Wahrung der WürdeEinige Leichen bleiben im Meer
Mehr als 150 Opfer des Flugzeugabsturzes vom 1. Juni 2009 sind noch nicht geborgen. Und viele werden wohl für immer am Meeresgrund ihre letzte Ruhe finden. Denn ihre Bergung aus dem Wrack in 4000 Metern Tiefe kann kaum gelingen.
Die französische Justiz hat entschieden, nicht alle Leichen aus dem Wrack der vor knapp zwei Jahren zu bergen. Die besonders stark entstellten Toten sollten am Meeresgrund bleiben, schrieben zwei Untersuchungsrichter an die Angehörigen. Bisher waren zwei Leichen aus dem Wrack geholt werden, bei denen noch unklar ist, ob sie identifiziert werden können.
"Sie müssen wissen, dass die Überreste der Opfer auf dem Meeresgrund in einem schlechten Zustand sind aufgrund des starken Aufpralls, der Zeit, die vergangen ist, und der Umgebung", schrieben die Untersuchungsrichter Sylvie Zimmermann und Yann Daurelle in einem Brief, der der Nachrichtenagentur AFP vorlag. "Deshalb werden wir nur die Opfer bergen, die man den Familien übergeben kann und die auch identifiziert werden können."
Mit dieser Entscheidung sollten Opfer und Angehörige ihre "Würde und ihre Achtung" bewahren. Ursprünglich hatte die französische Polizei angekündigt, alle Leichen zu bergen, die in knapp 4000 Metern Tiefe teilweise noch angeschnallt in dem Wrack sitzen, wie Unterwasserbilder zeigen.
Zwei Leichen geborgen
Vergangene Woche hatte die Bergungsmannschaft, die seit dem Osterwochenende am Absturzort ist, . Den Richtern zufolge wurden die Überreste zweier Passagiere ausgesucht, die unterschiedlich stark zersetzt sind, um festzustellen, ob eine Identifizierung überhaupt möglich ist. Proben der beiden Leichen wurden nach Frankreich geschickt, wo sie zusammen mit den beiden Flugschreibern am Donnerstag eintreffen sollten.
Unter den Hinterbliebenen herrscht Uneinigkeit, ob die Leichen unter allen Umständen aus dem Wrack geborgen werden sollen. Während die brasilianische Hinterbliebenenvereinigung alle Opfer vom Meeresgrund holen will, verweist Jean-Baptiste Audousset als Vertreter der französischen Angehörigen auf den Schock, den es für die Familien bedeuten könnte, die Leichen zu identifizieren.
Der Airbus war am 1. Juni 2009 auf dem Weg vom brasilianischen Rio de Janeiro nach Paris mit 228 Menschen an Bord, darunter 28 Deutsche, in den Atlantik gestürzt. Nur etwa fünfzig Leichen, die im Wasser trieben, konnten seinerzeit geborgen werden. Warum die Maschine verunglückte, ist noch unklar. Aufschluss erhoffen sich die Ermittler von den gefundenen Flugschreibern. Die Geräte sollen ab Donnerstag am Sitz der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde in Le Bourget bei Paris untersucht werden.