13.000 Dateien werden gesichtetMittäter von Lügde galt als "hilfsbereit"
Auf einem Campingplatz in NRW missbrauchen mehrere Männer mindestens 29 Kinder. Nach Angaben des Innenministeriums könnte die Zahl noch steigen, die Ermittler werten rund 13.000 Dateien aus. Zudem sind noch mehr Details über die mutmaßlichen Täter bekannt.
Mindestens 29 Kinder wurden auf dem Campingplatz in Lügde in den vergangenen Jahren sexuell missbraucht und dabei gefilmt. Herbert Reul, Innenminister von Nordrhein-Westfalen, rechnet sogar mit noch mehr Fällen: "Bisher haben wir 29 Opfer, und die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass das mehr sein werden", sagte er im "Deutschlandfunk". Die Ermittler müssten 13.000 Dateien mit Kinderpornografie auswerten. Das Landeskriminalamt NRW helfe dabei mit.
Reul räumte zudem schwere Fehler der Polizei in dem Fall ein. "Das ist Behördenversagen an allen Ecken und Kanten", sagte er. Deswegen sei auch gegen Polizisten Strafanzeige gestellt worden, die im Jahr 2016 Hinweisen nicht nachgegangen seien. "Wir prüfen jetzt ganz genau, woran das gelegen hat, um daraus auch Konsequenzen zu ziehen", so der Innenminister.
20 Rechner sichergestellt
Jahrelang missbrauchte der Hauptverdächtige, ein Pflegevater, auf dem Campingplatz seine Pflegetochter und andere Kinder. Er galt als kinderlieb und organisierte gemeinsame Aktivitäten für die Kinder. Nun wurden auch weitere Details zum mutmaßlichen Mittäter genannt. Nach Recherchen der "Bild" soll es sich um einen 33-Jährigen handeln, der ein Nachbar des Pflegevaters war.
Er sei ebenfalls arbeitslos und lebte bei seinen Eltern. In seinem Ort galt er als hilfsbereit, weil er vielen Bekannte bei der Computer-Reparatur geholfen habe. Seine Mutter erklärte der "Bild", dass ihr Sohn jedes Wochenende mit dem Roller die rund 30 Kilometer von Steinheim zum Campingplatz Eichwald gefahren sei. Dort hatte die Familie seit dem Jahr 2014 eine Parzelle gemietet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist er in den Missbrauchsvideos zu sehen.
Im Keller der elterlichen Wohnung stellten die Polizisten rund 20 Rechner sicher. Die Ermittler müssen nun überprüfen, ob sich dort eventuell noch mehr kinderpornographisches Material befindet, das die Missbrauchsfälle auf dem Campingplatz dokumentiert.
