Panorama

Ein Toter, mehrere Verletzte "Bennet" fegt über Deutschland

In Berlin zog am Abend ein Unwetter über die Stadt.

In Berlin zog am Abend ein Unwetter über die Stadt.

(Foto: dpa)

Behinderungen auf Straßen und Schienen, abgedeckte Dächer, entwurzelte Bäume: Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 144 Kilometern pro Stunde weht es heftig im Land. Manch Karnevalist erlebt einen vorgezogenen Aschermittwoch.

Tief "Bennet" hat zu Wochenbeginn teils orkanartige Böen über weite Teile Deutschlands geschickt. In einigen Regionen fielen die geplanten traditionellen Rosenmontagszüge wegen Sicherheitsbedenken aus. Andernorts aber zogen Hunderttausende durch die Straßen und trotzten Wind und Regen. Im münsterländischen Ochtrup wurde ein Autofahrer auf einer Landstraße von einem umstürzenden Baum erschlagen. Auf einer Baustelle im hessischen Lorsch wurde eine gerade fertiggestellte Mauer umgeweht, ein 48-jähriger Arbeiter erlitt dabei schwere Verletzungen.

Am Frankfurter Flughafen wurde vorübergehend die Zahl der Landungen pro Stunde am Vormittag von 60 auf 44 Maschinen gesenkt. Wie eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS) sagte, waren zeitweise wegen des starken Windes gar keine Landungen möglich. Es habe auch mehrere sogenannte Durchstarter gegeben - Flugzeuge also, die den Landeanflug abbrechen und durchstarten mussten. In der Folge kam es zu Verspätungen, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport sagte.

Das Tief hatte auch Einschränkungen im Bahn- und Flugverkehr zur Folge. In einigen Regionen fielen Züge aus oder verspäteten sich. In Dellfeld in der Pfalz stürzte ein Baum auf die Gleise, wie die Bahn mitteilte. Auf einigen Strecken seien die Züge aus Sicherheitsgründen langsamer als sonst gefahren - etwa zwischen Kaiserslautern und Bingen oder Pirmasens und Saarbrücken. In Berlin und Brandenburg kam es am Abend zu Ausfällen und Behinderungen auf einigen Regionallinien und bei der S-Bahn. Wegen eines umgestürzten Baumes auf den Gleisen wurde teils ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Auf anderen Abschnitten wurde der Takt ausgedünnt.

Karneval in etwas reduzierter Form

Windspitzen im Karneval

(hauptsächlich zwischen 8 und 10 Uhr)

Düsseldorf - 106 km/h

Köln-Porz  - 91 km/h

Köln Flughafen - 85 km/h 

Pulheim - 76 km/h

Eltville bei Mainz - 111 km/h

Wiesbaden - 81 km/h

Trotz heftiger Böen und Schauer bahnten sich die Karnevalszüge in den Hochburgen Köln, Mainz und Düsseldorf ihren Weg durch die Stadt - in leicht abgespeckter Form. So verzichtete man in allen drei Städten auf Pferde. Andernorts wurden Züge abgesagt oder verschoben, etwa in Bottrop im Ruhrgebiet und in Fulda und Seligenstadt in Hessen.

Der Sturm hob in Düsseldorf das komplette Flachdach eines Mehrfamilienhauses an. Das 60 Quadratmeter große Dach kam erst einige Meter weiter wieder zum Liegen. In einer Mehrzweckhalle nahe Magdeburg fuhr der Wind ins Dach und deckte es teilweise ab. Das für den Abend geplante Michael-Jackson-Musical musste abgesagt werden. Dieses soll laut MDR immerhin noch in dieser Woche nachgeholt werden, wie der Veranstalter versprach.

Nahe Birkenfeld in Rheinland-Pfalz wehten Teile eines Windrads auf die Autobahn 62. Weil die Gefahr bestand, dass noch weitere Stücke eines Rotorblattes abbrechen könnten, wurde die Fahrbahn gesperrt. Auf der Autobahn 656 zwischen dem Heidelberger Kreuz und Mannheim-Seckenheim sorgten umgestürzte Solarpanels für Behinderungen. Auf der A38 in Sachsen-Anhalt sowie auf anderen Straßen im Land wehte es laut MDR mehrere Lkw um. Auch ein Laster nahe Braunschweig verlor das Gleichgewicht. In Thüringen erwischte es einen Bus. Der Fahrer blieb unverletzt.

Windspitzen in anderen Regionen

Stadthagen - 131 km/h

Uelzen - 126km/h

Insel Helgoland - 119 km/h

Borkum - 113 km/h

Kap Arkona - 113 km/h  

Bad Harzburg-Burgberg - 111km/h

Berlin-Wannsee - 109 km/h

Kabelsketal - 109 km/h

Hoernum/Sylt - 109 km/h

Hamburg-Veddel - 102 km/h

Templin - 99 km/h   

Besonders kurios trieb es der Wind mit einem Lkw samt Anhänger in Bayern. Erst kippte der Anhänger um und musste von Rettungskräften aufgerichtet werden, wie der BR berichtet. Nach kurzer Fahrt erwischte es das Gespann erneut. Diesmal aber korrigierte "Bennet" selbst und richtete den Anhänger umgehend selbst wieder auf.

Seilbahnen und Brockenbahn pausieren

An der Zugspitze wurde zeitweise der Betrieb der Seilbahn sowie der meisten Liftanlagen eingestellt. Im Skigebiet Garmisch-Classic konnten mehrere Lifte in oberen Höhenlagen ebenso nicht mehr fahren. Auch andere Skigebiete meldeten Behinderungen wegen des Windes. München und Augsburg sperrten aus Sicherheitsgründen die städtischen Friedhöfe, in Augsburg wurde zudem der Botanische Garten geschlossen. Die Harzer Schmalspurbahn stellte am Mittag die Fahrten auf den Brocken ein.

Windspitzen auf den Bergen

Feldberg/Schw. - 144 km/h

Brocken/Harz - 143 km/h

Belchen/Schwarzwald - 141 km/h

Wasserkuppe - 119 km/h

In Baden-Württemberg riet das Ministerium für Verbraucherschutz davon ab, im Wald spazieren zu gehen. Vor allem in Hochlagen des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb, aber auch am Bodensee bestand demnach Gefahr aufgrund herabstürzender Äste. In Heidelberg blieb der Zoo wegen des Wetters geschlossen.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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