Reifglätte, Frost, Eiseskälte Der Winter beginnt
01.12.2014, 16:10 Uhr
Die Eiseskälte hat Deutschland im Griff.
(Foto: dpa)
Der Herbst war einer der wärmsten der letzten Jahre. Doch damit ist es jetzt vorbei. Nicht nur, dass wir den kalendarischen Winteranfang feiern können. Längst hat der Winter Deutschland im Griff - mit allem, was dazugehört, wie n-tv Meteorologe Björn Alexander erklärt.
n-tv.de: Björn, für euch Meteorologen beginnt heute schon der Winter. Und beim Blick auf das Wetter muss man feststellen: Das ist - zumindest hier in Berlin - absolut passend.
Björn Alexander: Nicht nur in Berlin. Denn von Osten her hat sich die Frühwinterluft doch schon weiter ausgebreitet. Das ist zwar für den Dezemberbeginn ein durchaus normales Ereignis. Allerdings hat natürlich der meteorologische Winterbeginn nicht in erster Linie mit dem aktuellen Wetter zu tun. Die Loslösung vom kalendarischen Jahreszeitenwechsel beruht vor allem auf der statistischen Vergleichbarkeit. Der meteorologische Winter beginnt dadurch immer am 1. Dezember um 0 Uhr und der meteorologische Herbst ist vorbei.
Was sagt denn die Statistik über den Herbst aus?
Dass er mit 2,6 Grad über dem Durchschnitt liegt und damit ungewöhnlich mild ausgefallen ist.
Ist das ein Rekord?
Nein. Aber es ist der zweitwärmste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zum Spitzenreiter fehlt dann doch noch einiges.
Wie viel zu warm war denn der Rekordherbst?
Das war der Herbst 2006. Der war 3,3 Grad wärmer als normal. Jedoch kommt dieser Unterschied besonders durch den September zustande. Der war 2006 mit 3,6 Grad überm Durchschnitt deutlich zu warm. In diesem Jahr waren es im September "nur" 1,6 Grad. Hingegen fehlt dem November 2014 deutlich weniger zum Rekordnovember.
Wie viel denn?
Den Novemberrekord hält - wen wundert es - der November 2006 mit 3 Grad über dem langjährigen Mittel. Der November 2014 war knapp 2,6 Grad zu warm. Gerade zu Beginn waren wir mit etlichen Temperaturrekorden für das erste Monatsdrittel zwar noch auf Kurs für die Spitzenposition. Allerdings gab's gegen Ende dann doch deutliche Einschnitte. Betrachten wir zum Beispiel die letzten Novembertage, dann war es auf den Bergen mit Föhn zwar noch sehr mild. Im übrigen Land breitete sich dagegen das Bibberfeeling von Osten her aus und sorgte zum Wochenstart am Montagmorgen im Nordosten für gefühlte Temperaturen unter minus 10 Grad.
Geht es denn so kalt weiter?
Insgesamt bleiben wir auch in den nächsten Tagen auf dem eher kalten Niveau. Besonders merken wir das in der Nordhälfte. Tagsüber mit Werten um den Gefrierpunkt. Und nachts kann es bei längerem Aufklaren teilweise auch mal mäßigen Frost geben. Also mit Tiefstwerten unter minus 5 Grad.
Kommt der Süden wärmer davon?
Das Temperaturniveau ist schon etwas höher. Leichte Plusgrade tagsüber und nachts Werte um den Gefrierpunkt. Einen leicht föhnigen Höhepunkt liefert der Donnerstag. Auf den Höhen im Süden Bayerns nochmals bis knapp 10 Grad.
Wie ist es mit Glätte?
Reifglätte ist in diesen Nächten immer ein Thema. Glätte durch Niederschläge ist dagegen ein seltenes Phänomen. Ganz auszuschließen ist zwischenzeitlicher Glatteisregen allerdings von der Mitte südwärts nicht. In Sachen flächendeckender Schneefall gibt's aber auf jeden Fall noch eine Schonfrist.
Ist absehbar, wie lange?
Bis zum Wochenende überwiegt wahrscheinlich der Hochdruckeinfluss mit der kalten Luft. Da passiert nicht viel. Danach könnte es eine allmähliche Umstellung der Wetterlage geben. Von Nordwesten her deutet sich Tiefdruckeinfluss an. Und wenn das tatsächlich so kommt, dann würde es mit den Temperaturen etwas raufgehen und es wäre auch deutlich mehr Feuchtigkeit für Niederschläge da.
Regen oder Schnee?
Auf den Bergen definitiv als Schnee, was bei einer Anströmrichtung aus Nordwest die Wintersportregionen der Mittelgebirge und der Alpen sicherlich freuen würde. Im Flachland ist es für eine Entscheidung zwischen Schnee oder Regen aber viel zu früh. Das kommt sehr auf das Timing an. Jedoch würde ich auch eine geschlossene Schneedecke im Flachland regional begrenzt nicht ausschließen.
Über die Sonne in dieser Woche hatten wir bisher noch nicht gesprochen: Wie stehen die Chancen?
Nach wie vor hat es die Sonne nicht leicht, sich gegen Nebel oder Hochnebel durchzusetzen. In der Nordhälfte würde ich am ehesten mal die Chance für längere sonnige Phasen sehen. Ansonsten ist es einfach mal Glückssache. Das hat vielleicht der ein oder andere in den letzten Tagen beim Blick auf seine Wetter-App gemerkt. Oft versprechen uns die Wettermodelle, die ja auch bei diesen Apps verarbeitet werden, mehr Sonne als wir tatsächlich bekommen, beziehungsweise die Hochnebelproblematik wird nicht so exakt erfasst, wie wir uns das alle wünschen würden.
Eine letzte Frage noch zum Gesamtjahr 2014: Wird es jetzt das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen?
Das wird eine knappe Kiste. Fällt der Dezember zu kalt aus, dann wird es für 2014 nicht für Platz eins reichen. Und momentan sind wir eben doch etwas vom Rekordkurs abgekommen. Da müssen wir also einfach weiter abwarten und sehen, welche Überraschungen uns der Dezember noch so bringt.
Quelle: ntv.de