Panorama

Opferzahl nach Erdbeben steigt Marokko lässt nur Hilfe aus vier Ländern zu

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Viele Länder sagen Marokko nach dem verheerenden Erdbeben vom Samstag Hilfe zu. Vorerst nimmt Rabat allerdings nur die Unterstützung von vier Ländern an. Man habe den Bedarf vor Ort sorgfältig bewertet, heißt es. Derweil steigt die Zahl der Toten und Verletzten weiter an.

Nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 2100 Toten hat Marokko Hilfsangebote von vier Ländern angenommen. Wie das Innenministerium in Rabat mitteilte, lässt Marokko zunächst nur Such- und Rettungsteams aus Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ins Land. Auch viele andere Staaten, darunter Deutschland, Frankreich und die USA, hatten Marokko ihre Hilfe angeboten.

Die Helfer aus Spanien, Großbritannien, Katar und den Emiraten hätten "Kontakt mit ihren Kollegen in Marokko aufgenommen, um ihre Bemühungen zu koordinieren", erklärte das marokkanische Innenministerium. Es bedankte sich zwar bei allen Ländern, die ebenfalls ihre Hilfe angeboten hatten, betonte jedoch, dass Marokko den Entsendungen aus den vier Ländern erst zugestimmt habe, "nachdem es eine sorgfältige Bewertung des Bedarfs vor Ort vorgenommen" und eine gute Koordination sichergestellt hatte.

Marokko werde auf weitere Hilfsangebote zurückkommen, "wenn sich der Bedarf ändern sollte", fügte das Innenministerium hinzu. Das schwere Erdbeben hatte das nordafrikanische Land in der Nacht zum Samstag erschüttert. Das Epizentrum lag rund 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch in der Provinz Al-Haouz. Luftaufnahmen zeigten dem Erdboden gleichgemachte Dörfer in den umliegenden Bergen. Nachbeben erschütterten die Region.

Zudem will Saudi-Arabien Marokko unterstützen. König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman hätten die Einrichtung einer Luftbrücke zur Hilfslieferung nach Marokko angeordnet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA. Die beiden arabischen Länder unterhalten traditionell freundschaftliche Beziehungen. Laut einem Bericht der Zeitung "Arab News" soll ein saudisches Such- und Rettungsteam die örtlichen Rettungskräfte unterstützen.

Kritik an Marokko aus der FDP

Die marokkanische Regierung kündigte auch einen Sonderhilfsfonds für die notleidende Bevölkerung an. Damit sollten unter anderem Kosten zur Absicherung beschädigter Häuser gedeckt werden, berichtete die Nachrichtenseite Hespress unter Berufung auf einen Regierungssprecher. Zur Höhe des Fonds gab es keine Angaben. Er solle sich aus Geldern öffentlicher Einrichtungen und freiwilliger Beiträge des Privatsektors zusammensetzen, hieß es.

Nach Angaben des marokkanischen Innenministeriums wurden bis Sonntagabend mehr als 2100 Tote und mindestens 2400 Verletzte registriert. Helfer suchten in den Trümmern eingestürzter Häuser fieberhaft nach Überlebenden, teilweise mit bloßen Händen.

Spanien entsandte nach einem offiziellen Hilfeersuchen aus Rabat mittlerweile zwei Flugzeuge mit 86 Rettungshelfern und Spürhunden nach Marokko. Deutsche Spezialisten bereiteten sich vergeblich auf einen Hilfseinsatz vor. Wie das Technische Hilfswerk (THW) mitteilte, standen seit Samstagabend Rettungskräfte am Flughafen Köln-Bonn bereit. Da aber kein internationales Hilfeersuchen aus Marokko eingegangen sei, seien sie wieder an ihre Standorte zurückgekehrt. Nun werde die Lieferung von Hilfsgütern geprüft.

Aus der FDP wurde Kritik an der Haltung der marokkanischen Regierung laut. Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Parlamentariergruppe Maghreb, Carl-Julius Cronenberg, sagte dem "Tagesspiegel": "Dass Rabat bislang auf deutsche Hilfe verzichtet, ist unverständlich." Cronenberg sagte, das THW sei "leistungsstark und hilfsbereit". "Im Namen der betroffenen Familien appelliere ich an die marokkanische Regierung: Jetzt darf es nicht um falsch verstandenen Nationalstolz gehen, sondern allein um die schnellst- und bestmögliche Hilfe für die Erdbebenopfer."

Retter intensivieren Suche

In der Hoffnung, drei Tage nach dem Erdbeben noch Überlebende zu finden, intensivierten unterdessen die Einsatzkräfte ihre Rettungsbemühungen. Während die Menschen die dritte Nacht in Folge aus Angst vor weiteren Nachbeben in den Straßen von Marrakesch und anderen Orten verbrachten, begannen Soldaten und ausländische Hilfsteams in Lastwagen und Hubschraubern, in die entlegenen Bergdörfer vorzudringen.

Militärfahrzeuge, beladen mit Bulldozern und logistischer Ausrüstung, versuchten in zerklüftetem Gelände Straßen von Erdrutschen zu befreien, damit auch Krankenwagen durchkommen, wie die Online-Zeitung Morocco World News berichtete. Für die Such- und Bergungskräfte ist es ein Wettlauf gegen die Zeit: Experten geben einen Richtwert von 72 Stunden an, in denen ein Mensch längstens ohne Wasser auskommen kann. Hunderte Menschen gelten noch als vermisst.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

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