Panorama

Italienisches Königshaus Ein Leichnam, der Wunden aufreißt

Der Sarg von König Viktor Emanuel III. war am Sonntag aus Ägypten überführt worden.

Der Sarg von König Viktor Emanuel III. war am Sonntag aus Ägypten überführt worden.

(Foto: dpa)

Die geheime Rückführung der sterblichen Überreste von König Viktor Emmanuel III. sorgt in Italien für Aufregung. Er gilt als Komplize Mussolinis. Seine Nachfolger meinen dennoch, er sollte im Herzen Roms und nicht an einem abgelegenen Ort ruhen.

Genauso wie er in der Nacht von 8. zum 9. September 1943 heimlich aus Rom geflüchtet war, kam er nun zurück. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden die Gebeine des vorletzten Königs Italiens Samstagnacht von Alexandrien, Ägypten ausgeflogen. Dort hatte er im Exil gelebt und war im Jahr 1947 verstorben.

Am Sonntag fand nun bei eisiger Kälte die Bestattung von König Viktor Emanuel III. im Santuario von Vicoforte, in der Nähe der im norditalienischen Piemont gelegenen Kleinstadt Cuneo statt. Hier hatte man zwei Tage zuvor schon den Leichnam seiner Frau Elena, deren Grab sich bis dahin im französischen Montpellier befand, beigesetzt.

Zur Zeremonie hatte sich eine überschaubare Gruppe von Mitgliedern des Haus Savoyen sowie Monarchisten und Schaulustige eingefunden. Gegen die Rückführung protestierten allen voran die Jüdische Gemeinschaft in Italien und die Partisanenorganisationen. Für sie bleibt Viktor Emanuel III. ein maßgeblicher Verbündeter des faschistischen Regimes.

Er räumte Mussolini den Weg

Dass man versucht hat, die Überführung der Gebeine so heimlich wie möglich zu halten oder zumindest so wenig wie möglich publik zu machen, hat mit der unrühmlichen Rolle von Viktor Emanuel III. während des Faschismus zu tun. Für die Italiener ist er der König, der mit dem Diktator Benito Mussolini paktierte, der, wie der Historiker Umberto Gentiloni in einem Artikel in der Tageszeitung "La Repubblica" erinnert, "im Oktober 1922, nach dem von den Faschisten organisierten Marsch auf Rom nicht das Dokument des Belagerungszustandes unterschrieb und somit Mussolini erst den Weg zur Machtübernahme räumte".

1938 setzte der König stattdessen seine Unterschrift unter die Rassengesetze, mit denen die Deportation von Tausenden italienischer Juden erst ermöglicht wurde. Eine Reise, die für die meisten von ihnen mit dem Tod endete. "Ein Schandfleck, der bis heute und für immer auf dem Königshaus Savoyen bleiben wird", sagt Gentiloni und antwortet so indirekt all jenen, die der Meinung sind, die Savoyer hätten doch jetzt genug gesühnt, außerdem seien es ja nur Gebeine.

Die Savoyer zeigen sich unbelehrbar

Die Savoyer und Monarchisten hätten einen anderen Bestattungsort für Viktor Emanuel III. und seine Frau Elena gewollt, und zwar das Pantheon im Herzen von Rom, wo schon Viktor Emanuel II., der König der italienischen Vereinigung, und sein Sohn Umberto I. ruhen. Dort sollten laut seinem Urenkel auch Viktor Emanuel III. und seine Elena ruhen.

Doch Italiens Staatsoberhaupt Sergio Mattarella hat da, wie einst schon sein Vorgänger Carlo Azeglio Ciampi, nicht eingewilligt. Ciampi hatte die Forderung seinerzeit mit folgender Begründung abgelehnt: "Nichts Persönliches gegen die Savoyer. Ich habe sie selber respektvoll und mit offenem Ohr empfangen. Ich war damit einverstanden, dass die sterblichen Überreste nach Italien zurückgeführt werden konnten. Doch ich widersetzte mich strikt gegen ihre Bestattung im Pantheon, wie sie es erwünschten. Denn beim Pantheon handelt es sich um einen symbolträchtigen Ort. Niemals soll man Verdienste und Verantwortungen verwechseln, Helden mit Verrätern. Sie sind vor ihrer Verantwortung geflüchtet, haben das Interesse der Familie dem des Landes vorgezogen." Diese Begründung teilt Mattarella bedingungslos und mit ihm auch der Großteil der Italiener.

Dass einige Nachfolger des Königshauses jetzt wieder auf einer Anerkennung bestehen, die den Savoyern nicht zusteht, ist für so manchen ein Beweis, dass sie bis heute aus der Geschichte nichts gelernt haben. Und dass es richtig war, ihnen einen Bann aufzuerlegen, als sie - schon im Exil - versuchten, wieder auf den Thron zu steigen. Der Bann hatte ihnen bis 2002 die Rückkehr ins Land verwehrt.

Quelle: ntv.de

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