Kommt nochmal Schnee? Der Märzwinter hält den Frühling in Schach
02.03.2023, 21:03 Uhr
Winter ade? Davon kann leider keine Rede sein.
(Foto: picture alliance / Andreas Franke)
Der März kommt, wie der Februar ging: eiskalt. Das könnte auch noch länger so bleiben. Regen, Schnee, Glätte sind im Anzug. Auf ein seliges Frühlingserwachen setzen bislang nur wenige Wettercomputer.
ntv.de: Meteorologisch hat mit dem März auch der Frühling begonnen - wann startet das Wetter durch in den Lenz?
Björn Alexander: Das könnte in diesem Jahr eine ziemlich zähe Angelegenheit werden. Denn unser Sonnenhoch "Hazal" verlagert sich jetzt weiter in Richtung Nordatlantik und Island. Das eröffnet bei uns wiederum eine nördliche Strömung, die Luft aus polaren Breiten via Skandinavien nach Deutschland schickt. Am Wochenende zuerst noch mit Regen vermischt - spätestens nächste Woche fällt aber bis in tiefere Lagen erneut Schnee.
Müssen wir auch wieder Schnee räumen und mit Glätte rechnen?
Letzteres ist ziemlich sicher. Zum Spätwintereinbruch mit hochreichender und nasskalter Polarluft gesellt sich nämlich nach wie vor Nachtfrost mit entsprechender Glätte.
Wie sieht es mit dem Schnee aus?
Bei den Schneemengen sind sich die Wettercomputer derzeit noch uneins. Dass es bis ins Flachland durch Schnee oder Graupel vorübergehend weiß werden kann, ist ebenfalls recht sicher. Aber auch umfangreichere Schneemengen sind Bestandteil vieler Prognosen.
Was würde das bedeuten?
Im Flachland wären demnach teilweise 10 bis 20 Zentimeter denkbar - auf den Bergen sogar deutlich mehr. Ein richtiger Märzwinter also, der - wenn es tatsächlich wieder für flächendeckenden Schnee reichen sollte - mit teilweise bitterkalten Nächten unter minus 5 oder sogar unter minus 10 Grad einhergehen könnte.
Bei den unsicheren Prognosen: Gibt es auch wärmere Berechnungen?
Die gibt es, sie sind allerdings in der Unterzahl. Erst zum Ende der nächsten Woche sieht ein Teil der Trends eine Milderung von Westen und Südwesten her. Eine Lösung, die durchaus plausibel erscheint, die allerdings mit einer erneuten meteorologischen Wundertüte um die Ecke kommen könnte.
Warum?
Damit wäre eine Grenzwetterlage denkbar. Je nachdem, wo und wie die mögliche Luftmassengrenze zum Liegen kommt, sind etliche Wettererscheinungen vorstellbar. Von weiterem Schnee über Eisregen bis hin zu lupenreinem Dauerregen - oder sogar ein rascher Umschwung ins lockere Frühlingserwachen. Eine spannende Entwicklung, die natürlich auch die Weichenstellung für das nachhaltige Frühlingserwachen stellt. Fakt ist aber so oder so: Der März 2023 hat gute Chancen, einer der kühlsten Märzmonate der letzten Jahre zu werden
Wann war es zuletzt so kalt im März?
Bezogen auf die letzten 20 Jahren verliefen der März 2013 (Temperaturmittel von 0,2 Grad) sowie der März 2006 (etwa 1,5 Grad) außergewöhnlich kalt. Eher kalt waren der März 2018 (2,4 Grad) sowie der März 2005 (3,6 Grad). Normal wären - verglichen mit den letzten 30 Jahren - übrigens um die 4,5 Grad. Das alte Klimamittel aus dem Zeitraum 1961-1990 liegt bei rund 3,5 Grad.
Wenn wir schon bei der Statistik sind: Wie ist der Winter 2022/2023 einzuordnen?
