Haltbarkeit läuft bald abPalästinenser lehnen Impfstoff aus Israel ab

Geplant war ein Tausch: Israel liefert Hunderttausende Corona-Impfdosen an die Palästinenserbehörde und bekommt im Herbst eine Lieferung gleichen Umfangs zurück. Doch die Palästinenser kündigen den Deal - mit Verweis auf das Ablaufdatum des Impfstoffs.
Die Palästinensische Autonomiebehörde hat nach eigenen Angaben einen Tausch von rund einer Million Biontech/Pfizer-Impfdosen mit Israel im Kampf gegen die Corona-Pandemie abgesagt. Die bereits ins Westjordanland gebrachten Impfdosen würden nach Israel zurückgeschickt, teilte ein Sprecher der Autonomiebehörde mit. Die Impfdosen entsprächen nicht den Vorgaben, sagte er mit Verweis auf deren baldiges Ablaufdatum. Israel hatte zuvor mitgeteilt, es habe bereits 100.000 Impfdosen geliefert.
"Die Regierung lehnt die Annahme von Impfstoffen ab, die kurz vor dem Verfall stehen", erklärte Regierungschef Mohammed Schtajjeh in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Wafa verbreiteten Erklärung. Schtajjeh wies demnach den Gesundheitsminister der Autonomiebehörde an, das entsprechende Abkommen mit Israel aufzukündigen.
Israel wollte nach eigenen Angaben aktuell rund eine Million Impfdosen an die Palästinenserbehörde liefern, deren Haltbarkeit in Kürze abgelaufen wäre. Es sollte dagegen im gleichen Umfang Dosen aus einer Lieferung von Pfizer für die Palästinenserbehörde im Herbst erhalten, hieß es. Die israelische Regierung von Ministerpräsident Naftali Bennett hatte die Unterzeichnung des Abkommens am Freitag bekannt gegeben. Sie wies bereits in ihrer Ankündigung darauf hin, dass die Impfdosen des Corona-Impfstoffs, die den Palästinensern zur Verfügung gestellt werden sollten, bald das Verfallsdatum erreicht haben.
Israel stand zuletzt in der Kritik
Der palästinensische Regierungssprecher Ibrahim Melhem erklärte nun aber, eine erste Impfstoff-Lieferung, die von Experten des Gesundheitsministeriums überprüft worden sei, habe nicht den Vertragsbedingungen entsprochen. Das genaue Verfassungsdatum des Impfstoffs nannte er nicht. Auf Fotos von Pfizer-Impfdosen, die in den Online-Netzwerken geteilt wurden, war die Aufschrift "Juni 2021" zu sehen.
Israels Regierung hatte mitgeteilt, es gebe der Autonomiebehörde die Dosen, weil sein eigener Vorrat den aktuellen Bedarf im Land abdecke. In dem Neun-Millionen-Einwohner-Land sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits knapp 5,5 Millionen Einwohner mindestens einmal geimpft, davon rund 5,1 Millionen bereits zweifach. Im Westjordanland und Gazastreifen mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern sind laut Gesundheitsministerium in Ramallah dagegen nur rund 440.000 Menschen wenigstens einfach geimpft, 261.000 von ihnen haben die zweite Dosis erhalten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sowie US-Abgeordnete hatten Israel vorgeworfen, es helfe den Palästinensern nicht bei deren Impfkampagne.