Messer in Mülleimer gefunden Ermittler schließen Terror-Motiv bei Messerangriff in Solingen nicht aus
24.08.2024, 15:00 Uhr Artikel anhören
Ermittelt werde derzeit in ganz NRW und Deutschland, heißt es von den Behörden.
(Foto: dpa)
Die Hintergründe des Messerangriffs in Solingen sind noch unklar - der Täter ist weiterhin flüchtig. Die Ermittler können jedoch nicht ausschließen, dass es sich bei der Tat um einen Terroranschlag gehandelt hat. Ein anderes Motiv sei derzeit nicht ersichtlich.
Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen hat die Staatsanwaltschaft einen terroristischen Hintergrund nicht ausgeschlossen. Dies teilten die Ermittler bei einer Pressekonferenz mit. Man schließe den Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht aus, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers dazu. Der Verdacht ergebe sich aus den Gesamtumständen, da die Opfer "in keinem Zusammenhang zueinander standen". Ein anderes Motiv sei derzeit nicht ersichtlich. Der Generalbundesanwalt habe bereits zwei Vertreter entsandt. Eine Übernahme des Verfahrens komme in Betracht, sollten sich die Hinweise verdichten.
Die Ermittler bestätigten, dass zuvor Messer gefunden wurden. Berichten zufolge war mindestens ein Messer in einem Mülleimer in der Innenstadt entdeckt und sichergestellt worden. Ob es sich dabei um die Tatwaffe handelt, ist jedoch noch nicht klar. "Die Zuweisung des gefundenen Messers zur Tat kann ich nicht bestätigen", erklärte der nächtliche Einsatzleiter Thorsten Fleiß auf der Pressekonferenz. Auch machte er keine konkreten Angaben zu dem Messer, etwa was die Klingenlänge angeht. "Da sind wir im Moment noch nicht", sagte Fleiß. Es sei umfangreiches Beweismaterial gefunden worden, das nun ausgewertet werde.
Bildmaterial von dem Täter gebe es bisher nicht, erklärten die Ermittler weiter. Es sei ein Hinweisportal geschaltet, es laufe "umfangreiches" Material ein, so Fleiß. Auf dem Hinweisportal (https://nrw.hinweisportal.de/) können Hinweise zur Tat oder dem Täter abgegeben und Bild- oder Videomaterial hochgeladen werden. Die Auswertung laufe noch, "sodass wir im Moment noch kein gezieltes Bild vom Täter veröffentlichen können, weil wir es noch nicht gezielt zuordnen können". Wenn man ihn frage, ob Bildmaterial vom Täter vorliege, müsse er im Moment mit "Nein" antworten.
15-Jähriger nicht der Täter
Die Ermittlungen laufen derzeit in ganz Nordrhein-Westfalen und Deutschland, teilte Fleiß weiter mit. Beteiligt seien auch Bundesbehörden. Man gehe davon aus, dass es ein Täter gewesen sei, ermittele aber in alle Richtungen. Es sei eine "große Herausforderung, die Spurenlage und die Zeugenaussagen zusammenzubringen und ein Gesamtbild zu generieren". Der Ermittler bittet Zeugen, sich mit Hinweisen an die Behörden zu wenden und sie nicht in den sozialen Medien zu verbreiten.
Caspers bestätigte frühere dpa-Informationen, wonach ein 15-Jähriger festgenommen wurde. Bei dem Jugendlichen handele es sich jedoch nicht um den Täter. Gegen ihn werde derzeit nur wegen des Nichtanzeigens einer Straftat ermittelt, erklären die Ermittler weiter. Nach Zeugenaussagen solle eine bisher nicht bekannte Person kurz vor der Tat mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden, sagte Caspers. Ob diese Person der Täter sei, wisse man nicht. Weitere Angaben zu dem Jugendlichen machten die Ermittler nicht. Zunächst war die Festnahme eines 17-Jährigen vermeldet worden, die Altersangabe wurde später jedoch korrigiert.
In einer Pressemitteilung hieß es zuvor, es werde geprüft, ob es möglicherweise Tatzusammenhänge gebe. Zudem finden unter anderem Durchsuchungen an verschiedenen Örtlichkeiten statt. Wo und welche Gebäude konkret durchsucht werden, konnten die Ermittler "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht sagen. Die Ermittlungen laufen demzufolge auf Hochtouren weiter.
Bei dem Angriff bei einem Stadtfest waren am Freitagabend drei Menschen getötet worden, zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren und eine Frau von 56 Jahren. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Der Täter wählte die Opfer offenbar willkürlich aus. Anschließend entkam er im Tumult und in der anfänglichen Panik nach der Tat. Die Polizei mahnte die Bevölkerung in Solingen am Samstag weiter zur Vorsicht.
Quelle: ntv.de, mli/spl/dpa/rts