Unterschätzte GefahrAcht Lawinentote in Österreich an einem Tag

In weiten Teilen Tirols gilt die dritte von fünf Lawinenwarnstufen. Diesen Wert unterschätzen viele Urlauber zum Unverständnis der Einsatzkräfte aber offenbar. An nur einem Tag kostet dies mehrere Menschen das Leben.
Am bislang folgenschwersten Lawinentag der Skisaison sind in Österreich acht Menschen verschüttet worden und ums Leben gekommen. Kurz nach Mitternacht barg die Polizei in Tirol die Leichen von zwei Menschen, die von einer Skitour nicht zurückgekehrt waren. Angehörige hatten Alarm geschlagen. Die 61-jährige Frau und der 60-jährige Mann waren in Auffach in der Tiroler Wildschönau von einer Lawine erfasst worden. Am Vortag waren im Grenzgebiet zwischen Tirol und der Schweiz vier Schweden sowie ihr Bergführer und ein Mann in Vorarlberg ums Leben gekommen. Sollten unter den Toten weitere Ausländer sein, würde die Polizei dies erst nach der Verständigung der Angehörigen mitteilen.
Auch am heutigen Samstag ist die Lawinensituation kritisch, in ganz Tirol herrschte mit der Lawinenwarnstufe 3 (von 5) erhebliche Gefahr. Lawinen können schon von einzelnen Wintersportlerinnen und -sportlern ausgelöst werden, sagte Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol. Zwei Drittel aller Lawinenunfälle passierten bei dieser Gefahrenstufe. "Diese statistische Tatsache zeigt gerade auch die Gefährlichkeit dieser Lawinengefahrenstufe auf."
Trotz aller Warnungen kam es auch heute zu einem Todesfall. Mindestens ein Mensch starb durch eine Lawine in der Tiroler Gemeinde Schmirn. Dort wurden fünf Wintersportler verschüttet und drei von ihnen lebend geborgen. Nach der fünften Person werde nach wie vor gesucht, hieß es laut Polizei. Jedes Jahr sterben in Österreich rund 20 Menschen bei Lawinenunglücken. Im vergangenen Jahr war die Zahl etwas niedriger, da aufgrund der Corona-Pandemie weniger Menschen auf den Pisten unterwegs waren.
Glück für Gruppe im Ötztal
Die fünfköpfige schwedische Gruppe war am Freitag zusammen mit dem einheimischen Bergführer im Skigebiet Ischgl/Samnaun auf dem Gebiet von Spiss abseits der Pisten unterwegs gewesen, als sich oberhalb eine 400 Meter breite Lawine löste. Ein Schwede wurde nur zum Teil verschüttet und konnte per Handy einen Freund in seinem Heimatland verständigen. Der informierte ein Mitglied der Gruppe in Österreich, das an diesem Tag nicht mit auf Tour gegangen war und die örtliche Polizei alarmieren konnte. Der 42-Jährige mit dem Handy überlebte als einziger - vier Opfer zwischen 43 und 47 Jahren sowie der 42-jährige Bergführer kamen ums Leben.
Im Skigebiet Albona in Vorarlberg war eine vierköpfige Gruppe auch außerhalb der präparierten Pisten unterwegs, darunter ein staatlich geprüfter Snowboardführer. Die Gruppe wollte am Berg Knödelkopf vom Gipfel aus über freies Gelände in Richtung Albonabahn-Talstation abfahren. Beim Start des zweiten Skifahrers löste sich ein Schneebrett und riss ihn mit. Der 43-Jährige konnte zwar seine Lawinenairbag aktivieren und wurde schnell gefunden und ausgegraben. Aber trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen konnte er nicht mehr reanimiert werden.
Auch deutsche Wintersportler gerieten am Freitag in Österreich in eine Lawine. Sie waren in einer siebenköpfigen Gruppe mit Dänen und Schweden zwischen 23 und 33 Jahren im Tiroler Ötztal unterwegs, wie die Polizei berichtete. Ein gewaltiges Schneebrett riss fünf Menschen mit. Sie hätten zum Teil ihre Lawinen-Airbags ausgelöst und seien schnell geortet, befreit und in ärztliche Behandlung gebracht worden. Einer davon wurde in die Klinik nach Murnau in Bayern transportiert, hieß es.
Das Schneebrett verschüttete auf einer Breite von 100 Metern auch eine tieferliegende Skipiste. Der Lawinenkegel sei mehrmals abgesucht worden, aber niemand wurde entdeckt. Auch im Bezirk Kitzbühel wurde eine vierköpfige Gruppe aus Österreich von einer Lawine mitgerissen. Sie konnte sich aus den Schneemassen befreien, aber ein 24-Jähriger musste schwer verletzt ins Krankenhaus geflogen werden.