343 Wohnungen gesprengt Indiens Behörden beseitigen Bausünden
12.01.2020, 13:27 Uhr
Die Durchsetzung der Vorschriften bedeutete für viele Bewohner des H2O Holy Faith das Aus für den Traum vom Eigenheim.
(Foto: REUTERS)
Verstöße gegen Vorschriften werden in Indiens Baugewerbe eher selten geahndet. Umso außergewöhnlicher der Fall zweier Projekte im südindischen Kerala. Nach Prozess und Räumung machen die Behörden nun mehrere Hochhäuser in der Umweltschutzzone an der Küste dem Erdboden gleich.
Mit spektakulären Sprengungen haben die Behörden im südindischen Bundesstaat Kerala zwei Hochhaus-Komplexe mit 343 Wohnungen beseitigen lassen, die unter Missachtung der Vorschriften zum Küsten- und Umweltschutz in bester Lage errichtet worden waren. Zunächst wurde das 19-Etagen-Hochhaus H20 Holy Faith in der Küstenstadt Kochi zu Fall gebracht, wenige Minuten später brachen die Doppeltürme des Alfa Serene zusammen.
Es ist äußerst selten, dass Bausünden von den indischen Behörden geahndet werden. Doch in diesem Fall hatte der Oberste Gerichtshof Indiens im vergangenen Jahr geurteilt, der Bau der Hochhaus-Komplexe sei unter Missachtung der Bestimmungen zum Schutz der ökologisch gefährdeten Küstenzone erfolgt und bedeute einen "kolossalen" Schaden für die Umwelt.
Der Streit um den geplanten Abriss zog sich über Jahre hin. Die Bewohner der Luxus-Apartments machten geltend, dass sie ihre Ersparnisse guten Glaubens in die neuen Wohnungen investiert hatten. Als sie sich weigerten, die Gebäude zu verlassen, drehten die Behörden die Wasser- und Stromversorgung ab. Der Streit um Entschädigungszahlungen könnte sich nun ebenfalls Jahre hinziehen.
Seine Frau und seine Kinder hätten sich geweigert, bei der Sprengung der Gebäude dabei zu sein, erzählte der Eigentümer Shamshudeen Karunagapally, der für sein Apartment umgerechnet 130.000 Euro ausgegeben hatte. Es wäre für sie "zu schmerzhaft gewesen, dass ihre Träume vor ihren Augen zerplatzen". Seine Familie werde "ohne jede Schuld" vom Leid getroffen.
Die Küstengebiete in Kerala beheimaten sensible ökologische Systeme. Hinter der vorderen Küstenlinie befinden sich zahlreiche Haffs mit Brackwasser. Darüber hinaus gibt es an der Küstenseite oftmals Springfluten. Im Jahr 2018 kamen bei Überschwemmungen in Kerala mehr als 400 Menschen ums Leben.
Quelle: ntv.de, jog/AFP