Panorama

"Schwedenschelle" schlägt zuDer Winter ist zurück

20.03.2020, 13:07 Uhr
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Besonders der starke Wind lässt die Temperatur schnell um einiges kälter erscheinen. (Foto: imago/Rene Traut)

Mit niedrigen Temperaturen und eisigem Wind startet der kalendarische Frühling in Deutschland. Wer am Wochenende vor die Tür geht, sollte sich definitiv warm anziehen. Ein Wärme-Comeback kündigt sich frühestens nächste Woche an, erklärt ntv-Wetterexperte Björn Alexander.

Mit kalten Temperaturen und eisigem Wind startet der kalendarische Frühling in Deutschland. Wer am Wochenende vor die Tür geht, sollte sich definitiv warm anziehen. Ein Wärme-Comeback kündigt sich frühestens nächste Woche an.

ntv.de: Der Kalender sagt, dass heute der Frühling beginnt. Aber das Wetter scheint es anders vor zu haben. Was erwartet uns?

Björn Alexander: Die Wetterlage stellt sich derzeit großräumig um. In den kommenden Tagen macht sich zwar auch wieder ein Hoch für uns stark, sodass die Sonne spätestens am Sonntag wieder ganz gut rauskommt. Jedoch platziert sich Hoch "Jürgen" erst einmal über Skandinavien und damit bekommen wir arktische Luft aus dem hohen Norden. Wäre nicht der Sonnenstand schon so hoch, dann wäre es die kälteste und damit winterlichste Wetterlage der letzten Monate.

Ist das die in manchen Medien bereits prophezeite "Russenpeitsche"?

Definitiv nicht. Denn diese Arktikluft kommt aus dem Bereich Ostgrönland und zieht über Skandinavien zu uns. Es ist also mehr eine Schwedenschelle als eine russische Peitsche.

Wird sich das auch auf das Corona-Virus auswirken?

Da bin ich überfragt. Allerdings ist dieser Wetterumschwung von oft frühlingshaft mild hin zu spätwinterlich sicherlich für unser Immunsystem eine Herausforderung. Immerhin erleben wir das kälteste Wochenende seit dem Winter. Wer also am Wochenende noch irgendwie vor die Tür geht, der sollte sich definitiv warm anziehen, um sich nicht noch eine "normale" Erkältung einzufangen. Zumal uns außer der Abkühlung auch noch ein eisiger Ostwind um die Ohren weht.

Wie kalt wird es denn?

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ntv-Meteorologe Björn Alexander (Foto: ntv)

Die gemessenen Temperaturen bewegen sich meistens bei 1 bis 10 Grad. Gefühlt liegen die Werte aber deutlich darunter. Gerade am frühen Vormittag, wenn es mit frostigen Temperaturen aus der Nacht losgeht, liegen die gefühlten Temperaturen - der sogenannte Windchill - häufig bei minus 8 bis 0 Grad. Auf den Bergen fühlt es sich sogar nochmals kälter an. Gerne mal mit zweistelligen Minusgraden. Im Bereich der Kamm- und Gipfellagen mit um die minus 15 Grad.

Was ist der Unterschied zwischen gemessener und gefühlter Temperatur?

Im Gegensatz zur gemessenen Temperatur, die stets in 2 Metern Höhe und im Schatten gemessen wird, wird hier versucht, dem persönlichen Kälteempfinden Rechnung zu tragen. Hierzu spielt der Wind eine entscheidende Rolle.

Warum?

Je stärker er wird, umso mehr Wärme wird von der Haut weggeweht bzw. umso kühler fühlt es sich an. Beispielsweise fühlt sich eine gemessene Temperatur von 0 Grad bei einem starken bis stürmischen Wind wie knapp minus 10 Grad an. Deshalb steigert der Wind in winterlichen Luftmassen auch die Gefahr von Erfrierungen.

Dann schauen wir doch auf die Details am Wochenende? Was bringt uns der Samstag?

Über der Nordhälfte meldet sich durch Hoch "Jürgen" neben der kalten Luft auch die Sonne zurück. Der äußerste Norden zeigt sich sogar strahlend schön. Von den Mittelgebirgen südwärts ist es hingegen wolkiger mit Regen, Schneeregen oder Schnee. Letzterer kann übrigens in der Nacht zum Samstag besonders im Umfeld der Mittelgebirge auch für Glätte sorgen!

Welche Temperaturen erwarten uns dazu?

Verbreitet gibt es nur noch einstellige Höchstwerte zwischen 2 und 9 Grad. Lediglich am Rhein sind bis 10 Grad drin. Dementsprechend gibt es besonders im Süden einen satten Temperatursturz. Von 16 bis 20 Grad am Freitag geht es dort zurück auf 5 bis 10 Grad. Zudem weht ein kalter Ost- bis Nordostwind.

Wie sieht es am Sonntag aus?

Nach meist frostiger Nacht scheint tagsüber oft die Sonne. Lediglich der Alpenrand und die Ostseeküste bekommen noch Schnee- oder Schneeregenschauer. Dazu ist es sehr kalt bei Höchstwerten zwischen 0 Grad im Erzgebirge und 10 Grad am Oberrhein. Hierbei weht ein teilweise eisiger Ostwind mit hohem Fröstelfeeling.

Und nächste Woche?

Ändert sich vorerst nicht allzu viel. Bis einschließlich Mittwoch bleibt es nach jetzigem Stand überwiegend freundlich bis sonnig und trocken mit spätwinterlichen Temperaturen und frostigen Nächten. Die Tageshöchstwerte bewegen sich meist bei 0 bis knapp 10 Grad und besonders am Montag ist es auch noch sehr windig.

Ab wann bestehen Chancen auf ein Comeback der Frühlingstemperaturen?

Frühestens in der zweiten Hälfte der nächsten Woche beziehungsweise zum Wochenende rücken die 15 oder auch knapp 20 Grad vielleicht wieder in greifbare Nähe. Aber es ist auch möglich, dass der Märzwinter noch lange bleibt.

WetterBjörn Alexander