"Abschießen menschlicher Gegner" Gericht kippt Altersfreigabe für Lasertag
14.04.2016, 22:07 Uhr
Auch bei den Jugendämtern herrscht Uneinigkeit, wie sie Lasertag einstufen sollen.
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Beim Lasertag schießen sich in der Regel Jugendliche mit Licht-Waffen gegenseitig ab. Die Behörden rätseln: Trendsport oder Kriegsspiel? Eine einheitliche Regelung fehlt bundesweit noch. In Würzburg ist nun eine erste Entscheidung gefallen.
Jugendliche unter 16 Jahren dürfen in Würzburg künftig kein Lasertag mehr spielen. Das hat das Würzburger Verwaltungsgericht in erster Instanz entschieden. Es folgte in seiner Argumentation einem psychologischen Gutachten, das das Spiel als jugendgefährdend einstufte. Darin hieß es, das Spiel komme einem gezielten Abschießen menschlicher Gegner im Nahkampf gleich.

Neil Patrick Harris hat großen Anteil am Lasertag-Boom in Deutschland. Er spielte den Lasertag-Verrückten Barney Stinson in der US-Serie "How I Met Your Mother".
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Der Betreiber einer Lasertag-Halle hatte die Stadt in dem Prozess daran hindern wollen, ein Mindestalter von 16 Jahren für das Spiel einzuführen. Bisher durften in Würzburg Jugendliche ab 12 Jahren spielen. Eine Gerichtssprecherin erklärte, dass es sich um das bundesweit erste Urteil zum Thema Jugendschutz und Lasertag handeln dürfte. Noch ist es allerdings nicht rechtskräftig.
Beim Lasertag treten die Spieler mit Lichtstrahlen-Waffen in futuristischen Szenarien gegeneinander an und markieren sich gegenseitig. Wird die Sensorweste eines Mitspielers von dem Lichtstrahl eines Gegners getroffen, muss der Getroffene das Spielfeld kurzzeitig verlassen. Besonders unter den 10- bis 14-jährigen Jungen ist Lasertag beliebt.
Kriegsspiel oder modernes Räuber und Gendarm?
Aufgrund seiner Beliebtheit müssen sich aktuell immer mehr Städte und Gemeinden mit dem Trendsport aus den USA beschäftigen. Betreiber wollen deutschlandweit neue Hallen eröffnen - Bau- und gewerberechtlich werden die Anlagen als Sportstätten gesehen, über Altersgrenzen für Minderjährige entscheiden allerdings die örtlichen Jugendämter.
Die Bewertung des Spiels ist auch dort höchst unterschiedlich. Die Landesjugendämter aus Bayern und Rheinland-Pfalz etwa meinen, wesentliches Ziel des Spiels sei das Abschießen der menschlichen Gegner. Das Jugendamt Hannover betrachtet es dagegen als "eine moderne Form von Räuber und Gendarm".
Die Pädagogen von der nordrhein-westfälischen Arbeitsgemeinschaft Kinder und Jugendschutz (AJS) plädieren für eine differenzierte Beurteilung. In einem Merkblatt schlug die AJS vor, Fantasy- oder Science-Fiction-Welten bereits ab 12 Jahren freizugeben; Anlagen mit waffenähnlichen Spielgeräten dagegen erst ab 16 Jahren. Spielstätten mit Nachbildungen von Kampfgebieten oder Panzern sollten für Minderjährige ganz gesperrt werden.
Quelle: ntv.de, chr/dpa