Neue Wetterlage zum MonatsendeNach der Sonne kommt die Polarluft

Über mangelnden Sonnenschein kann sich Deutschland wohl derzeit nicht beklagen - eher über mangelnden Regen. Der könnte aber zum Monatsende kommen, denn dann erwartet uns klassisches Aprilwetter: Es wird wolkiger, kühler und wechselhafter, selbst Schneeschauer sind wahrscheinlich.
Über mangelnden Sonnenschein kann sich Deutschland wohl derzeit nicht beklagen - eher über mangelnden Regen. Der könnte aber zum Monatsende kommen, denn dann erwartet uns klassisches Aprilwetter: Es wird wolkiger, kühler und wechselhafter, selbst Schneeschauer sind wahrscheinlich, kündigt der ntv-Wetterexperte Björn Alexander an.
ntv.de: Der Frühling scheint wie entfesselt und in der Sonne fühlt es sich fast schon ein wenig wie Sommer an. Wie lange bleibt es noch so traumhaft und warm?
Björn Alexander: Das Wochenende hat auf jeden Fall noch viel Schönes zu bieten - insbesondere am Samstag, wenn wir deutschlandweit voraussichtlich einen neuen Sonnenstunden-Rekord für den Monat März erreichen. Allerdings sollten wir das letzte Märzwochenende auch genießen. Denn an der Umstellung der Wetterlage wird aktuell schon fleißig gebastelt.
Was passiert denn jetzt in unserer Wetterküche?
Hoch "Peter" zieht aktuell von Polen und der Ostsee über Deutschland hinweg zu den Britischen Inseln. Da das Hoch momentan genau über uns liegt, ist es so windschwach und dadurch fühlt es sich eben auch ein wenig wie Frühsommer an. Gleichzeitig eröffnet die Zugrichtung des Hochs aber Optionen für letzte Zuckungen des Winters.
Wird es nochmal kalt?
So sieht es aus. Anfang nächster Woche verlagert sich der hohe Druck tendenziell weiter Richtung Atlantik und Nordatlantik, während sich über Skandinavien tiefer Luftdruck etabliert. Und das ist eine Gemengelage, die die Kaltluftrutsche aus nördlichen Breiten bis zu uns nach Deutschland eröffnet. Dementsprechend bekommen wir zum Monatsende und vor allem zum Start in den April eine Ladung Polarluft ab.
Was heißt das konkret?
Dass es ab Sonntag von Norden her schrittweise wolkiger, kühler und im Anschluss auch wechselhafter wird. So sehen die Wettercomputer spätestens zum Monatswechsel klassisches Aprilwetter auf uns zukommen. Selbst Schneeregen- oder Schneeschauer bis runter ins Flachland sind wahrscheinlich. Denn die Temperaturen zeigen sich dann überwiegend im einstelligen Bereich und nachts erwarten uns vermehrt Frost und Bodenfrost.
Das traumhafte Wetter endet zwar, aber die Niederschläge können wir ja eigentlich gut gebrauchen, oder?
Alles andere hätte tatsächlich schlimme Auswirkungen, die uns von einer ausgeprägten Trockenheit direkt in eine zunehmende Dürre führen würden- immerhin hat der März im landesweiten Durchschnitt noch keine 10 Liter pro Quadratmeter gebracht. Damit ist der März übrigens noch in Schlagdistanz zu den trockensten März-Monaten überhaupt. Ob es für einen neuen Rekord reichen wird, ist jedoch sehr fraglich - was eben am Wetterumschwung nächste Woche liegt. Sicher ist hingegen, dass der März 2022 der sonnenscheinreichste März seit Aufzeichnungsbeginn werden wird.
Wie viel Sonnenschein gab oder gibt es denn?
Bis einschließlich Mittwoch haben wir landesweit im Schnitt etwa 180 Sonnenstunden bekommen. Bis einschließlich Samstag dürften wir dann bei deutlich über 200 Stunden liegen, was wiederum ein neuer Rekordwert ist.
Aber nachts war es schon noch ziemlich kalt, bevor die Sonne richtig loslegte - Stichwort Zwiebel-Schalen-Prinzip?
