Kind wurde angeblich verhext Bandenchef lässt 184 Menschen bei Massaker in Elendsviertel töten
09.12.2024, 06:45 Uhr Artikel anhören
In einem Elendsviertel auf Haiti kam es zu einem schrecklichen Massaker durch Bandengewalt.
(Foto: dpa)
Das Kind von Monel "Mikano" Felix erkrankt, der haitianische Bandenchef holt sich daraufhin Rat von einem Voodoo-Priester. Der behauptet, ältere Menschen in einem Elendsviertel hätten dem Kind durch Hexerei geschadet. Felix lässt danach ein Massaker verüben.
Bei einem Massaker in einem Elendsviertel in Haiti sind einer Menschenrechtsorganisation zufolge am Wochenende mindestens 180 Frauen und Männer getötet worden. Zunächst war von 110 Opfern die Rede gewesen. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte in Genf, dass mindestens 184 Menschen in Cité Soleil getötet wurden. "Diese jüngsten Tötungen bringen die Todeszahl in Haiti in diesem Jahr auf unglaubliche 5000 Menschen. Wir müssen den Strom der Waffen nach Haiti, Sudan und Myanmar stoppen", sagte er.
Der Chef einer Bande habe es hauptsächlich auf ältere Menschen abgesehen, teilte das haitianische Netzwerk zum Schutz der Menschenrechte (RNDDH) mit. Er habe sie verdächtigt, durch Hexerei die Krankheit seines Kindes verursacht zu haben. Den Angaben zufolge suchte der Bandenführer Monel "Mikano" Felix nach der Erkrankung des Kindes Rat bei einem Voodoo-Prieser. Dieser habe ältere Menschen beschuldigt, dem Kind durch Hexerei zu schaden. Dies habe Felix dazu veranlasst, die Tötungen anzuordnen. Seine Bandenmitglieder hätten die Menschen mit Macheten und Messern umgebracht. Alle seien über 60 Jahre alt gewesen.
Cite Soleil ist ein dicht besiedelter Slum am Hafen der Hauptstadt Port-au-Prince und gehört zu den ärmsten und gewalttätigsten Gebieten Haitis. Es wird durch Banden streng kontrolliert - auch die Nutzung von Mobiltelefonen. Durch diese Einschränkung seien Bewohner nicht in der Lage gewesen, Informationen über die Geschehnisse weiterzugeben.
Wegen der eskalierten Bandengewalt waren zuletzt nach Angaben der Vereinten Nationen binnen zehn Tagen mehr als 40.000 Menschen aus ihren Häusern in der Hauptstadt geflohen. Zwischen dem 11. und 20. November seien insgesamt 40.965 Menschen in Port-au-Prince auf der Flucht gewesen, einige bereits zum zweiten oder dritten Mal, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM). Demnach handelt es sich um die schlimmste Vertreibungswelle seit zwei Jahren.
"Das Ausmaß dieser Vertreibung ist beispiellos, seit wir im Jahr 2022 begonnen haben, auf die humanitäre Krise zu reagieren", erklärte der IOM-Chef in Haiti, Gregoire Goodstein. Insgesamt wurden nach IOM-Angaben mehr als 700.000 Menschen in Haiti vertrieben. "Diese Krise ist nicht nur eine humanitäre Herausforderung. Sie ist ein Test für unsere kollektive Verantwortung", erklärte Goodstein weiter.
Quelle: ntv.de, tno/rts/AFP/dpa