Panorama

Durian-Alarm am FlughafenStinkfrucht verhindert Flugzeugstart

07.11.2018, 14:36 Uhr
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Stinkfrucht als Problemfracht: Der Durian-Duft ist ebenso intensiv, wie unverkennbar. (Foto: picture alliance/dpa)

Eingesperrt auf engem Raum und kaum Luft zum Atmen: Eine ungewöhnlich geruchsintensive Ladung im Frachtraum löst im Inneren eines indonesischen Fliegers kurz vor dem Start eine offene Meuterei unter Passagieren aus.

Ungewöhnlicher Zwischenfall im indonesischen Flugverkehr: Aufgrund eines unerträglichen Gestanks an Bord haben Passagiere am Regionalflughafen von Bengkulu auf Sumatra den Abbruch der Startvorbereitungen ihrer Maschine erzwungen. In der Kabine des Passagierjets der regionalen Fluggesellschaft Sriwijaya Air habe sich kurz vor dem Start ein übler Geruch ausgebreitet, berichteten lokale Medien.

Der Gestank löste unter den Fluggästen massive Proteste aus. Die Reisenden bestanden darauf, dass die Ursache vor dem Abflug sofort beseitigt wird. Zahlreiche Fluggäste drängten am Kabinenpersonal vorbei sofort wieder ins Freie. "Als ich das Flugzeug betrat, konnte ich den Gestank bereits riechen", schildert Flugpassagier Amir Zidane seine Eindrücke. "Ich beschwerte mich bei der Stewardess, aber sie sagte mir, ich solle einfach ein Beschwerdeformular ausfüllen."

"Kotzfrucht" an Bord

Als Quelle des Geruchs entpuppte sich eine Ladung im Frachtraum. Dort, im Bauch der Boeing 737 NG mit ihren knapp 190 Sitzplätzen, verströmte ein Container mit Lebensmitteln charakteristische Düfte, die bis in die Kabine der wartenden Maschine vordrangen. Bei der stinkenden Luftfracht handelte es sich um eine Ladung der für ihren üblen Geruch bekannten Früchte des Durianbaums. Die Passagiere forderten die Piloten dazu auf, das auch als "Stinkfrucht", "Kotzfrucht" oder "Käsefrucht" bekannte Obst umgehend aus dem Flugzeug zu schaffen.

Den Beteuerungen der Crew, dass sich der Geruch der Durian-Früchte nach dem Start verflüchtigen werde, habe niemand glauben schenken wollen, berichtete ein Passagier. Da im Laderaum während eines Flugs üblicherweise ein niedriger Luftdruck herrscht als in der Kabine, erscheint die Prognose der Besatzung durchaus plausibel.

Die Flugreisenden wollten sich darauf jedoch nicht einlassen: Die Startvorbereitungen der Maschine, die zu Wochenbeginn von Bengkulu in Richtung Jakarta abheben sollte, mussten unterbrochen werden. Der Gestank war offenbar so schlimm, dass keiner der Reisenden für den gut eine Stunde dauernden Flug zusammen mit den Stinkfrüchten an Bord bleiben wollte. Sriwijaya Air fliegt unter anderem mit Passagierjets vom Typ Boeing 737.

"Ich rief den Mitreisenden zu: Wer in diesem Flugzeug will fliegen? Alle riefen zurück: Nicht wir!", berichtete Zidane. Als auch andere Passagiere sich beschwerten, hätte die Besatzung nachgegeben und mit dem Ausladen der Durian begonnen. Mit einstündiger Verspätung hob die Maschine schließlich ab.

"Es ist nicht illegal"

Der Fall löst über die Grenzen Indonesiens hinaus großes Aufsehen aus: Die Fluglinie betonte, die Früchte seien gut verpackt gewesen, aber ein Rest könne den Gestank verursacht haben. Durian sind in Südostasien beliebt, ihr süßlich-fauler Geruch ist aber sehr gewöhnungsbedürftig und erinnert an eine Mischung aus ungewaschenen Schweißfüßen, toten Tieren oder verrottetem Fleisch.

In manchen Hotels, bei vielen Fluglinien und auch in manchen öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Mitbringen der Früchte daher grundsätzlich verboten. Indonesien erlaubt den Transport im Frachtraum von Flugzeugen bislang unter strengen Auflagen. Das Verkehrsministerium werde diese Regel aber mit Blick auf das Wohl von Passagieren überprüfen, versprach ein Sprecher des Flughafens in Bengkulu.

"Es ist nicht illegal Durian auf einem Flug zu befördern, solange sie gemäß den Vorschriften ordnungsgemäß verpackt sind und im Laderaum befördert werden", verteidigte eine Sprecherin von Sriwijaya Air das Vorgehen der Airline. "Viele Fluggesellschaften tun dies."

Quelle: mmo/jpe/dpa

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