Panorama

Gibt es weiße Weihnachten?Kühle Polarluft ist im Anmarsch

10.11.2015, 21:14 Uhr
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Auf dem Hohenpeißenberg bei München wird seit 1781 das Wetter beobachtet. (Foto: picture alliance / dpa)

Die milden Temperaturen hemmen die winterliche Stimmung in Deutschland. In Skandinavien müssen gar die ersten Wintersportereignisse wegen Schneemangels abgesagt werden. n-tv Meteorologe Björn Alexander kann Skihasen und Rodelfans beruhigen.

n-tv.de: Noch gut sechs Wochen bis Weihnachten. Das ist gar nicht mehr so lange hin. Aber irgendwie ist die Stimmung beim Wetter ja alles andere als winterlich. Björn, lässt sich anhand der milden Temperaturen schon etwas über den langfristigen Trend sagen?

Björn Alexander: Ob die Weihnacht grün oder weiß wird?

Zum Beispiel.

Die einzige Aussage, die man zu diesem Zeitpunkt machen kann, ist die statistische Wahrscheinlichkeit - also, wie war die Schneewahrscheinlichkeit zu Weihnachten in der Vergangenheit? Nehmen wir die höheren Lagen der Alpen oder die höchsten unserer Mittelgebirge oberhalb etwa von 1000 bis 1200 Metern, dann lag circa in 7 von 10 Jahren an einem der Weihnachtstage Schnee. Darüber finden sich dann nur noch die Berglagen über 1500 bis 2000 Meter mit einer Häufigkeit von über 80 Prozent.

Wie sieht es denn hierzulande aus?

In den mittleren Mittelgebirgslagen um die 400 bis 800 Meter sind es grob geschätzt circa 50 Prozent. Anschließend sind die tieferen Bereiche im Süden und Osten sowie der Norden mit etwa 20 bis 40 Prozent im Rennen. Am seltensten kamen die Niederungen im Westen und Nordwesten zu einer weißen Weihnacht. Dort bewegt sich die statistische Wahrscheinlichkeit bei vielleicht 5 bis 20 Prozent.

Also in 10 Jahren ein bis zweimal.

Genau. Und viel mehr kann man einfach noch nicht zu diesem Thema sagen. Erst im Laufe der ersten Dezemberhälfte lassen die Wettermodelle schon mal Aussagen über erste Trends zu.

Ist denn überhaupt mal Winter in Sicht?

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Ein richtiger Wintereinbruch ist vorerst noch nicht abzusehen. (Foto: dpa)

Momentan nicht. Es wird zwar binnen der nächsten 10 bis 15 Tage auch mal etwas kühlere Temperaturen geben, so dass es in den höheren gelegenen Berglagen mal für Flocken reichen kann. Aber einen richtigen Wintereinbruch zeigen die Wettermodelle vorerst einmal nicht.

Woran liegt das?

Die wettersteuernde Strömung, der sogenannte Jetstream, hat jetzt eine relativ stabile Lage eingenommen und führt die Luft vom Atlantik her im Prinzip genau nach Mitteleuropa und dann hoch bis ins Baltikum. Das ist also eine milde bis sehr milde und mitunter stürmische Lage für uns. Und auch bis herauf nach Süd- und Mittelskandinavien herrscht derzeitig eine schnee- und eisfreie Situation. Dort sind sogar schon Wintersportereignisse wegen Schneemangels abgesagt worden. Erst im Norden Skandinaviens oder weiter ostwärts am Uralgebirge dominiert momentan überwiegend winterliches Wetter.

Wie ist es denn auf den Bergen in der Nähe? Schließlich geht es ja mancherorts jetzt in die Skisaison.

Es könnte besser sein, wobei die meisten Skiregionen noch ein paar Wochen Zeit haben. Und dort wo es losgeht, zum Beispiel in Hochgurgl in den Ötztaler Alpen, liegt man auf einer Höhenlage von über 2000 Meter. Da sieht man das sicherlich entspannter mit knapp 40 Zentimeter Schneeauflage im Skigebiet. Aber ganz klar: viel ist das zu dieser Zeit auch nicht, was maßgeblich an dieser ersten, extrem milden Novemberdekade lag. Nehmen wir zum Beispiel den Hohenpeißenberg mit einer Höhe von knapp 1000 Metern. Südlich von München gelegen wird dort seit dem Jahr 1781 das Wetter beobachtet und noch nie war es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen so warm im ersten Novemberdrittel. Dort lag die Mitteltemperatur in den vergangenen Tagen bei über 13 Grad.

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Für Wintersportfreunde gibt es noch Hoffnung. (Foto: picture alliance / dpa)

Sind das Auswirkungen des Klimawandels?

Das lässt sich so einfach leider nicht in Zusammenhang bringen. Für klimatisch relevante Aussagen braucht man generell Mess- und Beobachtungsreihen solcher "Ausreißer" von Jahrzehnten, die dann eben auch einen langfristigen Aufwärtstrend untermauern. Auffällig ist aber - genau wie man es generell feststellen kann: In den letzten 15 Jahren haben wir relativ viele Rekorde geknackt. Unter den Top 10 der wärmsten Novemberdekaden am Hohenpeißenberg finden sich 4 aus den 2000er-Jahren (2015, 2011, 2008 und 2005). Aus diesem milden Start in den November lässt sich aber keinesfalls ein Rückschluss auf einen nachfolgenden milden Winter machen.

Warum nicht?

Weil in zwei der drei Ereignisse ein zu kalter Winter folgte: 2005 knapp 1 Grad unterm Durchschnitt. Der Winter 2008/2009 war rund 0,5 Grad kälter als der Durchschnitt. Nur der 2011/2012er Winter war knapp 1 Grad über dem langjährigen Mittel. Winterfreunde sollten also noch nicht die sprichwörtliche Flinte ins Korn werfen.

Jetzt ist der Winter aber ja noch weit weg. Wie warm werden denn die nächsten Tage?

Allgemein bleibt’s zuerst einmal bei einer ähnlichen Wetterteilung wie zuletzt. Also die Nordhälfte wird von dichteren Wolken gestreift, die schon mal Regen mitbringen können. Der Süden bekommt nach beziehungsweise abseits vom Nebel deutlich mehr Sonne. Dabei bewegen sich die Temperaturen oft bei Werten zwischen 9 und 17 Grad.

Was ist mit dem Wind?

Zur Wochenmitte wird es auch im Norden etwas ruhiger und am Donnerstag mal etwas freundlicher, bevor es ab Freitag wieder stürmischer weitergeht. Das heißt am Freitag ein neuerlich auflebender West- bis Südwestwind mit einzelnen Sturmböen an den Küsten und auf den Mittelgebirgen. Und dort geht es auch am Samstag stürmisch weiter. Überhaupt wird der Start ins Wochenende dann eine allgemein windige und wechselhafte Angelegenheit.

Was bedeutet das im Detail?

Dass sich die Schauer auch bis an die Alpen ausbreiten und die Temperaturen mal einen vorübergehenden Dämpfer bekommen. Denn es macht sich ein Schwall kühler Polarluft bei uns breit, die die Temperaturen auf 5 bis 12 Grad drücken wird. Sonntag und Montag werden dann aber schon wieder milder. Sonntag sind es 8 bis 14 Grad, Montag werden es oft 10 bis 16 Grad.

Quelle: ntv.de

WetterBjörn Alexander