Panorama

Böden sind gesättigtNun drohen Hochwasser in Deutschland

06.03.2020, 13:27 Uhr
Video poster

Der viele Regen derzeit - für viele ist das alles andere als ein Traumwetter. Einerseits hatte die Natur das Wasser dringend nötig, andererseits ist das jetzt schon fast zu viel des Guten. Deutschland steuert dadurch auf eine angespannte Hochwasserlage hin. Geht das mit dem Wetter jetzt so nass weiter?

Der viele Regen derzeit - für viele ist das alles andere als ein Traumwetter. Einerseits hatte die Natur das Wasser dringend nötig, andererseits ist das jetzt schon fast zu viel des Guten. Deutschland steuert dadurch auf eine angespannte Hochwasserlage hin. Ob das mit dem Wetter jetzt so nass weitergeht, weiß ntv-Meteorologe Björn Alexander.

ntv.de: Erst ein Totalausfall beim Winter. Und jetzt ziert sich der Frühling, mal richtig loszulegen. Was ist denn da los in der Wetterküche?

Björn Alexander: Das Grundproblem für das Zusammentreffen von Frühlingswärme und -sonne ist derzeit, dass wir kaum mal ein stabiles Hoch zustande bekommen. Und das galt eben auch schon im Februar. Da gab es nur zwei getaufte Hochdruckgebiete. Nämlich "Günther" und "Frank". Dem gegenüber standen aber 15 getaufte Tiefdruckgebiete.

Was bedeutet "getauft" genau?

Dass die Meteorologen der Freien Universität diese mit einem Namen versehen haben. Das passiert eigentlich nur mit Druckgebilden, die auch Einfluss auf unser Wetter haben. Beispielsweise bekommt nicht jedes kleine Zwischenhoch einen Namen. Die Tiefdruckgebiete der letzten Wochen waren hingegen meistens ziemlich wetterwirksam. Sei es durch Sturm wie "Sabine" oder im Allgemeinen durch Regen, was uns im Februar ein Regensoll von knapp 250 Prozent gebracht hat.

Wie viel Liter sind das?

Fast 120 pro Quadratmeter. Das ist zwar alles andere als ein Traumwetter. Allerdings war es für die Natur extrem wichtig. Auch wenn wir dadurch nun auf eine angespannte Hochwasserlage hinsteuern.

Woran liegt das?

Die Böden sind inzwischen häufig ziemlich gesättigt und mancherorts stehen schon Wiesen und Felder unter Wasser. Gleichzeitig sind auch die Pegelstände an vielen Flüssen auf einem recht hohen Niveau.

Wo ist es besonders schlimm?

Derzeit gibt es schon deutlich erhöhte Pegelstände im Weser-Einzugsbiet mit ersten Behinderungen. Insgesamt handelt es sich hierbei aber vorerst einmal nur um ein moderates Hochwasser. Eine kritischere Situation könnte sich dagegen an Rhein, Main, Mosel und Saar ergeben. Hier ist alles für ein größeres Hochwasserereignis angerichtet. Die Mosel bei Trier hat aktuell einen Stand von 7,42 Meter. Der Kölner Rheinpegel vermeldet momentan einen Stand von 6,34 Meter. Das ist zwar beides nicht dramatisch, könnte es aber werden.

Wovon hängt die Dramatik ab?

Vom Regen. Den haben die Wettermodelle in der Prognose bis in die nächste Woche hinein aber noch nicht so richtig im Griff beziehungsweise die Unsicherheiten sind noch verhältnismäßig groß.

Wie äußert sich das?

129377955
Der Rhein führt derzeit reichlich Wasser: überflutetete Wiesen bei Köln-Kasselberg. (Foto: picture alliance/dpa)

Das europäische Wettermodell hat die Regenmengen im Vergleich zu gestern zum Beispiel etwas zurückgerechnet. Demnach würden aber im Einzugsgebiet des Rheins bis Ende nächster Woche verbreitet um die 40 bis 70 Liter fallen. Im Bereich der Staulagen, insbesondere an Schwarzwald und Vogesen, allerdings deutlich mehr bei bis zu 150 Litern pro Quadratmeter. Das deutsche Wettermodell sieht es ähnlich, während das amerikanische Modell den Niederschlagsschwerpunkt eher für den Alpenraum berechnet.

Kann man sagen, wie groß die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Hochwasser ist?

Im Westen und Südwesten würde ich für Mitte/Ende kommender Woche etwa von einer 40-prozentigen Wahrscheinlichkeit ausgehen. Hier ist es jetzt einfach entscheidend, wie sich die Wettermodelle jetzt angleichen und was am Ende tatsächlich fällt.

Bei so viel Regen und Hochwasser: Hat auch die Sonne am Wochenende mal Anteile?

Auf jeden Fall. Am Samstag besonders im Westen und Norden. Am sonnigsten ist es an der Nordsee. So sind auf Sylt beispielsweise 8 bis 10 Sonnenstunden drin.

Und im restlichen Land?

Müssen Sie eher auf den Sonntag hoffen. Denn am Samstag gibt es von Vorpommern über das Erzgebirge bis zu den Alpen reichlich Gewölk mit Schauern, die oberhalb von etwa 300 Metern in Schnee übergehen. Sonst werden die Schauer im Tagesverlauf aber immer seltener. Bei teils noch kräftigem Wind erreichen die Höchstwerte dazu zwischen 2 und 9 Grad.

Wie sieht der Sonntag aus?

Genau umgekehrt: Von den Alpen bis nach Vorpommern bleibt es trocken und zeitweise scheint die Sonne, am meisten Sonne gibt es in den Alpen. Sonst ziehen mit erneut auffrischendem Südwestwind dichte Wolken auf und bringen Regen. Die Temperaturen: etwas mildere 8 bis 13 Grad, im Bergland um 6 Grad.

Und nächste Woche?

Bleibt es beim Tiefdruckeinfluss und somit wechselhaft bis wolkig und wiederholt nass. Besonders im Westen und Südwesten. Dabei ist es am Montag noch eher kühl bei 5 bis 11 Grad und Schnee oberhalb von 500 Metern. Dienstag und Mittwoch werden dann aber mal milder bei 7 bis 15 Grad. Dabei ist es immer wieder windig bis stürmisch.

WetterHochwasser