Panorama

Unglück im HöllentalklammHolzbrücke sollte Fluten nicht standhalten

18.08.2021, 13:57 Uhr
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Die Höllentalklamm bei Grainau ist bei größeren Wassermassen gefährlich. (Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Schickert)

Am Montag reißen Fluten oberhalb der Höllentalklamm eine Holzbrücke weg - und mit ihr mutmaßlich zwei Menschen. Hätte sie massiver sein können? Möglich, aber das war sie schon einmal: Genützt hatte es nichts, nur andere Gefahren nahmen zu.

Die Holzbrücke oberhalb der Höllentalklamm, an der am Montag wahrscheinlich eine Frau in den Tod gerissen wurde, war so konstruiert, dass sie größeren Wassermassen nicht standhält. Andernfalls sammele sich Treibgut, das Wasser staue sich - dann bestehe die Gefahr einer noch größeren Flutwelle, sagte der Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV), Thomas Bucher. "Es ist ein schrecklicher Unfall, den wir sehr bedauern."

Am Montag war eine Flutwelle durch die bei Ausflüglern beliebte sowie touristisch erschlossene Klamm im Zugspitzmassiv nahe dem Ort Grainau gerast. Dabei rissen die plötzlich anschwellenden Wassermassen laut Zeugen auch eine hölzerne Brücke mit sich fort. Acht Menschen konnten nach dem Unglück weitgehend unverletzt gerettet werden. Für eine Frau kam jede Hilfe zu spät. Nach einer weiteren vermissten Person wird noch gesucht.

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Einsatzkräfte der Wasserwacht suchen nahe der Höllentalklamm den Uferbereich ab. (Foto: picture alliance/dpa)

Es sei weiterhin nicht klar, was sich bei dem Unfall genau abgespielt habe, erklärte DAV-Sprecher Bucher. Es sei auch nicht klar, ob die Frau und ein weiterer Vermisster tatsächlich mit der Brücke weggerissen wurden. Die Flutwelle sei ein extrem außergewöhnliches Ereignis gewesen, das so nicht absehbar war.

Keine Aufsichtspflicht

Weiterhin erzählte er, dass die Brücke früher massiver gebaut gewesen sei, aber dennoch von Fluten weggerissen wurde. Danach sei sie bewusst von einer Fachfirma so konstruiert worden, dass sie Wassermassen notfalls nicht standhält, um eine noch größere Flutwelle zu verhindern.

Für die Klamm und die oberhalb liegende Brücke ist den Angaben zufolge die DAV-Sektion Garmisch-Partenkirchen zuständig. Diese habe die Verkehrssicherungspflicht, sagte der Sprecher. Es gebe aber keine Aufsichtspflicht. Die Brücke befinde sich außerhalb der Klamm an dem Wanderweg zur Höllentalangerhütte und Zugspitze.

Die Klamm ist ein Aufstiegsweg zu Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze. Sie sei von oben vollkommen frei zugänglich. Auch am unteren Zugang gibt es keine Sperre, sagte DAV-Sprecher Bucher. In Zeiten, in denen das Kassenhäuschen besetzt sei, werde bei Gewitter oder Unwetter niemand in die Klamm eingelassen - nicht aber bei einer Ankündigung eines Unwetters.

DAV meldet 28 Tote in 2020

Der DAV ist vielerorts für die Pflege von alpinen Wegen zuständig. Seinen Angaben zufolge sind vergangenes Jahr beim Bergsport weniger Vereinsmitglieder ums Leben gekommen als je zuvor in den vergangenen 70 Jahren. Das Jahr und damit auch die Unfallzahlen seien "ganz klar von Corona geprägt gewesen", sagte Sicherheitsforscher Lukas Fritz bei der Vorstellung der Unfallstatistik. "Es ist wahrscheinlich, dass viele Menschen die Appelle der Alpenvereine zur Zurückhaltung ernst genommen haben."

28 DAV-Mitglieder kamen 2020 in den Bergen ums Leben - halb so viele wie im Jahr zuvor (56), in dem es aber vergleichsweise viele Todesfälle gab. Zugleich sei es die geringste Zahl seit der ersten Statistik 1952. Damals gab es 43 Tote bei rund 110.000 Mitgliedern. Inzwischen ist der Verband auf knapp 1,4 Millionen Mitglieder angewachsen.

Insgesamt setze sich der langfristige Trend sinkender Not- und Unfälle in fast allen Bergsportdisziplinen fort, wie es weiter hieß. Nur beim Klettersteiggehen und Mountainbiken stiegen die Zahlen. Der DAV wertet für die Statistik nur Daten seiner Mitglieder aus - allerdings weltweit, auch Unfälle außerhalb deutscher Grenzen sind einbezogen.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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