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Entwurf für Sixtinische Kapelle Seltene Skizze von Michelangelo aufgetaucht

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Die Zeichnung ist eine Vorarbeit für die männliche Figur, die rechts in dem Gewölkezwickel-Fresko "Die eherne Schlange" zu sehen ist und den Betrachtenden den Rücken zukehrt.

Die Zeichnung ist eine Vorarbeit für die männliche Figur, die rechts in dem Gewölkezwickel-Fresko "Die eherne Schlange" zu sehen ist und den Betrachtenden den Rücken zukehrt.

(Foto: Wikipedia / Nakinn)

Die meisten seiner Entwürfe hat Michelangelo vor seinem Tod verbrannt. Jetzt aber kann ihm eine Skizze zugeordnet werden, die eine Vorarbeit für eines der Meisterwerke des Renaissancekünstlers ist - und ein paar kleine Schwächen aufweist.

Einem Kunsthistoriker der Universität Cambridge ist eine kleine Sensation gelungen: Er identifizierte eine Zeichnung aus dem 16. Jahrhundert als Studie von Michelangelo. Die Rötelskizze zeigt einen nackten Mann von hinten. Laut Paul Joannides, emeritierter Professor für Kunstgeschichte und einer der weltweit führenden Kenner Michelangelos, handelt es sich um einen Entwurf für die Sixtinische Kapelle im Vatikan.

Joannides bringt die Studie mit einem gegen die Schlangen kämpfenden Mann auf dem Deckengemälde "Die eherne Schlange" in Verbindung. Vermutlich entstand die Skizze im Jahr 1512. Die "eherne Schlange" gehört zu den letzten Abschnitten der weltberühmten Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle, die Michelangelo zwischen 1508 und 1512 malte.

Besucherinnen und Besucher bestaunen die Sixtinische Kapelle.

Besucherinnen und Besucher bestaunen die Sixtinische Kapelle.

(Foto: picture alliance / abaca)

Die Figur auf der neu entdeckten Zeichnung ist in der endgültigen gemalten Version allerdings aus einem anderen Blickwinkel dargestellt. "Wenn man die Zeichnung betrachtet, würde man annehmen, dass die Figur horizontal zu sehen ist. Das ist sie aber nicht. Sie muss um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht werden. Legt man beide Bilder nebeneinander, ist es zu erkennen. Nach der Untersuchung war offensichtlich, dass die Zeichnung eine Vorbereitung für diese Figur ist", erklärt Joannides laut "Guardian".

Die 15,7 mal 19,3 Zentimeter große Zeichnung war ursprünglich Rosso Fiorentino zugeschrieben worden, einem Nachfolger Michelangelos aus dem 16. Jahrhundert. Ein anonymer europäischer Sammler hatte sie 2014 erworben. Über einen Mittelsmann ließ er Joannides ein Foto schicken, da er eine Ähnlichkeit mit einer Figur auf dem oben genannten Deckenfresko erkannt zu haben glaubte.

Fast unmögliche Körperhaltung

Die Studie ist ein seltener und daher besonderer Fund. Es gibt nur sehr wenige ausgearbeitete Zeichnungen Michelangelos für die Sixtinische Kapelle, die erhalten sind. Der italienische Renaissancekünstler Giorgio Vasari schrieb in seinen 1550 erschienenen Künstlerbiografien, Michelangelo habe kurz vor seinem Tod eine große Anzahl an Skizzen und Zeichnungen verbrannt - aus Angst, sonst als weniger perfekt wahrgenommen zu werden.

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Joannidis zufolge weist die jetzt aufgetauchte Zeichnung trotz Michelangelos hervorragender Kenntnisse der Anatomie des männlichen Körpers tatsächlich Schwächen auf. Unter anderem sei die Pose fast unmöglich einzunehmen, der linke Oberschenkel sei zu lang und die Wirbelsäule "blockartig" dargestellt.

Michelangelo Buonarroti (1475 bis 1564) ist einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance. Er war als Maler, Bildhauer und Baumeister tätig und schrieb Gedichte. Zu seinen weltbekannten Werken gehören neben der Sixtinischen Kapelle unter anderem die David-Skulptur in Florenz und die Pietà im Petersdom in Rom.

Quelle: ntv.de, kse

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