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Undercover bei Klimaklebern Letzte Generation trainiert medienwirksamen Protest

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Klimaprotest im Stil der Letzten Generation wird in Schulungen vermittelt.

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Die Protestaktionen der Letzten Generation sind öffentlichkeitswirksam und oft auch sehr emotional. Im Zuge der Proteste hat sich die Gruppe professionalisiert. Undercover-Recherchen zeigen, dass dabei auch manch zweifelhafte Empfehlung ausgesprochen wird.

Bundesweit finden inzwischen nahezu täglich Klimaproteste der Letzten Generation statt, die Nachwuchsrekrutierung läuft auf Hochtouren. In sogenannten Protesttrainings lernen angehende Klimaaktivistinnen und -aktivisten jedoch nicht nur, wie man sich richtig auf der Straße festklebt: Die Teilnehmenden werden auch offen zum Betrug angeleitet, wie Undercover-Recherchen von RTL zeigen.

Die derzeit wohl wertvollste Trophäe der Letzten Generation misst etwa 30 mal 30 Zentimeter und wiegt ein paar Kilo. Es ist ein Stück Straße, das an Klimaaktivist Raúl Semmler nach seiner letzten Klebeaktion in Mainz sprichwörtlich "kleben blieb". Nun liegt der Asphaltblock samt Handabdruck in einem Kölner Versammlungsraum und wird von den Teilnehmern eines sogenannten Protesttrainings bestaunt. Der Aktivist selbst ist offenkundig stolz. Bilder wie die seiner festgeklebten Hand sind für PR-Zwecke wichtig.

Die Letzte Generation hat sich in den vergangenen Monaten nicht nur radikalisiert, sondern auch professionalisiert: Bundesweit gibt es inzwischen Vorträge und Schulungen, über das richtige Verhalten in einem Gerichtsprozess, zu Tipps und Tricks zur besseren "Manipulation" von Presse und Autofahrern, mit welcher die Protestler im Zuge einer Klebe-Blockade zwangsläufig konfrontiert werden und nicht zuletzt über die richtige Art, sich festzukleben oder das Wegtragen durch die Polizei zu erschweren. Ziel ist die größtmögliche Störung, der größtmögliche Schaden.

Bilder als Ware

Die Aktivisten geben sich transparent, Journalistinnen und Journalisten seien bei Trainings wie jenem in Köln willkommen. Der Organisator des Workshops, Raúl Semmler, ein gelernter Schauspieler, reagiert trotz mehrfacher Anfrage nicht. Die RTL-Journalisten besuchen die Protestkurse daher an mehreren Tagen undercover.

Vermutlich, so werden es die Reporter später merken, sollen nicht alle Taktiken der Letzten Generation mit der Öffentlichkeit geteilt werden. In den Trainings werden die Teilnehmenden durch meditative Entspannungsübungen immer wieder mental auf die Kernbotschaften eingestellt: Der Protest solle friedlich wirken - Bilder von blutenden Händen oder das vermeintlich brutale Vorgehen der Polizei seien jedoch durchaus erwünscht, sie "klicken sich gut" und seien daher "wertvolle Ware". Der Eindruck von vermeintlicher Gewalt gegenüber den Aktivistinnen und Aktivisten brächten "Aufmerksamkeit und Empathie" - und damit am Ende Spendengelder.

Allein im vergangenen Jahr hat die Gruppierung laut eigener Aussage mehr als 900.000 Euro für ihre Zwecke eingenommen. Immer wieder betonen die Organisatoren des Workshops jedoch gegenüber den Teilnehmenden, dass die Realität im Zusammenspiel mit der Polizei eine ganz andere sei: Man werde meistens "respektvoll" von den Beamtinnen und Beamten behandelt, diese zeigten auch durchaus "Verständnis" für die Protestierenden. Hin und wieder gebe es im Gewahrsam sogar "vegane Burger" und auch zur "Asphalt-Hand" sei es im Prinzip nur gekommen, weil Semmler die Beamten aufgefordert habe, die Hand "sanfter" zu entfernen, das Ablösen des Klebers mit Öl habe ihm weh getan. Zu Hause hätte er jedoch die Hand mit ebenjenen Mitteln problemlos selbst befreien können. Doch Bilder des Asphalt-Klotzes an der Hand gingen viral - und haben damit das Ziel offenbar erreicht. Auch gehe man im Moment am liebsten zum Protestieren nach Bayern, da dort der Staat härter durchgreife, die Repressalien größer seien - und damit auch die öffentliche Aufmerksamkeit und damit verbunden, die Bereitschaft zu spenden.

Aufruf zum Betrug?

Die Aktivisten der Letzten Generation sehen sich als gewaltfreie Protestbewegung, verlangen mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz, doch inzwischen fordern sie ihre Mitglieder auch ganz offen zum Betrug auf. Derzeit versuche man beispielsweise, neue Mitstreiter für noch aufsehenerregendere Aktionen zu gewinnen, beispielsweise die Sperrung von Flughäfen oder das Abdrehen von Pipelines.

Da hier Schadenersatzanforderungen im Millionenbereich erwartet werden, empfehlen die Organisatoren des Workshops, sich gegenüber den Behörden mittellos zu geben, das eigene Vermögen zu verschleiern. Man könne "deutlich mehr Geld haben", aber es dann eben "bar beim Nachbarn" lagern. Inzwischen gebe es "gut vorgearbeitete Strukturen" zur Vermeidung von hohen Geldstrafen, interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Protesttrainings könnten im Anschluss gerne auf die Aktivisten zukommen.

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Kritik hingegen ist bei der Gruppierung lediglich in Richtung Politik und Gesellschaft möglich, das Handeln der Aktivisten selbst zu hinterfragen, schien den RTL-Reporterinnen und Reportern nahezu unmöglich.

Wer die Menschen hinter der Gruppierung Letzte Generation sind und was die RTL-Reporter bei ihrem Undercover-Einsatz erlebt haben, sehen Sie heute Abend bei RTL Extra um 22.35 Uhr auf RTL.

Quelle: ntv.de

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