Mit einem Temperaturmittel von gut 2,9 Grad war der Winter - trotz der beispielsweise eiskalten Phase im Dezember 2022 - deutlich zu warm. Geschuldet ist es unter anderem der extrem milden Phase, die uns rund um den Jahreswechsel bis Mitte Januar ereilt hat. So wurde ein Gros der höchsten Temperaturen des gesamten Winters in dieser Phase vermeldet.
Wo liegen die Hotspots des Winters?
Im Süden unseres Landes. Vorneweg rangieren Wielenbach in Bayern mit 20,8 Grad sowie Müllheim und Ohlsbach, jeweils in Baden-Württemberg, mit 20,3 Grad - allesamt vermeldet am 31. Dezember 2022. Einziger Ausreißer der Spitzenliste mit über 20 Grad abseits dieser Warmphase ist Garmisch-Partenkirchen mit 20,1 Grad am 18. Februar 2023.
Wie sieht es beim Niederschlag aus?
Die Regenbilanz ist über ganz Deutschland gemittelt ausgeglichen mit etwa 180 Litern pro Quadratmeter, was dem langjährigen Mittelwert genau entspricht. Regional waren die Unterschiede aber ziemlich groß. So erwirtschafteten der Südwesten und der Süden eine unterdurchschnittliche Regenbilanz, während es ansonsten normal oder deutlich zu nass war.
Wo fiel am meisten, wo war es am trockensten?
Nassester Ort war Meinerzhagen-Redlendorf in NRW mit knapp 530 Litern je Quadratmeter. Keine 60 Liter sind hingegen in Frankenthal-Studernheim, in Alzey - beide Rheinland Pfalz - und in Vogtsburg-Bischoffingen in Baden-Württemberg gefallen.
Was sagt die Sonnenbilanz?
Um die 160 bis 170 Sonnenstunden. Das entspricht in etwa ebenfalls dem langjährigen Mittel. Eher unauffällig also. Wobei der Süden - analog zum ausgebliebenen Niederschlag - am meisten Sonne erhaschen konnte. Am grausten verlief der Winter 2022/23 mit nur gut 90 Sonnenstunden in Laage in Mecklenburg Vorpommern sowie in Glücksburg-Meierwik in Schleswig Holstein.
Vom Rückblick zum Ausblick fürs Wochenende. Welche Aussichten erwarten uns?
Samstag und Sonntag verlaufen allgemein wechselhaft und nasskalt mit Schneeregen und Schneeschauern, die zum Teil schon mal bis in tiefere Lagen niedergehen - mitunter mit Glättegefahr. Auch in Richtung Mittelgebirge kann Neuschnee streckenweise für Glätte sorgen. Dabei bläst vor allem im Norden und Osten sowie in Schauernähe ein teilweise lebhafter bis stürmischer Wind. Einzig im Süden ist es am Samstag noch länger schön.
Bei welchen Temperaturen?
Am Samstag bringen es die Werte auf 0 bis 8 Grad. Der Sonntag wird nochmals frischer mit maximal noch minus 2 bis plus 7 Grad. Die kälteste Ecke ist das Erzgebirge, am mildesten ist es am Oberrhein.
Und nächste Woche?
Geht es spätwinterlich weiter. Am Montag voraussichtlich mit Schneeregen oder Schnee. Bevorzugt im Süden und Südosten schneit es kräftiger mit entsprechender Auftragslage für die Winterdienste. Aber auch im Rest des Landes müssen sich die Straßenmeistereien alleine schon durch die Kombination aus Niederschlägen, Frostnächten und der Gefahr von gefrierender Nässe auf Überstunden einstellen. Dazu erreichen die Temperaturen in den tieferen Lagen leichte Plusgrade, bis zu 7 Grad im Südwesten. Die Berge bewegen sich derweil im Bereich um den Gefrierpunkt.
Quelle: ntv.de