Hauch von goldenem Oktober Nach "Kirk" wird es kurz kalt - dann kommt die Sonne raus
10.10.2024, 15:23 Uhr Artikel anhören
Zwischenhoch "Vincent" muss dann dem nächsten Atlantiktief weichen.
(Foto: dpa)
"Kirk" hat viel Regen im Gepäck, im Westen geht ordentlich was nieder. Danach streift uns ein skandinavisches Tief, nachts ist Frost möglich. Zum Wochenende können viele Menschen in Deutschland auf Sonnenstrahlen hoffen, auch wenn es kühl bleibt.
ntv.de: Regen und Sturm in Teilen Deutschlands - wie heftig ging und geht es zur Sache?
Björn Alexander: Im Anschluss an Tief "Gerda" zieht der ehemalige Hurrikan "Kirk" über uns hinweg. Ein Tiefdruck-Doppelpack, der es tatsächlich ganz schön in sich hat - beziehungsweise hatte. In puncto Sturm mit den heftigsten Böen im Südwesten, wo es selbst in den Niederungen für Böen bis um oder über 100 Kilometer pro Stunde gereicht hat. Die Schwarzwaldgipfel vermeldeten derweil Orkanböen bis knapp 160 Kilometer pro Stunde. Spätestens am Abend und in der Nacht verabschiedet sich "Kirk" aber mit letzten Sturmböen an der Küste. Und auch in Sachen Regen ist das Schlimmste durch.
Welche Mengen sind gefallen?
Im Niederschlagszentrum vom Saarland und Hessen bis herauf nach NRW sind in der Fläche 20 bis 40, in Spitzen bis an die 80 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden niedergeprasselt.
Wie ist die Situation in den Unwettergebieten im Norden Italiens?
Hier sind deutlich größere Wassermassen gefallen. Alleine in der Lombardei und in Ligurien sind am Mittwoch nochmals bis zu um die 150 Liter dazugekommen. Damit hat es in 72 Stunden an einigen Wetterstationen 200 bis 300, teils bis fast 370 Liter Regen je Quadratmeter gegeben. Zum Vergleich: Das ist mehr als der halbe Jahresniederschlag von Berlin.
Hat der Regen dort jetzt ein Ende?
Momentan regnet es noch stark im Piemont, in der Lombardei sowie in Ligurien. Bis zur Nacht ziehen die Regenfälle weiter nach Osten. Im Fokus liegen dann Trentino, Venetien, Friaul und Slowenien. Hier sehen die Wettercomputer 20 bis 50, stellenweise auch 100 bis 150 Liter je Quadratmeter.
Parallel dazu geht es ja für viele von uns in die Herbstferien. Mit welchen Aussichten in den klassischen Urlaubsregionen im Süden?
Die sind gemischt. Vor allem der westliche und der zentrale Mittelmeerraum, sprich von Spanien und Portugal bis nach Italien und Richtung Adria, bleibt schauer- und gewitteranfällig. Auch dürften damit weitere Unwetter folgen, und es empfiehlt sich, vor allem bei Wanderungen und Ausflügen vor Ort, die aktuellen Prognosen und Warnungen im Blick zu haben. Tendenziell stabiler scheint sich die Lage am östlichen Mittelmeer zu entwickeln.
Wie sieht es für die Reisenden gen Nordeuropa aus?
Mitunter winterlich und stürmisch. Tief "Gerda" liegt jetzt nämlich bereits über dem Süden Skandinaviens und saugt "Kirk" förmlich ein. Der Ex-Hurrikan liegt dabei zunächst mit dem Zentrum über Südschweden, zieht weiter nach Nordnordost und verschmilzt dort mit "Gerda" sowie einem weiteren Sturmtief. Dementsprechend stürmt es im Norden unseres Kontinents auch in den kommenden Tagen ziemlich heftig - zum Teil mit Orkanböen über 120 Kilometer pro Stunde. Außerdem saugt das massive Tiefdruck-Karussell kalte Polarluft an.
Was sind die Folgen?
Mit der Polarluft und der feuchten Luft, die die Tiefs aus Süden mitgebracht haben, schneit es in Teilen Skandinaviens heftig. Durchaus mit Schneemengen von einem halben Meter und mehr. Außerdem sorgt der mitunter stürmische Wind für Verwehungen und Bibber-Feeling von unter 0 Grad - insbesondere im Bereich des Skandinavischen Gebirges und in Richtung Lappland. Nachts haben die Wettercomputer beim Aufklaren und über Schnee bodennah strengen Frost um oder unter minus 10 Grad in den Prognosen.
Bekommen wir in Deutschland auch etwas von der Kälte ab?
Es gibt einen kleinen Streifschuss, wodurch es am Freitag spürbar kühler wird. Nachts erwartet uns damit verbreitet Bodenfrost, teilweise auch Luftfrost. Alles in allem sind wir dadurch leicht unter dem jahreszeitlichen Durchschnitt.
Wie lange?
Am Samstag kommt Zwischenhoch "Vincent" und bringt uns oft trockene Aussichten, bevor von Südwesten das nächste Atlantiktief ankommt. Damit wird es wechselhafter und milder.
Mit welchen Details?
Nach dem Kaltstart in den Samstag und Auflösung beziehungsweise abseits von Nebelfeldern erwartet uns zum Start ins Wochenende viel Sonne. Erst später folgen im Südwesten dichtere Wolken und etwas Regen. Dazu bringen es die Temperaturen auf windige 13 Grad an der See und 18 Grad an den Alpen.
Und am Sonntag?
Zieht das neue Tief mit Schauern und einzelnen Gewittern bis in den Osten weiter. Dementsprechend wird es im Westen schnell wieder trockener und freundlicher. Dazu ist es bei 10 bis 17 Grad abermals windig, vom Nordwesten bis ins östliche Bergland teilweise auch stürmisch.
Ein Wechselspiel der Gefühle, das uns auch nächste Woche erhalten bleibt?
Auch wenn die Unsicherheiten größer werden, so scheint uns der leicht durchwachsene Witterungscharakter wohl erhalten bleiben zu wollen. So präsentiert sich der Westen am Montag wieder unbeständiger, während der Osten ein bisschen mehr vom goldenen Oktober genießen kann. Das Ganze bei 12 bis 19 Grad, die uns ebenfalls am Dienstag erhalten bleiben. Hierbei zeigt sich dann der Westen goldener, während es im Südosten nasser durch den Dienstag geht. Und auch anschließend deuten sich bei 15 bis 20 Grad kaum gravierende Änderungen an.
Quelle: ntv.de