Panorama

DNA-Proben im Vatikan-Krimi Experten testen Knochenfund im Fall Orlandi

20.07.2019, 18:11 Uhr
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Liegen hier die Gebeine der verschollenen Emanuela Orlandi? Der Camposanto Teutonico im Vatikan. (Foto: picture alliance/dpa)

Vor 36 Jahren ist Emanuela Orlandi im Vatikan spurlos verschwunden. Der Familie lässt ihr Schicksal keine Ruhe, sie erzwingt vom Vatikan zwei Graböffnungen. Die Gräber sind leer, doch Experten finden Knochen. Die werden jetzt genetisch untersucht.

Der Vatikan hat einen neuen Anlauf genommen, das Rätsel um ein vor 36 Jahren verschwundenes Mädchens zu lösen. Dazu untersuchte ein Expertenteam Knochenfunde auf dem deutschen Friedhof im Vatikan. Dabei soll nicht nur geklärt werden, ob es die Überreste der verschwundenen Tochter eines Vatikan-Dieners, Emanuela Orlandi, sind. Gesucht wird auch nach den Gebeinen zweier adeliger Frauen, die auf dem Friedhof bestattet liegen sollten.

Der Vatikan hatte Mitte Juli zwei Gräber auf dem deutschen Pilgerfriedhof Campo Santo Teutonico öffnen lassen: Von Sophie von Hohenlohe (gestorben 1836) und Herzogin Charlotte Friederike zu Mecklenburg (gestorben 1840). Die Gräber aus dem 19. Jahrhundert waren auf Bitten von Orlandis Familie geöffnet worden, zu ihrer Überraschung jedoch komplett leer. Experten vermuten, dass sich die Gebeine der beiden Adeligen zwei Beinkellern befinden - sie könnten im Zuge von Umbauarbeiten in den 60er und 70er Jahren dorthin verlegt worden sein.

In Beinkellern oder den überirdisch gelegenen Beinhäusern werden menschliche Knochen aufbewahrt, die etwa aus Platzgründen aus Friedhöfen ausgelagert wurden. Die beiden Anlagen im Vatikan waren erst vergangene Woche entdeckt worden. Sie sind durch eine Falltüre zugänglich, die sofort versiegelt worden war.

Rechtsmediziner nimmt Knochenproben für DNA-Test

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Der Bruder von Emanuela, Pietro Orlandi, bei der Graböffnung im Vatikan. (Foto: imago images / Pacific Press Agency)

Die Untersuchungen in den Beinkellern leitete der Rechtsmediziner Giovanni Arcudi, den der Vatikan mit der Aufgabe betraut hatte. Zudem war ein von der Familie Orlandi ausgewählter weiterer Experte vor Ort, um Knochenreste zu entnehmen. Deren DNA soll klären, wessen Gebeine das sind. Es sei allerdings nicht vorherzusagen, wann Ergebnisse vorliegen, teilte der Vatikan mit. Am kommenden Samstag solle die Operation mit einer "eingehenden morphologischen Untersuchung" weitergehen. "Mit dieser Tätigkeit beweist sich erneut die Einsatzbereitschaft des Heiligen Stuhls für die Familie Orlandi", sagte Papstsprecher Alessandro Gisotti.

Die 15-jährige Emanuela Orlandi war am 22. Juni 1983 nicht vom Musikunterricht heimgekehrt. Der Fall gilt als eines der größten Rätsel in der jüngeren italienischen Kriminalgeschichte. Um Orlandis Verschwinden rankten sich immer neue Spekulationen und Verschwörungstheorien, in denen teilweise auch der Vatikan eine Rolle spielt.

Vor einem Jahr erhielt die Anwältin der Familie einen mit einem Foto versehenen anonymen Hinweis auf ein Grab mit einem Engel, wonach die Überreste der Verschwundenen angeblich auf dem deutschen Pilgerfriedhof verscharrt seien. Daraufhin setzte sie eine Öffnung der beiden Gräber durch.

Quelle: mau/dpa/AFP

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