- Am 23. Januar kam es zu einem Brand an Bord des Spionageschiffs "Kildim". Das Schiff wurde vor der syrischen Hafenstadt Tartus von der Mannschaft verlassen.
- Am 9. Februar erfolgt eine Explosion auf dem Tanker "Koala" im Hafen Ust-Luga, nicht weit von Sankt Petersburg.
- Und natürlich gehört zu dieser Liste auch der Vorfall vom 19. auf den 20. November, als der chinesische Frachter "Yi Peng 3" zwei Unterseekabel in der Ostsee beschädigte.
Zwar weist die italienische Tageszeitung darauf hin, dass in keinem dieser Vorfälle der Tatvorsatz bewiesen werden konnte. Die Häufigkeit, mit der sie sich in den letzten paar Monaten zugetragen haben, ist jedoch erstaunlich. Die Detonationen an Bord der "Seajewel" dürften nicht der letzte Vorfall dieser Art gewesen sein.
Quelle: ntv.de