Suche in pulverisiertem Beton Opferzahl steigt nach Hochhauseinsturz in Florida
30.06.2021, 04:12 Uhr
Die Retter haben inzwischen den Angaben zufolge 1,3 Millionen Kilogramm Beton bewegt.
(Foto: picture alliance / AA)
Offenbar hat es Hinweise auf gravierende Schäden am eingestürzten Hochhaus in Florida gegeben - und das bereits vor Jahren. Die Einsatzkräfte arbeiten sich weiter durch den Schuttberg. Noch immer werden fast 150 Menschen vermisst.
Nach dem Teileinsturz eines Hochhauses in Florida in der vergangenen Woche ist die Zahl der Toten auf zwölf gestiegen. 149 Menschen würden weiterhin vermisst, sagte die Verwaltungschefin des Bezirks Miami Dade, Daniella Levine Cava. US-Präsident Biden kündigte an, diese Woche nach Florida zu reisen. Aus dem Weißen Haus hieß es, Biden und Ehefrau Jill würden den Unglücksort am Donnerstag besuchen.
Das zwölfstöckige Wohngebäude Champlain Tower mit rund 130 Wohneinheiten in der Stadt Surfside nördlich von Miami Beach war aus dem Nichts etwa zur Hälfte in sich zusammengesackt. Einige Bewohner konnten sich noch über die Treppen in Sicherheit bringen oder wurden von Balkonen gerettet. Es wird aber befürchtet, dass viele weitere von dem Einsturz im Schlaf überrascht wurden.
Am Dienstag wurde bekannt, dass die Eigentümergemeinschaft des Gebäudekomplexes bereits im April in einem Schreiben an die Bewohner eine Warnung vor Schäden an dem Gebäude ausgegeben hatte. Ein von der Stadt Surfside veröffentlichtes Gutachten hatte bereits 2018 "große strukturelle Schäden" festgestellt.
"Menschliche Überreste"
Bei den Such- und Bergungsarbeiten wurden seit Tagen keine Überlebenden mehr gefunden. Die Behörden befürchten daher, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigen wird. Die Chancen, noch Überlebende zu finden, schwinden mit jeder Stunde. Doch die Helfer geben nicht auf.
Die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Levine Cava, hat die harte Aufgabe, jeden Tag an der Unglücksstelle gemeinsam mit Polizei, Feuerwehr und anderen Offiziellen, niederschmetternde Neuigkeiten zu verkünden. Nach ihren Angaben entdeckten die Einsatzkräfte auch noch nicht identifizierte "menschliche Überreste", also Teile von Körpern, die durch die Wucht des Einsturzes zerfetzt wurden. Inzwischen wurden Angehörige gebeten, DNA-Proben zur Verfügung zu stellen.
1300 Tonnen Beton bewegt
Feuerwehr-Vize im Bezirk Miami-Dade, Raide Jadallah, sagte, in den Trümmern des Wohnhauses hätten die Suchtrupps mit Kameras etwa Hohlräume entdeckt, die potenziell groß genug seien, dass dort Menschen sein könnten, sagte Jadallah. Die Teams haben nach Angaben von Levine Cava eine Art Graben inmitten des Trümmerberges ausgehoben, um tiefer in den Schutt vordringen zu können. Mehrere Hundert sind Tag und Nacht rotierend im Einsatz - mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchinstrumenten und schwerem Gerät. Schutt, der an dem Gebäude abgetragen wird, wird in eine Lagerhalle transportiert für Untersuchungen der Unglücksursache.
Jadallah sagte, die Lage sei komplex. Die Einsatzkräfte hätten es teils mit pulverisiertem Beton zu tun, der Betonschutt habe zum Teil die Größe eines Basketballs oder Baseballs. Mit jeder Bewegung bewege sich der Schuttberg. Man könne nicht einfach einen riesigen Beton-Brocken zur Seite heben, und damit sei es erledigt. Laut Feuerwehrchef Alan Cominsky haben die Teams inzwischen mehr als 1,3 Millionen Kilogramm an Beton bewegt. Zwischenzeitlich hatten ein Feuer und starker Regen die Suchaktion erheblich behindert.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa