Panorama

Angeklagter soll drei Jahre in Haft Sanel M: "Schlimmster Fehler meines Lebens"

Mit dem öffentlichen Bild Tugces wurde im Prozess aufgräumt. Sie sei keine "nationale Heldin" für Zivilcourage, sagte Staatsanwalt Alexander Homm.

Mit dem öffentlichen Bild Tugces wurde im Prozess aufgräumt. Sie sei keine "nationale Heldin" für Zivilcourage, sagte Staatsanwalt Alexander Homm.

(Foto: picture alliance / dpa)

Sanel M. hat im Prozess um die tödliche Ohrfeige gegen Studentin Tugce die Tat als den größten Fehler seines Lebens bezeichnet. Im Prozess wird klar: Der Angeklagte ist nicht bloß ein aggressiver "Koma-Schläger" und Tugce nicht bloß eine "nationale Heldin".

Der Angeklagte Sanel M. hat im Prozess um den gewaltsamen Tod von Tugce den Schlag gegen die Studentin als "schlimmsten Fehler" seines Lebens bezeichnet. "Ich kann nur sagen, dass es mir leidtut", sagte er dem Landgericht Darmstadt nach den Plädoyers von Anklage, Nebenklage und Verteidigung.

Die Anklage hat eine Jugendstrafe von drei Jahren und drei Monaten gefordert. Man sehe bei dem Angeklagten Sanel M. eine "erhebliche Schuld" und "schädliche Neigungen", betonte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer vor dem Landgericht Darmstadt. Der 18-Jährige soll demnach wegen Körperverletzung mit Todesfolge in Haft.

"Nicht nur Schwarz-Weiß"

Nach den Schlussplädoyers von Anklage und Nebenklage ist klar: Der Fall Tugce erscheint nicht mehr so eindeutig wie noch im November 2014. Es gebe in dem Fall "nicht nur Schwarz-Weiß, sondern viele Grautöne", sagte Oberstaatsanwalt Alexander Homm. Weder sei Sanel M. ausschließlich ein aggressiver "Koma-Schläger", noch Tugce eine "nationale Heldin" für Zivilcourage. Vielmehr habe es Provokationen und Beleidigungen auf beiden Seiten gegeben.  

Die Staatsanwaltschaft wertete zu Gunsten des Angeklagten sein Geständnis. Dies sei von Reue getragen gewesen, sagte Staatsanwältin Birgit Lüter. Zudem sei von ihm in der Öffentlichkeit "ein verzerrtes Bild" gezeichnet worden. Zu seinen Lasten führte sie auf, dass er bereits wegen verschiedener Delikte verurteilt worden sei. Die Tat habe "keinesfalls Ausnahmecharakter", sagte Lüter.

Auch nachdem das Gericht rund 60 Zeugen gehört hat, bleiben Homm zufolge "viele Punkte ungeklärt", etwa die Frage, ob Tugce auf der Toilette des Restaurants zwei 13-jährigen Mädchen half, Sanel M. und seine Freunde loszuwerden. Klar ist aus Sicht der Anklage aber: Im Lokal, vor der Tür und später auf dem Parkplatz begann eine "Spirale der Aggression", die in der tödlichen Ohrfeige endete.

Quelle: ntv.de, bdk/dpa/AFP

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