Panorama

73 Meter langes Schiff Öltanker brennt vor Kühlungsborn in Ostsee

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In der Ostsee brennt der 73 Meter lange Öl- und Chemikalientanker "Annika". Er liegt nordöstlich von Kühlungsborn und hat 640 Tonnen Schweröl geladen. Die sieben Besatzungsmitglieder sind gerettet. Mehrere Schiffe bekämpfen den Brand. Eine Verunreinigung gibt es nicht.

Auf der Ostsee zwischen Kühlungsborn und Warnemünde ist auf einem mit Öl beladenen Tanker ein Feuer ausgebrochen. Wie das gemeinsame Havariekommando von Bund und Ländern in Cuxhaven mitteilte, bekämpften ein Seenotrettungskreuzer und zwei Behördenschiffe den am Vormittag ausgebrochenen Brand auf der 73 Meter langen "Annika". Alle drei Schiffe sind unter anderem mit leistungsstarken Wasserwerfern ausgestattet.

Die sieben Seeleute an Bord des unter deutscher Flagge fahrenden Tankschiffs wurden gerettet und an Land gebracht. Um etwaige Verletzte gab es unterschiedliche Informationen, während das Schweriner Umweltministerium davon sprach, dass die Besatzung "offenbar unverletzt" von Bord gebracht wurde, war in Medienberichten von Verletzten die Rede. Dies teilte dann auch das Havariekommando mit - es seien mehrere Personen leicht verletzt worden.

Dem Ministerium zufolge gibt es zudem keine Gewässerverunreinigung. Ein Sprecher des Havariekommandos teilte mit, es liefen noch Erkundungen.

Der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Oliver Zielinski, war dennoch beunruhigt. "Das ist ein mit 640 Tonnen Schweröl beladenes Schiff wenige Kilometer vor der Küste, und wir haben starken Westwind", sagte der Professor der Deutschen Presse-Agentur. "Das würde also im schlechtesten Fall in ein sehr sensibles Flachmeer-Ökosystem getrieben werden." Zielinski betonte: "640 Tonnen - das ist eine große Menge Schweröl und kann einen massiven Schaden in der Umwelt verursachen." Er hoffe sehr, dass das nicht passiere. "Die Bekämpfungsmaßnahmen sind ja voll im Gange."

WWF lobt den Einsatz

Die Umweltorganisation WWF lobte den schnellen Einsatz. Das Havariekommando Nord habe sich bewährt, sagte der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, Finn Viehberg. "Das ist die Forderung, die wir immer wieder stellen: Ein dichtes Havariekommandonetz über die gesamte Ostsee", sagte Viehberg. Das sei nicht überall gegeben, wo Gefahrgutschiffe unterwegs sind, betonte er. Die Ostsee ist eines der am stärksten befahrenen Meere der Welt. Täglich sind Viehberg zufolge dort rund 2.000 große Schiffe unterwegs. Darunter seien Tanker mit bis zu 100.000 Tonnen Ladung an Bord. Die Havarie vor Heiligendamm sei ein "Schuss vor den Bug."

Der Chef des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf, reagierte schockiert: "Das ist eine Situation, vor der wir uns im Tourismus immer fürchten", sagte er. "Wir haben hier sehr verkehrsreiche Gewässer." Der Brand des Küstentankschiffs sei eine Großschadenslage, deren Folgen bisher nicht vollständig abgeschätzt werden könnten, und die einem den Schock in die Glieder fahren lasse. Auch er lobte den schnellen Einsatz. Die vorbeugenden Maßnahmen hätten sich hier bewährt.

Um die Position des Tankers herum wurde eine Sperrzone von drei Seemeilen eingerichtet, heißt es von der Polizei Mecklenburg-Vorpommern. Laut "Ostsee-Zeitung" soll der Brand im Maschinenraum ausgebrochen sein, der "Nordkurier" berichtete dagegen, dass nicht das Schiff selbst, sondern ein Rettungs- oder Beiboot, das sich auf der "Annika" befindet, brennt.

Notfallschlepper "Baltic" im Einsatz

Der schwarze Rauch vom brennenden Schiff ist bis an die Küste sichtbar. Die "Ostsee-Zeitung" berichtete von Augenzeugen, die eine Explosion oder Verpuffung wahrgenommen haben. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wurde kurz nach 9 Uhr alarmiert, teilte die Organisation mit. Etwa eine Stunde später habe eines ihrer Boote die Besatzung der "Annika" an Bord genommen.

Der Notfallschlepper "Baltic", der in der Nähe liegt, habe sich sofort auf den Weg gemacht, um das Schiff zu löschen und zu kühlen. Die "Baltic" ist vom Bund für den Schutz der deutschen Ostseeküste gechartert. Sie sichert den stark befahrenen Seeabschnitt vor Warnemünde, hat acht Mann an Bord.

Feuerwehr-Teams in Hubschraubern unterwegs

Nach Angaben des Havariekommandos befinden sich etwa 640 Tonnen Schweröl auf der "Annika", die in der Mecklenburger Bucht vor Anker lag. Sie wurde zusätzlich von einem Schlepper in Position gehalten. Mehrere Teams mit Feuerwehrleuten waren mit Hubschraubern auf dem Weg zu dem Havaristen. Das Havariekommando übernahm die Einsatzleitung.

Die Route des Tankers "Annika" von Rostock bis zur Unglücksstelle laut MarineTraffic, Stand: 11.30 Uhr.

Die Route des Tankers "Annika" von Rostock bis zur Unglücksstelle laut MarineTraffic, Stand: 11.30 Uhr.

(Foto: © MarineTraffic)

Mehrere Feuerwehr-Teams haben sich demzufolge mit Hubschraubern auf den Weg zum Schiff gemacht. Unterstützung sei von Feuerwehren aus Kiel, Lübeck und Rostock gekommen. Ein Teil des Bootshafens in Kühlungsborn wurde gesperrt, um eine Sammelstelle für die Verletzten einzurichten. Der Rostocker Seehafen bereitet sich vor, den havarierten Tanker aufzunehmen.

"Noch dauert der Einsatz auf See an, noch dauern die Löscharbeiten an. Aber wir sind als Nothafen ausgewiesen und stehen in Kontakt mit dem Havariekommando", sagte Rostocks Hafen-Kapitän Falk Zachau der "Ostsee-Zeitung". "Wir bereiten uns darauf vor, dass das Schiff zu uns kommt."

Quelle: ntv.de, ara/AFP/dpa

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