Schiffskatastrophe auf dem Jangtse Hunderte werden noch vermisst
02.06.2015, 14:04 Uhr
Nach dem Schiffsunglück auf dem chinesischen Jangtse-Fluss können die Rettungskräfte erst 13 Menschen retten. Auf dem Schiff befanden sich 458 zumeist ältere Menschen, als es in der Nacht bei schlechtem Wetter kenterte.
Nach dem Kentern eines chinesischen Passagierschiffs auf dem Fluss Jangtse werden Hunderte Insassen vermisst. Lediglich rund ein Dutzend der 458 Menschen an Bord konnten nach Angaben staatlicher Medien bislang gerettet werden. Weitere Überlebende harren aber offenbar im Rumpf des kieloben liegenden "Stern des Ostens" aus.
Taucher versuchen, zu ihnen vorzudringen. Einen Mann und eine 65-Jährige konnten sie offenbar lebend aus dem Wrack retten. Starker Wind und Regenfälle behinderten die Rettungsarbeiten. Sollten sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, wäre der Untergang die größte Schiffkatastrophe in China seit fast 70 Jahren.
Zu den wenigen Geretteten zählten laut Nachrichtenagentur Xinhua der Kapitän und der Chefingenieur, die zur Befragung in Polizeigewahrsam genommen wurden. Ihren Angaben zufolge sei das Schiff am Montagabend in einen plötzlich aufgekommenen Wirbelsturm geraten. Binnen etwa zwei Minuten sei das Schiff gesunken, meldete ein staatlicher Radiosender. Ein Notsignal sei nicht abgegeben worden.
Sieben Menschen seien ans Ufer geschwommen und hätten die Behörden alarmiert. Ein Überlebender erzählte Xinhua, er habe sich durch ein Fenster gezwängt, als das Schiff kenterte. Erst im Morgengrauen habe er an einem Ast geklammert das Ufer erreicht. An Bord befanden sich laut der Zeitung "People's Daily" 406 chinesische Touristen, fünf Reiseleiter und 47 Besatzungsmitglieder. Die meisten Passagiere sollen zwischen 50 und 80 Jahre alt sein.
Erste Ermittlungen ergaben Xinhua zufolge, dass das Schiff nicht überladen war. Auch hätten sich ausreichend Rettungswesten an Bord befunden. Der Jangtse ist der längste Fluss Chinas. An der Unglücksstelle soll er etwa 15 Meter tief sein. Der "Stern des Ostens", der Platz für mehr als 500 Menschen hat, war auf dem Weg von Nanjing Richtung Südwesten in die Millionenmetropole Chongqing.
Unglücke diesen Ausmaßes sind in der Volksrepublik ungewöhnlich. Im Januar sank ein Schlepper auf dem Jangtse, 22 der 25 Insassen kamen ums Leben. Das bislang schlimmste Schifffahrtsunglück gab es 1948. Damals explodierte ein Dampfer, mehr als 1000 Menschen starben.
Quelle: ntv.de, bad/ghö/tnodpa/rts