Der Nachtfrost passt natürlich noch voll in den März - wobei der März 2022 inzwischen die Wintermonate in puncto Frost überholt hat. Die Anzahl der Frosttage, also Tage, an denen die Temperaturen binnen 24 Stunden unter den Gefrierpunkt sinkt, gliedert sich nämlich für ganz Deutschland im Durchschnitt wie folgt: Dezember 15,3, Januar 14,2, Februar 9,3 und März über 15,5 Tage. Und insofern passt das Prinzip der Zwiebelschale für uns bei der Kleidung ziemlich optimal. Also morgens ruhig ein zwei Schichten mehr, die es dann bis zum Mittag insbesondere in der Sonne abzulegen gilt.
Wie gefährlich ist der Frost denn jetzt für die Natur?
Die kommt derzeit - und auch beim Polarluftvorstoß nächste Woche - noch ganz gut mit dem Frost klar. Deutlich schadenträchtiger sind Nachtfröste für gewöhnlich ab etwa Mitte April und bis in den Mai hinein. Also wenn empfindlichere Blüten sich am Frühlingsgeschehen beteiligen.
Vorm Wetterumschwung: was erwartet uns am Wochenende im Detail?
Der Samstag verläuft nach Auflösung von Frühnebel und kaltem Start in den Tag erneut oft sonnig. Einzig in der Nordosthälfte ist es wolkiger mit einer leicht erhöhten Schauerneigung. Dazu erwarten uns meistens 11 bis 20, an der Küste im Seewind 8 bis 10 Grad. Der Wind ist weiterhin mehrheitlich schwach bis mäßig, lediglich an der See auch mäßig bis frisch aus nördlichen Richtungen.
Und welche Aussichten hat der Sonntag für uns auf dem Schirm?
Im Norden ziehen Wolken durch, die zum Teil etwas Nieselregen bringen können. Die Landesmitte bekommt derweil einen meist freundlichen Wechsel aus Sonne und Wolken, während der Süden nach wie vor überwiegend sonnig durch den Tag geht. Dabei erwarten uns in der Spanne ähnliche Höchstwerte zwischen 8 und 20 Grad, wobei es bei den Nordlichtern insgesamt etwas frischer wird. Das liegt nicht zuletzt ebenfalls am auflebenden Wind. Das gilt vor allem an der Ostsee, wo stürmische Böen drin sind.
Wie geht es nächste Woche weiter?
Am Montag breiten sich die kompakteren Wolken bis in die Mitte aus und bringen bei 7 bis 14 Grad teilweise etwas Regen mit. Am längsten schön und warm präsentiert sich unterdessen der Südwesten mit bis zu 20 Grad. Der Dienstag verläuft dann auch im Süden wolkiger und weniger warm mit 14 bis 19 Grad, während es in der Nordhälfte 7 bis 13 Grad und lokale Schauer gibt.
Wann kommt die große Abkühlung?
Die haben die Wettercomputer im Vergleich zu den letzten Tagen etwas nach hinten geschoben. Alles in allem sieht der Fahrplan - nach Stand jetzt - wie folgt aus: Mittwoch maximal noch 5 bis 16 Grad und gebietsweise fällt etwas Regen oder Schneeregen. Von Donnerstag bis Samstag weitet sich unter Tiefdruckeinfluss die feuchte und mitunter nasskalte Polarluft deutschlandweit aus. Damit erwartet uns wechselhaftes Aprilwetter mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern sowie örtlichen Gewittern und einem teilweise stark böigen Wind.
Bei welchen Temperaturen?
Am Oberrhein werden es noch am ehesten zweistellige Werte. Ansonsten gibt es beispielsweise am 1. April Höchstwerte oft nur noch von 4 bis 9 Grad.
Welche Regenmengen erwarten uns denn voraussichtlich?
Das bewerten die Wettercomputer noch sehr unterschiedlich. Das Amerikanische Wettermodell (GFS), das beim Regen allerdings auch gerne mal übers Ziel hinausschießt, hat aktuell bis zum 9. April verbreitet Regenmengen von 30 bis 60, stellenweise auch über 100 Liter pro Quadratmeter auf der Rechnung. Gestützt wird dieser Ansatz aber auch von manchen Langfristprognosen, die den April 2022 viel zu nass ausfallen lassen. Zum Vergleich: normal wären im April im langjährigen Durchschnitt um die 60 Liter pro Quadratmeter. Das wäre natürlich für Sonnenanbeter schwer verdauliche Kost, aber für die Natur - nach dem Sonnen- und Trockengigant März - ein wahrer Segen.