Sechs weitere FälleBericht: "White Tiger"-Netzwerk trieb mehr Menschen als gedacht in den Tod

Die Enthüllungen um "White Tiger" bringen auch weitere pädokriminelle Online-Netzwerke zutage. Dort werden Jugendliche zu sadistischen Handlungen überredet. Eine Recherche zeigt weitere Abgründe der Szene.
Das pädokriminelle Onlinenetzwerk "Com" und die dazugehörige Gruppierung "764" haben laut einem Medienbericht mehr Menschenleben als bisher bekannt auf dem Gewissen. Dies hätten "Spiegel"-Recherchen ergeben. Die Gruppierungen sind durch den Fall von "White Tiger", der Rädelsführer von "764" sein soll, bekannt geworden.
Die "Spiegel"-Auswertung zeige, dass es jenseits des Falls "White Tiger" in den vergangenen Jahren weitere sechs Fälle gab, in denen Mitglieder der Szene Menschen in den Tod trieben. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Meist begingen die Opfer Suizid im Livestream, wie etwa im Fall des 25-jährigen Samuel Hervey.
In einem Fall in Leipzig wiederum gehen Behörden dem Bericht zufolge dem Verdacht nach, dass ein "764"-Mitglied eine 13-Jährige dazu brachte, ihre jüngere Schwester zu töten. In einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Kleinzschocher soll das Mädchen im Oktober 2024 die Siebenjährige erstochen haben, als die Eltern nicht zu Hause waren. Auf einem Gerät der 13-Jährigen fand die Polizei offenbar verstörende Messenger-Nachrichten. Die Botschaft fassen Ermittler so zusammen: "Wir wissen, wo deine Familie wohnt, und wir kennen all deine Familienmitglieder. Wenn du nicht tust, was wir sagen, bringen wir euch alle um."
Das Nachrichtenmagazin recherchiert eigenen Angaben zufolge seit über zwei Jahren zur sogenannten "Com"-Szene, zu der auch die Gruppe "764" gehört, und hat Millionen Chatbeiträge aus dem Inneren der Gruppierungen ausgewertet. Die Szene ist nach diesen Recherchen weiterhin aktiv. Einer der aktuell größten "Com"-Chats hat demnach mehr als 1600 Mitglieder. Mitunter würden in einzelnen Gruppen der Szene rund 5000 Nachrichten pro Tag gepostet.
Der "Spiegel" konnte in der exklusiven Datenauswertung über 80 Fälle in 22 Ländern recherchieren, in denen Mitglieder der Szene für Erpressungen und Gewalttaten verantwortlich sein sollen.