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Recherche zu Pflegezuständen Alloheim weist RTL-Vorwürfe zurück

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Die Reporterinnen dokumentieren Zustände, die niemand aushalten möchte.

Die Reporterinnen dokumentieren Zustände, die niemand aushalten möchte.

(Foto: RTL)

Ins Pflegeheim möchte niemand gern. Neue investigative Recherchen vom Team Wallraff in Pflegeeinrichtungen von Alloheim zeigen, warum. Das Unternehmen sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Der Pflegeheimbetreiber Alloheim hat Vorwürfe zurückgewiesen, das Unternehmen habe über Monate in Einrichtungen zu wenig Personal eingeplant und die Kassen bei der Abrechnung getäuscht. Das hatten Recherchen von RTL und "Stern" bei den Alloheim Senioren-Residenzen nahegelegt.

Der Undercover-Einsatz von Reporterinnen und Reportern in mehreren Alloheim-Einrichtungen, Gespräche mit Mitarbeitenden und die Einsicht in Dokumente hatten gezeigt, dass anscheinend im Zeitraum von Januar 2024 bis einschließlich April 2025 in durchschnittlich 130 Heimen rund 430 Pflegekräfte bei den Kassen abgerechnet wurden, obwohl diese gar nicht im Dienst waren. Die ganze Recherche "Team Wallraff - Reporter undercover: Das miese Geschäft mit der Pflege" ist jederzeit auf RTL+ abrufbar.

Tatsächlich beschäftige man "hunderte Vollzeitkräfte mehr in der Pflege als gesetzlich erforderlich", heißt es von Alloheim. "Pflegekassen finanzieren Alloheim auch keineswegs mehr Personalkosten als von uns aufgewendet." Die Darstellungen in der Recherche von RTL und Stern bildeten "den tatsächlichen Personaleinsatz bei Alloheim nicht korrekt ab". Das Unternehmen kündigte auch an, man wolle rechtliche Schritte ergreifen.

"Grausame Pflegefehler"

Im Alloheim Neuss hatte eine Reporterin den Fall eines pflegebedürftigen und inkontinenten Bewohners dokumentiert, der bei 30 Grad Außentemperatur offenbar seit einer Woche nicht gewaschen wurde. Pflege-Expertin Andrea Würtz schätzte das in der Sendung als "grausamen Pflegefehler" ein. Dazu schreibt Alloheim: "Die Grundpflege entspricht den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner." Der Mann hatte zudem einen Dekubitus, ein Lagerungsgeschwür, über sein gesamtes Gesäß, er starb kurz darauf im Krankenhaus. Alloheim schreibt hierzu: "Dass Herr … einen großen offenen, blutigen Dekubitus hatte, ist laut Alloheim nachweislich nicht korrekt."

Im Alloheim Frankfurt Mainpark entstand bei einer Reporterin der Eindruck, dass das Personal es über mehrere Tage nicht schafft, einem Bewohner den Wunsch zu erfüllen, mit dem Rollstuhl zum Fenster gebracht zu werden, statt in seinem Bett zu bleiben. Juristin und Pflegerechtsexpertin Ulrike Kempchen fürchtet, dass dies den Allgemeinzustand des Mannes verschlechtern könnte. "Wenn ich jemanden im Bett halte und sage, er muss dort liegen, dann führt das natürlich auch zu Folgen wie Unsicherheiten und Muskelabbau. Und ich habe einen Anspruch auf eine Pflege, die meinem Bedarf entspricht. Und wenn ich noch mobil bin und mich bewegen kann, dann ist dieser Bedarf auch tatsächlich zu erfüllen."

Mit dem Fall konfrontiert, schrieb Alloheim, der Fall sei ihnen bekannt: "Nachdem dieser Umstand der Einrichtungsleitung gemeldet wurde, wurde dieser umgehend behoben. Zusätzlich haben wir im konkreten Fall eine sogenannte Mitarbeiterbegleitung durchgeführt, um sicherzustellen, dass Mobilisationspläne konsequent unter Berücksichtigung individueller Wünsche und des körperlichen Zustands aktualisiert und umgesetzt werden."

Erschütterung in sozialen Medien

In den sozialen Medien reagierten Menschen entsetzt. Eine Userin schrieb: "Wenn man heute #Team Wallraff anschaut, möchte man auf gar keinen Fall ein Pflegefall werden. Menschenunwürdig!" Eine andere Userin kommentierte: "Einfach nur traurig, wie die alten Menschen abgefertigt werden."

Die Firmengruppe Alloheim Senioren-Residenzen mit Sitz in Düsseldorf ist der größte private Pflegeheimbetreiber in Deutschland: Sie betreibt bundesweit rund 300 Heime und hat etwa 24.000 Mitarbeiter und 28.000 Pflegeplätze. Seit Ende 2017 gehört sie der schwedischen Firma Nordic Capital, einem Private-Equity-Unternehmen.

Quelle: ntv.de, sba

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